Aufruhr in Florida Bildungsministerium droht Lehrern mit Entlassungen
Floridas Gouverneur Ron DeSantis ist kein Freund von LGBTIQ+ und will das Thema allumfassend an öffentlichen Schulen im Bundesstaat unterbinden – bereits 2024 sprach das Bundesministerium Verbote aus, etwa 1.000 Bücher landeten im Rahmen des „Don't Say Gay“-Gesetzes auf dem Index. In diesen Tagen nun erweiterten die Verantwortlichen die schwarze Liste um erneut 55 Werke, die noch in dieser Woche aus den Bibliotheken verschwinden sollen – doch jetzt regt sich verstärkt Widerstand.
LGBTIQ+ ist „eindeutig pornografisch“
Bereits ebenso im letzten Jahr erklärten mehrere Bundesrichter in Florida, dass generelle Verbote so nicht tragbar sind – die Regierung scheint das in wesentlichen Teilen allerdings bis heute zu ignorieren. Mehrere Organisationen aus der Community, Verbände für freie Meinungsäußerung und auch Eltern- sowie Lehrergruppen wollen die offene Zensur nicht mehr hinnehmen, immer mehr wehren sich. Zuletzt landeten unter anderem auf dem Index das Sachbuch und Nachschlagewerk „This Book Is Gay“, André Acimans schwule Love-Story „Call Me By Your Name“ oder auch die bekannten Memoiren „All Boys Aren’t Blue“. Für das Bildungsministerium sind all jene Werke „eindeutig pornografisch“.
Machtspiel zwischen Gemeinden und Bundesstaat
Stephana Ferrell, Mutter und Direktorin des Florida Freedom to Read Project (FFTRP), erklärte dazu: „Im Grunde hat jeder Bezirk die Nachricht erhalten, dass diese Bücher nach Ansicht des Staates gegen das Gesetz verstoßen. Es spielt keine Rolle, ob die lokalen Gemeinschaftsstandards sagen: ‚Nein, diese Bücher sind für bestimmte Klassenstufen in Ordnung, und wir glauben, dass sie unseren Gemeinschaftsstandards entsprechen‘. Sie argumentieren, dass unsere Schulbibliotheken staatliche Einrichtungen sind und sie allein entscheiden können, was angemessen ist und was nicht.“
Ferrell geht dabei davon aus, dass in den meisten Fällen die selbsternannten Moralwächter die Werke oftmals gar nicht wirklich gelesen haben: „Man muss diese Bücher vollständig lesen, um festzustellen, ob sie darauf abzielen, den Leser sexuell zu erregen oder nicht. Doch auch dieses Argument interessiert nicht. Die Eltern vor Ort haben keine Möglichkeit, sich einzubringen. Nichts davon spielt eine Rolle. Der Staat hat für uns entschieden.“
Drohungen gegen Lehrer
Mehr noch, widersetzen sich lokale Schulbezirke, werden inzwischen vielerorts offen Drohungen ausgesprochen von Floridas Bildungsminister Anastasios Kamoutsas, allen voran sind davon Lehrer betroffen, denen mit „Massenentlassungen, Strafanzeigen und einer Verurteilung des öffentlichen Begutachtungsprozesses“ gedroht wird. Laut Ferrell schließen sich trotzdem aktuell immer mehr Pädagogen und Eltern mit Organisationen zusammen, um möglichst laut gegen diese Zensur zu protestieren.
Dabei befürchten viele betroffene Familien, dass die Lage auch langfristig Probleme bereiten wird, so Moderator Ali Velshi: „Es ist ein großes Problem, unsere jungen Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, ohne ein umfassendes Verständnis darüber, wie man sexuell übertragbare Infektionen oder Schwangerschaften verhindert, in die Welt zu schicken. Unsere jungen Menschen in die Welt zu schicken, ohne mit ihnen darüber zu sprechen, wer sie genau sind, ist nichts weniger als eine Krise.“