Direkt zum Inhalt
Große Trauer in Italien

Große Trauer in Italien Schwules Star-Designerpaar stirbt bei Frontalzusammenstoß auf der Autobahn - ein Rentner war als Geisterfahrer unterwegs

ms - 28.07.2025 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Große Trauer und Fassungslosigkeit in Italien: Das schwule Prominentenpaar Mario Paglino und Gianni Grossi starben am gestrigen Sonntag bei einem schweren Autounfall an der Grenze zwischen Piemont und der Lombardei auf der Autobahn Turin-Mailand. Unfallursache war nach bisherigen Ermittlungen ein 82-jähriger Mann, der auf der Autobahn mit seinem Fahrzeug in die falsche Richtung fuhr und dabei frontal mit dem Peugot des Künstlerpaares zusammenstieß.

Megastars in der Puppenwelt

Paglino und Grossi waren sowohl Lebens- als auch Arbeitspartner und machten sich einen Namen als weltweit führende Barbie-Sammler und Puppen-Designer. Im Jahr 1999 gründeten die beiden ihr Unternehmen Magia2000 und sorgten mit ihrem eleganten und detailreichen Stil international für Aufsehen. Als erstes ausländisches Duo kreierten sie 2006 und 2012 auch zwei Barbie-Conventionspuppen namens „Barbie Film Noir“ und „Barbie ist ewig ”. Bis zuletzt arbeitete das schwule Paar zudem für Mattel und viele namhafte Modefirmen. Sie schafften Sonderkollektionen für zahlreiche Puppen und inspirierten die menschliche Modewelt weltweit – von Vogue, Elle und Vanity Fair bis zur Cosmopolitan arbeiteten alle mit ihnen. Eine Puppe aus den Händen des Künstlerpaares war selten unter 15.000 Euro zu haben. 

Lieblinge der Promis – allen voran Madonna

Zu Lieblingin der Promis wurden sie durch ihre künstlerischen, einzigartigen Promi-Puppen wie Cher, Victoria Beckham, Sarah Jessica Parker, Laura Pausini, Giorgia, Sophia Loren oder auch Lady Gaga. Man sah sie oft im Fernsehen und bei Konzerten mit Puppen, die den berühmten Persönlichkeiten, denen sie huldigen wollten, zum Verwechseln ähnlich sahen. Ihr Lieblingsmotiv blieb allerdings auf ewig Popstar Madonna. Im Jahr 2009 trafen sie die Queen of Pop persönlich bei der britischen Graham Norton Show im Fernsehen. Ab 2015 waren sie überdies als Berater in der Barbie-Welt tätig, 2016 erhielten sie den renommierten Barbie Best Friend Award von Carol Spencer als Förderer der Barbie-Kultur in der Welt.

Fataler Unfall auf der Überholspur 

Italien und insbesondere die LGBTIQ+-Community trauert um zwei Kreative aus ihren eigenen Reihen. Der 82-jährige Unfallverursacher Egidio Ceriano aus der Provinz Novara war an der Mautstelle Marcallo Mesero auf die A4 aufgefahren und hatte seine geplante Ausfahrt verpasst – anstatt einfach die nächste Ausfahrmöglichkeit zu nehmen, wendete der 82-Jährige mitten auf der Autobahn und fuhr auf der Überholspur in die Gegenrichtung sieben Kilometer zurück, um an seiner geplanten Ausfahrt die Autobahn doch noch verlassen zu können – soweit kam es allerdings nicht, denn zuvor krachte er frontal mit dem Auto von Paglino und Grossi zusammen. 

Mit im Auto des Künstlerduos war ein befreundetes Ehepaar; der 37-jährige Bankangestellte Amodio Giurni starb ebenso durch den Unfall, seine jüngere Frau kam mit sehr schweren Verletzungen ins Krankenhaus nach Mailand. Sie erlitt ein Brusttrauma sowie Frakturen an Bein und Arm und musste intubiert werden. Die Ärzte beschreiben ihren Gesundheitszustand als sehr ernst, betonten aber auch, dass die Beifahrerin nicht mehr in Lebensgefahr sei. Der 82-jährige Unfallverursacher starb noch an der Unfallstelle.  

Herzerwärmende letzte Botschaft 

Paglino und Grossi waren fast 30 Jahre lang ein Paar und hatten in den Vereinigten Staaten von Amerika geheiratet, 2022 folgte in Italien die eingetragene Partnerschaft. Eine ihrer letzten Nachrichten auf Instagram lautete: „Nie zuvor war es so wichtig wie heute, die LGBTIQ+-Community zu unterstützen. Wir leben in einer schwierigen Zeit, in der alles eher rückläufig zu sein scheint, anstatt Fortschritte zu machen und Inklusion zu fördern. Jetzt ist es an der Zeit zu zeigen, dass Liebe wirklich etwas Einfaches und Wunderbares ist, dass die Anerkennung der Rechte aller niemandem etwas wegnimmt. Es ist an der Zeit zu zeigen, dass unser Leben wunderbar und erfüllt ist, unabhängig davon, wen wir lieben, und dass wir genauso viel wert sind wie alle anderen. In alle den Jahren haben wir unsere Liebe nie verheimlicht und wurden immer für die Einfachheit, mit der wir leben, respektiert." 

Zudem betonte das schwule Ehepaar weiter: "Es war nicht immer alles einfach, weder in der Familie noch außerhalb, aber wir haben immer daran geglaubt, dass es eine natürliche Entscheidung ist, man selbst zu sein und frei zu sein. Das ist alles, was man braucht: Respekt. Respekt für die freien Entscheidungen anderer, für die Liebe, die Tausende von Regenbogenfamilien verbindet. Es gibt noch viel zu tun, um die Wahrnehmung derjenigen zu ändern, die nicht sehen, verstehen oder akzeptieren wollen. Manchmal reicht es aus, sich zu nähern, zuzuhören und mit den Augen des Herzens zu sehen und nicht mit den Gewissheiten bestimmter Ideologien. Sei stolz, sei du selbst!“ 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.