Neue Gedenkstätte in Berlin Küsse auf Stein als Verbundenheit der Community
Berlin bekommt die erste Grab- und Gedenkstätte für LGBTIQ+-Menschen. Auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof soll nach Angaben der Schwulenberatung Berlin in den kommenden Jahren ein besonderer „Ort der Erinnerung, der Trauer und des Lebens“ entstehen. Nun hat der Verein die genauen Pläne vorgestellt, der Berliner Künstler Ulrich Vogel konnte die neunköpfige Jury mit seinem Vorschlag überzeugen.
Küsse von tiefer Bedeutung
Das Konzept sei sensibel und poetisch und schaffe zudem Raum für Sichtbarkeit, Würde und Begegnung, so die Schwulenberatung in ihrer Begründung für ihre Entscheidung. „Ich wollte einen Ort schaffen, der nicht ausschließt, sondern öffnet. Erinnerung ist nichts Starres – sie lebt, bewegt sich, verändert sich. Diese Gedenkstätte soll Menschen miteinander verbinden, über Grenzen hinweg“, so Vogel. Insgesamt hatten vierzehn Künstler Entwürfe eingereicht.
Zentrales Element der Gedenkstätte soll dabei der sogenannte „Kissing Stone“ sein, der einerseits Zärtlichkeit und menschliche Verbindungen aufzeigen soll und andererseits auch an die Küsse erinnern möchte, die an den Gräbern berühmte Menschen der Community wie beispielsweise dem schwulen Schriftsteller Oscar Wilde zu finden sind. Vogel hofft, dass so ein kollektives Gedenken und eine persönliche Geste Hand in Hand gehen. Besucher dürfen sich dabei dann sehr gerne mit einem Kuss auf dem Stein verewigen. Dies sei, so Vogel weiter, ein „sichtbares Zeichen der Verbundenheit über Generationen und Lebensgeschichten hinweg.“
Vielfalt und Würde
Die Details wurden gestern im Rathaus Schöneberg präsentiert. „Mit der neuen Grab- und Gedenkstätte entsteht ein einzigartiger Ort im Herzen der Stadt, der an LSBTI*-Menschen erinnert, deren Leben, Liebe und Identität über Generationen hinweg ausgegrenzt, verschwiegen oder vergessen wurden. Die Anlage soll sowohl Raum für individuelle Bestattungen bieten als auch für kollektives Erinnern und Gedenken“, so der Verein weiter.
Und Geschäftsführer Marcel de Groot ergänzt: „Diese Grabstätte ist ein Symbol dafür, dass queeres Leben und Lieben Teil unserer gemeinsamen Geschichte ist. Sie gibt Menschen einen Platz, die in der Vergangenheit keinen hatten – und sendet zugleich ein starkes Signal in die Zukunft: dass Vielfalt und Würde untrennbar miteinander verbunden sind.“
Zeichen der Verantwortung
Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann erklärte gestern: „Tempelhof-Schöneberg ist ein Ort mit tiefer queerer Geschichte. Diese Gedenkstätte ist ein Zeichen der Verantwortung, die wir tragen, wenn es um Erinnerung geht. Sie macht sichtbar, was zu lange unsichtbar war – und verbindet Trauer mit Hoffnung.“ Und Felix Milkereit von der Verwaltung für Kirchhöfe erläuterte außerdem: „Mit dieser Gedenkstätte schaffen wir einen Ort, der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet – einen Ort, der zeigt, dass Erinnerung lebendig sein kann.“