Raub der „Queer-Bibel“ Erneut wurde das besondere Manifest in der Schweiz gestohlen
Zum zweiten Mal binnen eines Jahres wurde in der Schweiz jetzt die sogenannte „Queer-Bibel“ gestohlen. Diebe entwendeten unbekannte Täter das einzigartige und besondere Manuskript aus der Peterskapelle der katholischen Kirche in Luzern. Bereits im September 2024 war das erste Exemplar entwendet worden.
Weltweit einzigartige Bibel
Bei der „Queer-Bibel“ handelt es sich um eine alte Bibel aus Zürich, in die mittels transparentem Papier weitere Textpassagen eingefügt worden sind. Es ist die einzige Bibel dieser Art weltweit. Ziel dies Projekts zweier Theologen aus der Schweiz war es dabei, einen neuen Zugang zur Bibel zu schaffen, die auch „queere Identitäten“ berücksichtigt. Initiator Mentari Baumann hatte dazu erklärt: „So wird deutlich, wir schreiben keine neue Bibel, sondern holen einfach queere Aspekte aus den Texten.“
So gäbe es einerseits bereits Passagen in der Bibel, die bei genauer Betrachtung queere Aspekte enthalten, während andererseits weitere Textstellen als Erweiterung oder Konkretisierung eingefügt worden sind. Ein Beispiel ist die Josephsgeschichte im Buch Genesis: „Mein Vater schon, er hat schon früh erkannt, dass ich irgendwie anders bin. Als er mir dann dieses Prinzessinnengewand schenkte, war ich überglücklich. Schon immer hatte ich mit den schönen Stoffen der Frauen gespielt“, heißt es so an einer Stelle. An anderer Stelle im Buch Genesis findet sich beispielsweise dieser Auszug: „Kaum ausgesprochen, schon waren Menschen da. Manche waren weiblich, manche männlich, manche waren weiblich und männlich zugleich. Von manchen hätte Mensch denken können, dass sie weiblich waren, aber sie waren männlich und umgekehrt. Manche waren weder weiblich noch männlich, sondern ganz anders oder hatten mit Geschlecht gar nichts am Hut.“
Statement der Kirche
Die katholische Kirche in Luzern zeigte sich betrübt über den erneuten Diebstahl: „Wir stehen für eine Kirche, die sich traditionell für alle Menschen einsetzt, verbindend und solidarisch wirkt – unabhängig von Herkunft, Glaube, Religion oder sexueller Orientierung. Diese Überzeugung lassen wir uns durch diese Tat nicht nehmen“, so die Kirchenleitung.
Die Mutterkirche in Rom anerkennt die „Queer-Bibel“ allerdings nicht und verurteilte zuletzt mehrfach die „Gender-Ideologie“, die Ausdruck von „Frustration und Resignation“ sei und nur auf die „Auslöschung der sexuellen Differenz“ abziele. Auch der verstorbene Papst Franziskus hatte sich dazu eindeutig geäußert und erklärt, dass die „Verdrängung der Unterschiede zwischen Mann und Frau“ nicht die Lösung, sondern das eigentliche Problem sei. Der aktuelle Papst Leo XIV. steht LGBTIQ+-Themen ebenso skeptisch gegenüber. In Luzern wurde inzwischen eine neue Version der „Queer-Bibel“ in der Peterskapelle ausgelegt, zudem ist diese auch online einsehbar.