Angegriffen und missbraucht Die Rechte von LGBTQ+-Personen in Kamerun werden massiv beschnitten
Die Lage für LGBTIQ+-Menschen in Kamerun hat sich binnen eines Jahres weiter massiv verschlechtert, immer öfter werden vor allem schwule Männer schikaniert, brutal attackiert, missbraucht oder direkt inhaftiert – die jüngste Entwicklung sei „extrem alarmierend“, betonten nun mehrere Menschenrechtorganisationen.
„Homosexuell verdächtig“ reicht aus
Allein in den letzten Monaten des Jahres 2024 seien so mindestens fünfzig Männer unter dem Vorwurf der Homosexualität verhaftet worden. Die kamerunischen Behörden verstärkten ihre Verhaftungen sowie Schikanen und Gewalt gegen all jene Personen, die ihnen „homosexuell verdächtig“ vorkamen. Immer wieder ist auch die Rede von grausamer Polizeigewalt sowie von analen Zwangsuntersuchungen, um Homosexualität „zu beweisen“. Dazu kam es auch deutlich verstärkt zu offener Gewalt gegen Schwule und alle jene Männer, die von den Bürgern als homosexuell eingestuft worden sind. Sechs homosexuelle Männer wurden ermordet. Das Klima der Angst nimmt dabei innerhalb der Community immer mehr zu.
Freiwild im Gefängnis
In anderen Fällen ist die Rede von Razzien an Treffpunkten sowie in Privatwohnungen, zudem seien willkürliche Inhaftierungen und öffentliche Demütigungen zur Norm geworden. In der Haft sind viele Opfer dann Schlägen, sexueller Gewalt und psychologischen sowie sexuellem Missbrauch ausgeliefert. Immer wieder werden von Männern offenbar auch Geständnisse erzwungen, um sie als homosexuell zu brandmarken. Bereits ein Kuss unter Männern kann so mit fünf Jahren Haft bestraft werden. Dabei macht die Polizei auch nicht mehr vor HIV-Projekten halt, die über Prävention und Gesundheit aufklären wollen – Treffen dieser Art werden ebenso vorab unterbunden oder zerschlagen. Die Inhaftierten sind oftmals dann Freiwild, ihnen wird sogar ein Anwalt oft über Monate oder Jahre verwehrt.
Ein Insasse berichtete so beispielsweise: „Während meiner Zeit im Gefängnis wurde ich schikaniert, angegriffen und misshandelt. Ich lernte auch andere Männer kennen, die wegen homosexueller Straftaten eingesperrt waren. Einige von ihnen waren mehr als zwei Jahre lang eingesperrt, während andere nur aufgrund des bloßen Verdachts, schwul zu sein, verhaftet wurden. Das Essen war knapp und sexueller Missbrauch war an der Tagesordnung... vor allem für die jüngeren schwulen Jungen, die ständig sexuellen Missbrauch durch die Größeren ertragen mussten, ist diese eine grausame Zeit.“
Hetze von Predigern und Musikern
Mehrere Menschenrechtorganisationen schlagen inzwischen Alarm, darunter auch die Weltgesundheitsorganisation WHO, mehrere Rechtsverbände aus Großbritannien wie auch Amnesty International. Daneben engagieren sich auch queere Verbände wie Familles LGBT, STOP Homophobie oder ADHEOS. Bereits vor zehn Jahren hatte Amnesty im Land die Initiative "Liebe ist kein Verbrechen" ins Leben gerufen – leider bisher ohne großen Erfolg.
„Laut Gesetz kann eigentlich nur verurteilt werden, wer bei homosexuellen Handlungen in flagranti erwischt wird. Doch die Gerichte des Landes legen das Gesetz sehr viel weiter aus: Bereits der Verdacht, homosexuell zu sein, kann zu einer Verurteilung führen. Homophobie ist in Kamerun weit verbreitet: Christliche Prediger und Medien hetzen gegen Schwule und Lesben. Wer homosexuell ist, wird von den Behörden diskriminiert“, so Amnesty. Politiker nutzen dabei auch soziale Medien oder beliebte Musikgruppen des Landes aus, um weiter gegen LGBTIQ+ zu hetzen. Einige Künstler wie Snoopie le Mélodie rufen in ihren Songs inzwischen ganz offen dazu auf, „Schwuchteln abzustechen“.