Frankreich hebt alle Beschränkungen auf Deutschland diskriminiert Homosexuelle pauschal weiter
Ein starkes und positives Signal kommt heute von unserem Nachbarland Frankreich – ab sofort dürfen auch schwule Männer wieder Blut spenden. Ein historischer Schritt, denn von 1983 bis 2016 bestand ein generelles Blutspende-Verbot für homosexuelle Männer und auch nach 2016 durften nur solche Schwulen spenden, die nachweislich vier Monate keinen Sex gehabt hatten.
Frankreich geht mit seiner Gleichberechtigung und der Aufwertung homosexueller Männer im Gesundheitssektor sogar noch einen Schritt weiter – die sexuelle Orientierung wird bei einer Blutspende ab sofort gar nicht mehr abgefragt. Es wird also künftig kein Unterschied zwischen heterosexuell und homosexuell mehr gemacht werden, was de facto die pauschale, diskriminierende Einstufung von schwulen Männern als „Risikospender“ endlich beseitigt. Für alle spende-freudigen Menschen gelten nun dieselben Kriterien, wobei natürlich nach wie vor Risikopunkte wie beispielsweise der Konsum von Drogen abgefragt wird. Auch die Nutzung der PrEP innerhalb der letzten vier Monate ist ein Ausschlusskriterium.
Frankreich ist mit diesem Schritt eines der ersten Länder, das die Stigmatisierung schwuler Männer, geboren aus den Anfängen der AIDS-Krise, beendet. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr die Beschränkungen überarbeitet, allerdings nicht gänzlich aufgehoben. Ähnlich wie Frankreich zuletzt gilt in Deutschland immer noch eine viermonatige Auszeit in puncto Sex, bevor sexuell aktive Singles eine Blutspende durchführen lassen können. Die Blutspende-Sperre gilt laut der reformierten Richtlinie unter anderem bei "Sexualverkehr zwischen Frau und Mann mit häufig wechselnden Partnern/Partnerinnen", "Sexualverkehr zwischen Männern (MSM) mit einem neuen Sexualpartner oder mehr als einem Sexualpartner" und "Sexualverkehr einer Transperson mit häufig wechselnden Partnern/Partnerinnen."
Der FDP-Politiker Jens Brandenburg bezeichnete die neuen Richtlinien 2021 gegenüber der Tagesschau als Augenwischerei.
"Die Diskriminierung bleibt. Auch der geschützte Sex zwischen Single-Männern wird unsinnigerweise pauschal zum Risiko erklärt. Blut ist nicht schwul oder hetero." Björn Beck von der Deutschen Aidshilfe kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die gesonderte Nennung von trans-Personen in den Richtlinien „schlicht stigmatisierend“ sei.
Zum Vergleich: Im Nachbarland Österreich müssen homosexuelle Männer wie einst auch in Deutschland nach wie vor 12 Monate auf Sex verzichten, wenn sie Blut spenden wollen. Eine so lange sexuelle Auszeit dürfte realistischer Weise selbst für den ein oder anderen schwulen Priester schwer durchzuhalten sein.