Tom Fords dritter Film Sinnlich und homoerotisch: Die Welt eines Kastraten
Der amerikanische Modedesigner und Regisseur Tom Ford (64) arbeitet an seinem dritten Filmprojekt – nach „A Single Man“ 2009 und „Nocturnal Animals“ 2016 will er nun ins Italien des 18. Jahrhunderts reisen. Im Film „Cry to Heaven – Ein Schrei zum Himmel“ konzentriert er sich inhaltlich auf einen Kastraten aus Kalabrien und einen venezianischen Adeligen.
Homoerotik und ein Kastrat
Der eine will der größte Sänger werden, der andere die schönsten Opern mit der perfekten Stimme komponieren. Die Buchvorlage zum Film stammt von der verstorbenen Bestsellerautorin Anne Rice (✝80), weltberühmt geworden einst durch ihre „Chronik der Vampire“ und Verfilmungen wie ihres Debütromans „Interview mit einem Vampir“. In ihrem historischen Kastraten-Roman, der in Deutschland unter dem Titel „Falsetto“ erschienen ist, wird die sinnliche und musikalische Geschichte des jungen italienischen Sängers Marco Antonio Teschi, genannt Tonio, aus Venedig erzählt, der im Jahr 1750 aus Profitgier von seinem Halbbruder kastriert und anschließend an den Komponisten Guido verkauft wird. Der Roman beschreibt Tonios Aufstieg zum berühmten Kastratensänger und seinen späteren, von Rache getriebenen Kampf gegen seinen Halbbruder.
Das überdies Besondere: Der historische Roman wartet mit expliziten und sehr sinnlichen Beschreibungen von schwuler Liebe und homosexuellen Beziehungen auf – auch Protagonist Tonio wird immer wieder zum Lustknaben für Kardinäle und Adelige. Kurzum, der perfekte Stoff für Ford, der bereits mit seinem Debütfilm „A Single Man“ nach einer Vorlage von Christopher Isherwood prickelnde Homoerotik auf die Leinwand zauberte.
Konzentration auf neue Filme
Nach rund zehn Jahren filmischer Schaffenspause kann sich Ford dabei nun ganz auf sein neues Projekt konzentrieren, nachdem er zuerst seine gleichnamige Modemarke 2022 für 2,8 Milliarden US-Dollar vollständig an Estée Lauder verkauft hatte und zu Beginn dieses Jahres seine letzte Modekollektion veröffentlichte. Inzwischen lebt und arbeitet Ford größtenteils in London und will sich ganz auf Filme konzentrieren – abseits seiner Vaterrolle natürlich. Ford hat einen 13-jährigen Sohn namens Alexander John, den er 2012 durch eine Leihmutterschaft zusammen mit seinem inzwischen verstorbenen Ehemann Richard Buckley (72) bekommen hat. „Ich möchte die nächsten zwanzig Jahre meines Lebens damit verbringen, Filme zu drehen. Die Zeit drängt, es war an der Zeit, sich von der Mode zu verabschieden, die ein Spiel für junge Leute ist“, so Ford.
Hohe Erwartungen
Zum neuen Filmprojekt erklärte jetzt sein Sprecher Simon Halls gegen der Variety: „Das Projekt befindet sich noch in der frühen Entwicklungsphase.“ Ebenso mit an Bord ist die berühmte Casting-Direktorin und zweifache Emmy-Gewinnerin Francine Maisler: „Wir arbeiten rund um die Uhr, weil er es ist. Wir arbeiten bei allem zusammen. Es wird ein epischer und unglaublicher Film, den Sie lieben werden.” Die Erwartungen sind hoch – zuletzt erzählte der Film „Farinelli“ 1994 über den namensgebenden berühmten Kastraten, ausgezeichnet mit einem Golden Globe. Von Ford wird daher nichts weniger als ein neues Meisterwerk erwartet. Seine beiden bisherigen Werke wurden mehrfach ausgezeichnet und waren oscarnominiert.