Direkt zum Inhalt
Vorwürfe gegen PinkNews

Vorwürfe gegen PinkNews-Chefs Die beiden Chefs des queeren britischen News-Portals sollen ihre Mitarbeiter sexuell und anderweitig massiv angegangen sein

ms - 10.12.2024 - 09:30 Uhr
Loading audio player...

Das britische Online-News-Portal PinkNews ist eine der größten queeren Nachrichtenangebote weltweit, gegründet 2005 von Benjamin Cohen und seinem Ehemann Anthony James. Rund 30 ehemalige und noch aktuelle Mitarbeiter berichteten nun gegenüber der BBC von massivem sexuellen, gewalttätigen und anderweitigem Fehlverhalten. 

Sexuelles Fehlverhalten nach Trinkgelagen 

Sowohl Cohen wie auch James sollen sich immer wieder „stark unangemessen“ gegenüber männlichen Mitarbeitern verhalten haben, besonders schlimm sei es nach dem Konsum von Alkohol gewesen – offenbar wird in der queeren Redaktion von PinkNews viel und oft getrunken. Viele der ehemaligen Mitarbeiter sagten so aus, dass bei Betriebsfeiern oder Betriebsausflügen oft bis in die frühen Morgenstunden hinein viel Alkohol getrunken wurde und dass es jede Woche auch den „Prosecco-Freitag“ gab, an dem die Mitarbeiter kostenlos im Büro Wein und Chips erhielten. 

Immer wieder soll es dabei vorgekommen sein, dass bei Feiern stark angetrunkene Mitarbeiter von den beiden Chefs sexuell betatscht und geküsst worden sein sollen, ohne dass diese „in der Lage waren, ihre Zustimmung zu geben.“ In einem dokumentierten Fall soll James einen jüngeren Kollegen nach einem Pub-Besuch hinter einen Baum geführt haben: „Anthony hat sich einfach jemandem aufgedrängt, der nicht in der Lage war, diese Entscheidung für sich selbst zu treffen, weil er so betrunken war“, so ein ehemaliger Mitarbeiter. Mehrere Zeugen hätten das Geschehen mitbekommen, eingegriffen hätten sie aber aus Angst vor den Chefs nicht. Mehrfach sollen die beiden Chefs auch ihre Mitarbeiter im Rahmen der Trinkgelage offenbar dazu aufgefordert haben, untereinander „etwas Sexuelles“ miteinander zu machen.  

Gewalt und Mobbing am Arbeitsplatz 

Die Mitarbeiter berichten weiter, dass es immer wieder auch zu extremen Mobbing und weiterem sexuellem Fehlverhalten gekommen sei – viele Angestellte haben sich nicht mehr sicher in der Nähe der beiden Chefs gefühlt und versucht, nie mit ihnen allein in einem Raum zu sein. Mehrere Mitarbeiter bestätigten so auch, dass die beiden Eigentümer immer wieder sehr gewalttätig und handgreiflich geworden seien. Einer der Angestellten erklärte über das Verhalten von Cohen: „Er kann ziemlich brutal sein in der Art, wie er mit einem spricht. Wenn etwas schief geht, schlägt er wie eine Tonne Ziegelsteine auf dich ein (…) Er hat mich so sehr unter Druck gesetzt, dass ich nach Hause ging und weinte. Das führte zu Problemen in meiner persönlichen Beziehung zu meinem Partner.“

Des Weiteren sollen Cohen und James weibliche Mitarbeiterinnen dazu gedrängt haben, sich als Leihmütter für die beiden Firmeneigentümer zur Verfügung zu stellen. Das Verhalten sei laut mehreren Mitarbeitern „Bestandteil des frauenfeindlichen“ PinkNews-Unternehmens gewesen. 

Massive Beweislage 

Die BBC hat insgesamt 33 Personen befragt, die zwischen 2017 und 2024 für PinkNews gearbeitet haben. Dazu hat die BBC eine Vielzahl von Beweisen eingesehen, darunter offizielle schriftliche Beschwerden, private E-Mails und WhatsApp-Nachrichten, in denen die Mitarbeiter ihre Sorgen mitteilen, sowie ärztliche Aufzeichnungen, in denen auf Stress und psychische Probleme hingewiesen wird, die auf das Arbeitsumfeld bei PinkNews zurückzuführen sind. 

Vertreter von Cohen und James erklärten gegenüber der BBC, dass sie zu diesem Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben würden, beteuerten aber trotzdem, die Anschuldigungen seien falsch. Das queere Portal PinkNews ist in Großbritannien auch politisch sehr einflussreich, bei der jährlichen Preisverleihung des PinkNews Awards sind die führenden Politiker des Landes zu Gast, darunter in der Vergangenheit auch mehrfach britische Premierminister. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Hoffnung in Italien

Etappensieg zur Homo-Ehe

Zum dritten Mal hat ein Gericht in Italien nun homosexuellen Paaren mehr Rechte zugesprochen - die gleichgeschlechtliche Ehe rückt schrittweise näher.
Radikalisierung in Nigeria

Neues Gesetz gegen Homosexuelle

Homosexualität ist in Nigeria bereits illegal, nun soll ein neues Gesetzvorhaben die Lage für Schwule und Lesben weiter verschlimmern.
Neue Wege in England

Kampf gegen steigende STI-Fälle

England verzeichnet seit zwei Jahren Rekordzahlen bei neuen STI-Fällen in der Community. Nun soll direkt in Gay-Bars Impfungen angeboten werden.
Homophobie in der Kirche

Papst Leo und Kardinal Müller

Papst Papst Leo XVI. und Kardinal Müller haben mit deutlichen Worten klargestellt, dass die Kirche Homosexualität weiterhin nicht akzeptieren wird.
Eklat bei Ben & Jerry's

Firmengründer tritt zurück

Die Eismarke Ben & Jerry's setzte sich stets für LGBTIQ+ ein, nun tritt der Firmengründer zurück, weil der Mutterkonzern das Engagement missbilligt.
Suizid in Frankreich

Homophober Hass an Grundschule

Zu Beginn des neuen Schuljahres hat eine Grundschullehrerin in Frankreich Suizid begangen. Jahrelang wurde die lesbische Frau gemobbt und angefeindet.
Verbietet Trump die Flagge?

Queere Symbole bedroht

In den USA sorgt der Mord am ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk für eine neue Welle politischer Spannungen gegen LGBTIQ+.
Zunahme von Diskriminierungen

Intergeschlechtliche erleben Gewalt

Immer mehr intergeschlechtliche Menschen in Europa sind laut aktuellen Erhebungen verstärkt Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung ausgesetzt.
Angriffe in Cruising-Hotspots

Attacken in Berlin nehmen zu

Die Angriffe auf Schwule in Berliner Cruising-Hotspots haben zuletzt stark zugenommen. Die Polizei will nun mit verstärkter Präsenz gegensteuern.