Direkt zum Inhalt
Digitale Gewalt
Rubrik

Digitale Gewalt Von Vergewaltigungsfantasien bis Morddrohungen – die Angriffe nehmen zu

ms - 16.01.2025 - 10:00 Uhr

Eine neue Studie im Auftrag der Organisation HateAid legt nun nahe, dass die Mehrheit der Menschen, die sich in Deutschland politisch engagieren, inzwischen digitale Gewalt und Anfeindungen erlebt haben könnten – insbesondere auch, wenn es um LGBTI*-Politik geht, wie der Aktivist und queere Content-Creator Fabian Grischkat gegenüber dem ZDF erklärte.  

Mehrheit erlebte heftige Angriffe

Die Studie „Angegriffen & alleingelassen: Wie sich digitale Gewalt auf politisches Engagement auswirkt“ wurde von der Technischen Universität München durchgeführt, befragt wurden 1.114 Personen, der Großteil von ihnen waren Politiker aus dem Deutschen Bundestag sowie politische Aktivisten, Wissenschaftler und Journalisten. Die Studie ist nicht repräsentativ.

In der Befragung gaben 58 Prozent an, Anfeindungen im Internet erlebt zu haben, Frauen sind dabei stärker betroffen (63%) als Männer (53%). Die Spannweite reicht von Sexismus und Frauenhass über die Androhung von physischer sexueller Gewalt bis hin zu Vergewaltigungsfantasien. 51 Prozent der Männer erlebten auch Androhungen von körperlicher Gewalt, Schlägen und Mord. 

Flucht vor digitalen Attacken

Diese digitale Gewalt wirkt sich dabei demnach auf das Verhalten der Betroffenen aus: Dies reicht von der Einschränkung der Kommunikation in sozialen Medien bis hin zum geplanten Rückzug aus dem politischen Engagement. HateAid forderte daher Parteien, Strafverfolgungsbehörden und Betreiber von Social-Media-Plattformen auf, politisch engagierte Personen dringend besser zu schützen.

Zudem betonte die Menschenrechtsorganisation weiter: „Die Gewalt bleibt nicht im Internet. Personen, die von digitaler Gewalt betroffen sind, berichteten zu einem größeren Anteil davon, auch analoge Gewalt erlebt zu haben:“ Im Schnitt jeder dritte Befragte erlebte so häufiger auch physische Angriffe. Politiker und politisch Engagierte fühlen sich dabei mehrheitlich auch im Stich gelassen und gaben an, sich nicht ausreichend auf digitale Gewalt und ihre Folgen vorbereitet zu fühlen.

Problem für die Demokratie

HateAid-Geschäftsführerin Anna-Lena von Hodenberg sagte dazu zusammenfassend: „Wir sehen es im aktuellen Wahlkampf: Durch den Hass und die Lügen, denen politisch aktive Menschen ausgesetzt sind, verändern viele die Art und Weise, wie sie Politik machen, handeln und kommunizieren. Es beeinflusst vor allem auch die Entscheidung darüber, ob und wie sie sich überhaupt noch engagieren. Das hat System und es muss uns alarmieren. Denn wenn sich immer weniger Menschen trauen, sich in unserer liberalen Demokratie zu engagieren, dann verlieren wir alle.“ HateAid appelliert so insbesondere an die nächste Bundesregierung, zügig gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um diejenigen besser zu schützen, die politische Verantwortung übernehmen.

Bereits im letzten Jahr zeigten mehrere Studien auf, dass insbesondere junge Homosexuelle besonders von digitaler Gewalt betroffen sind Insgesamt jeder dritte junge LGBTI*-Mensch (29,6%) im Alter zwischen 18 und 27 Jahren wurde bereits selbst angegriffen, über 63 Prozent haben digitale Gewalt zudem beobachtet. 

Auch Interessant

Kritik an der ePA

Offener Brief an Karl Lauterbach

Verbände und Gesundheitsexperten kritisierten jetzt die Sicherheitsprobleme bei der elektronischen Patientenakte- ein Problem gerade auch für LGBTI*.
LGBTI*-Jugendarmut

Alarmierende neue Studie

Eine neue Studie ist alarmierend: Rund 875.000 LGBTI*-Menschen unter 20 Jahren ist armutsgefährdet.
Hassverbrechen in Berlin

Beleidigungen und Körperverletzungen

Die Gewalt gegen LGBTI* nimmt an Brutalität und Quantität in Berlin weiter zu - das bestätigte jetzt die Queer-Beauftragte der Berliner Polizei.
Tony Slattery ist tot

Schwuler Komiker stirbt mit 65 Jahren

Er war Vorbild und Hoffnungsträger für die britische Gay-Community, nun ist Tony Slattery mit 65 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes verstorben.
Brisante Gästeliste

Amtseinführung von Donald Trump

Bei der Amtseinführung von Donald Trump werden einige Anti-LGBTI*-Staatschefs dabei sein - allen voran Georgia Meloni und Victor Orban.
Neuer Familienbericht

Realität und Vielfalt anerkennen

Die Vielfalt von Familienformen muss besser gefördert werden, fordert jetzt die Familienberichtskommission. Zudem brauchen Alleinerziehende mehr Hilfe
Verbot im Schulsport

Trans* Mädchen in den USA

Die Republikaner in den USA wollen jetzt trans* Mädchen die Teilnahme am Mädchenschulsport verbieten. 400 Organisationen kritisieren das scharf.
Wenig Vertrauen in die Polizei

Starke Bedenken in der Community

Der Vorsitzende der queeren Polizeiorganisation VelsPol kritisierte jetzt die große Unwissenheit über LGBTI*-feindliche Angriffe unter Polizisten.