Hoffnung für LGBTI*s in Afrika? Umdenken in einem homophoben Land
Der Staat Ghana in Westafrika gehört zu jenen Ländern auf der Erde, die man als homosexueller Mensch möglichst meiden sollte. Der Staat ist nicht nur für seine massiven Goldvorkommen, sondern auch für seine restriktive Haltung gegenüber homosexuellen Menschen bekannt. Gleichgeschlechtliche Liebe ist in dem afrikanischen Land für Männer illegal – für Frauen erlaubt – und wird mit fünf Jahren Gefängnis bedroht.
Soweit so bekannt – doch nun regt sich erstmals hörbarer Widerstand gegen die menschenfeindliche Gesinnung. Hintergrund ist die Verschärfung eines Gesetzes, das LGBTI*-Menschen noch massiver angreift als bisher. Wie zumeist in solchen Fällen werden argumentativ der „Schutz der Familienwerte“ herangezogen, um schlimmste Menschenrechtsverletzungen in ein schönes Outfit zu kleiden. Der Kern des neuen Gesetzes sieht vor, nicht nur weiterhin queere Menschen mit harten Strafen zu belegen, sondern künftig auch all jene Personen verurteilen zu dürfen, die LGBTI*-Menschen unterstützen. Diesen Unterstützern sollen dann 10 Jahre Haft drohen. Zudem soll auch jegliche Art von Gesundheitsleistungen für transsexuelle Menschen unter Strafe stehen.
Hoffnung kommt nun von unerwarteter Stelle: Ghanas anglikanische Kirchenführer haben den Gesetzesentwurf des Landes verurteilt und die Gesetzgeber aufgefordert, die neue Gesetzgebung zu überdenken (Church Times). So gab das Haus der Bischöfe in Ghana eine Erklärung ab, in der darauf hingewiesen wird, dass der Gesetzentwurf zu streng sei und überarbeitet werden müsse. Zwar stellten die Kirchenführer auch klar, dass LGBTI*-Aktivitäten von der Bevölkerung verpönt seien und die Traditionen und Werte des Landes geachtet werden müssten, fügten aber weiter hinzu: "Nichtsdestotrotz dürfen die ghanaischen Bürger das Gesetz nicht als Vorwand nutzen, um Personen mit homosexueller Orientierung anzugreifen, sondern müssen ihnen Liebe entgegenbringen, da die Kirche Jesu Christi dazu aufgerufen ist, die Liebe Gottes zu demonstrieren, indem sie alle verletzlichen Menschen und Gruppen schützt. Akte der Belästigung, Einschüchterung und Feindseligkeit gegen LGBTI*- Menschen sollten verurteilt werden. Die Kriminalisierung von Teilen des Gesetzes ist schwerwiegend und muss überarbeitet werden."
Es mag wie eine unbedeutende Randbemerkung klingen, ist aber im Land selbst ein politischer Donnerschlag – vor allem auch deswegen, da sich in den aktuell öffentlichen Anhörungen zu dem Gesetz auch immer wieder religiöse Organisationen zu Wort gemeldet haben, denen der neue Gesetzentwurf immer noch nicht weit genug geht. Sie forderten beispielsweise eine landesweite Suchaktion von queeren Menschen, die eingefangen und anschließend Konversionstherapien unterzogen werden sollten.
Fakt ist, dass sich die Situation für queere Menschen in dem westafrikanischen Land bereits jetzt abermals verschlechtert hat. Sie mussten zunächst als Sündenbock für die wirtschaftlichen Probleme des Landes herhalten und der Streit um die Verschärfung des Gesetzes hat nun dazu geführt, dass es zu noch mehr Gewalttaten gegenüber LGBTI*-Menschen gekommen ist. Queere Aktivisten attestieren, dass es für sie inzwischen um Leben oder Tod ginge. Ob der Gesetzentwurf wirklich umgesetzt wird, dürfte derzeit fraglich sein – durch die massiven internationalen Proteste sah sich inzwischen auch Ghanas Staatspräsident Nana Akufo-Addo dazu genötigt, zu mehr Toleranz gegenüber homosexuellen Menschen aufzurufen, wie News18 berichtete.

Davis Mac-Iyalla, die Direktorin des Interfaith Diversity Network of West Africa - einer Organisation, die queere Gläubige vertritt -, begrüßte mit kritischen Worten die Unterstützung der Kirche (Pink News): "Die Erklärung hätte schon früher kommen sollen und nicht erst jetzt. Viele Bischöfe in Ghana haben noch nie eine LGBTI*-Person getroffen, daher ist die Erklärung trotzdem willkommen. Ich möchte sehen, dass sie ihren Worten jetzt Taten folgen lassen, um die Würde und die Menschenrechte aller LGBTI*-Menschen und ihrer Verbündeten zu schützen (…) Menschen können leicht ihren Glauben oder ihre Kirche wechseln, aber man kann nicht dasselbe für ihre sexuelle Orientierung sagen."