Erfolg in der Karibik Oberster Gerichtshof in St. Lucia erklärt Anti-Sodomie-Gesetze für verfassungswidrig
Die LGBTIQ+-Community feiert: Im Karibikstaat St. Lucia wurde Homosexualität endlich entkriminalisiert – bis vor wenigen Jahren hatte die Regierung strikt an den Verboten festgehalten, nun fegte der Oberste Gerichtshof die sogenannten Anti-Sodomie-Gesetze vom Tisch.
Großer Sieg vor Gericht
Die höchsten Richter des Inselstaates erklärten Artikel 132 und 133 des Strafgesetzbuches für verfassungswidrig, die bisher Sodomie und schwere Unzucht zwischen gleichgeschlechtlichen Erwachsenen unter Strafe stellten. Das Urteil bedeutet die endgültige Abschaffung des Anti-Homosexualitätsgesetzes in dem kleinen karibischen Staat. Die queere Community hofft auf eine Signalwirkung für andere Karibikstaaten wie beispielsweise St. Vincent und den Grenadinen, wo nach wie vor Verbotsgesetze für Lesben und Schwule existieren. Zudem wurde in Trinidad und Tobago Homosexualität erst im März dieses Jahres wieder kriminalisiert.
Gerechtigkeit für Gräueltaten der Vergangenheit
Die Klage wurde von der Eastern Caribbean Alliance for Diversity and Equality (ECADE) zusammen mit der lokalen Vereinigung United and Strong eingebracht: „Dieses Urteil zeigt, dass unsere Karibik ein Ort sein kann und sein muss, an dem alle Menschen frei und vor dem Gesetz gleich sind. Wir haben jahrelang dafür gekämpft, dass die Rechte, das Leben und die Würde von LGBTQ+-Personen in St. Lucia und in der gesamten Organisation Ostkaribischer Staaten anerkannt werden. Das Urteil ist nicht nur ein Sieg vor Gericht, sondern auch ein Schritt in Richtung Gerechtigkeit für die vielen Menschen, die ihr Leben verloren haben, weil sie einfach nur sie selbst waren“, so Kenita Placide, Geschäftsführerin von ECADE.
Angesichts der negativen Entwicklungen in anderen karibischen Staaten sei der Entschluss der Richter hier ein „Licht der Hoffnung in einem Kontext jüngster Rückschläge.“ Es handelt sich um das vierte wichtige Urteil in einem von ECADE seit 2020 angeführten regionalen Rechtsstreit in fünf Ländern, nach ähnlichen Urteilen im Jahr 2022 in Antigua und Barbuda, St. Kitts und Nevis und Barbados.
Präzedenzfall für andere Karibikstaaten
Die ILGA World erklärte, das Urteil des Obersten Gerichtshofes sei ein „monumentaler Schritt nach vorne.“ Das britische Gesetz aus der Kolonialzeit habe bis heute verheerende Auswirkungen auf das Leben von LGBTIQ+-Personen gehabt, immer wieder sei es dabei zu Zerwürfnissen innerhalb von Familien, sozialer Ausgrenzung, Diskriminierung am Arbeitsplatz, willkürlicher Polizeibrutalität und sexueller Gewalt gekommen.
Das Urteil von St. Lucia stelle nun einen bindenden Präzedenzfall für alle Länder der Organisation Ostkaribischer Staaten OECS dar, darunter Anguilla, Grenada, Montserrat und die Britischen Jungferninseln, so Placide weiter: „Dieses Urteil ist nicht nur ein Sieg vor Gericht, sondern auch ein Schritt in Richtung Gerechtigkeit für alle Menschen, die ihr Leben verloren haben, nur weil sie sie selbst waren.“