Teuflische Perversion Der oberste Apostel der US-Mormonen lehnt Homosexuelle radikal ab
Neues Gesicht, alte Denkweise: Der neue Führer der mächtigen Mormonenkirche in den USA machte in seinem ersten Statement diese Woche gleich klar: Die homosexuelle Ehe ist eine „teuflische Perversion“.
Radikaler Kritiker von Homosexuellen
Der neue oberste Apostel der Glaubensgemeinschaft heißt Dallin H. Oaks, ehemaliger Richter am Obersten Gerichtshof im US-Bundesstaat Utah und frische 93 Jahre jung. Er trat in dieser Woche die Nachfolge von Russell M. Nelson an, der im September im Alter von 101 Jahren verstorben war. Durch die strengen Nachfolgeregeln galt Oaks als gesetzt für das höchste Amt. „Ich nehme die Verantwortung, die Gott mir übertragen hat, mit Demut an“, erklärte der Senior so auch in einer kurzen Ansprache in Salt Lake City.
Oaks hat bereits seit den 1980er Jahren maßgeblich dazu beigetragen, dass die Homophobie in der Organisation stets von großer Bedeutung war. Als Jurist verfasste er 1984 ein Memo, das die angeblichen Gefahren der Legalisierung von Homo-Ehen hervorhob und welches jahrzehntelang die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage prägte. „Eine Generation homosexueller Ehen würde eine Nation entvölkern und, wenn sie sich ausreichend verbreiten würde, ihr Volk auslöschen. Unsere Ehegesetze sollten keinen nationalen Selbstmord begünstigen“, so der Jurist damals.
Die Kirche gab daraufhin Millionen US-Dollar aus, um ihren Einfluss landesweit geltend zu machen und die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in den USA zu verhindern, viele Jahre lang mit Erfolg, bevor der Oberste Gerichtshof 2015 die Ehe für Schwule und Lesben öffnete. In den Vereinigten Staaten leben fast zehn Millionen Mormonen, mehr als die Hälfte aller Glaubensanhänger weltweit.
Erste Öffnung hin zur Community
Die Ernennung von Oaks und seine erneute verbale Attacke auf Homosexuelle könnte dabei auch viel von jener positiven Entwicklung zerstören, die die Kirche in den letzten Jahren erlebt hat. So hatte die Glaubensgemeinschaft 2022 dem „Respect for Marriage Act“ zugestimmt, das Gesetz der damaligen Biden-Regierung schützt seitdem bestehende Ehen zwischen Homosexuellen. Der Clou: Die Kirche befürwortete das Gesetz, weil es gleichzeitig auch religiöse Minderheiten vor Diskriminierung schützt. „„Wir glauben, dass dieser Ansatz der richtige Weg ist. Wenn wir gemeinsam daran arbeiten, die Grundsätze und Praktiken der Religionsfreiheit zusammen mit den Rechten von LGBTIQ+-Personen zu bewahren, kann viel erreicht werden, Beziehungen zu heilen und ein größeres Verständnis zu fördern“, so die Kirchenleitung damals.
Nun folgt die inhaltliche Kehrtwende: „Homosexuelle Ehen sind eine teuflische Perversion der Fortpflanzungsabsichten Gottes und des irdischen Lebens, das er seinen Kindern gewährt hat“, so Oaks. Dabei ist Homosexualität selbst für den ersten Apostel nur ein „vorübergehendes Leiden“, das man bekämpfen und besiegen kann. Wie? Natürlich mit Konversionstherapien. Während seiner Zeit als Leiter der Brigham Young Universität sollen junge homosexuelle Schüler immer wieder mittels Elektroschockbehandlungen „therapiert“ worden sei.