Direkt zum Inhalt
Schwule Teenager in Australien

Schwule Teenager in Australien Mehr als jeder zehnte Schüler in Australien ist homosexuell – es mangelt dabei an adäquater Gesundheitsversorgung

ms - 29.10.2024 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Rund jeder zehnte High-School-Schüler in Australien ist schwul oder bisexuell – zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine neue Studie aus Down Under. Befragt wurden über einen Zeitraum von drei Jahren rund 6.400 Schüler der Jahrgangsstufe 8, also im Alter zwischen 14 und 16 Jahren.

12 Prozent sind nicht heterosexuell

Konkret gaben 12 Prozent der Jugendlichen an, schwul oder bisexuell zu sein, in seltenen Fällen auch pansexuell oder asexuell. Die Ergebnisse, so die Autoren der Studie, unterstreichen den „dringenden Bedarf“ an Unterstützungsdiensten in Schulen und Gesundheitseinrichtungen, um das erhöhte Risiko von Stigmatisierung, Diskriminierung und Gewalt zu mindern.

„Wir brauchen eine Kindergesundheitspolitik, die verschiedene Geschlechtsidentitäten und unterschiedliche Sexualitäten von klein auf einbezieht und unterstützt. Schulen und Gesundheitseinrichtungen müssen vor allem für sehr junge Heranwachsende sichere Räume sein“, so die Hauptautorin der Studie, Dr. Jennifer Marino, leitende Wissenschaftlerin an der Universität Sydney. 

Diskriminierung und Stigmatisierung 

Überdies betonte Marino, dass die Ergebnisse weitere Forschungen rechtfertigen: „Wir wissen seit langem, dass homosexuelle Jugendliche und junge Erwachsene ein erhöhtes Risiko für verschiedene psychische Probleme haben im Vergleich zu ihren gleichgeschlechtlichen, heterosexuellen Altersgenossen. Alles deutet darauf hin, dass der Stress der Minderheiten der Hauptgrund dafür ist – Diskriminierung und Stigmatisierung, die sich auf die Gesundheit und das soziale Ansehen auswirken.“

Die Kernaussage wurde bereits auch 2023 bei der letzten Nationalen Studie über die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Australier bestätigt: Demnach zeigte sich, dass 58,7 Prozent der Menschen, die sich als nicht-heterosexuell identifizieren, im vergangenen Jahr eine psychische Störung hatten. Bei den heterosexuellen Befragten lag diese Zahl gerade einmal bei 19,9 Prozent, also etwa einem Drittel.

Fehlende Kompetenz für homosexuelle Schüler

Marino betont überdies, dass die jüngsten Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass die meisten Jugendlichen bereits in jungen Jahren eine Ahnung davon haben, dass sie homosexuell sind. Unter jungen Teenagern scheint sich dabei auch international die Quote von schwulen und bisexuellen Jugendlichen bei rund 12 Prozent einzupendeln, wie laut der Wissenschaftlerin ausländische Studien nahelegen.  

Die Wichtigkeit der australischen Studie betonte unlängst auch Dr. Jonathan Hallett, leitender Dozent für Gesundheitsförderung an der Curtin University: „Diese Studien sind wichtig, um angemessene Mittel für die Gesundheitsversorgung von LGBTI* Menschen bereitzustellen. Wir messen, worauf es ankommt – zuvor waren unsere Communitys in so vielen australischen Daten schlicht unsichtbar. Es gibt nach wie vor erhebliche gesundheitliche Ungleichheiten, die LGBTI*-Personen in einem breiten Spektrum von Gesundheitsergebnissen betreffen, und dies wird nach wie vor mit Erfahrungen von Diskriminierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung in Verbindung gebracht. Die Forschung hat gezeigt, dass es den Leistungserbringern im Gesundheitswesen an kultureller Kompetenz mangelt und dass heteronormative Annahmen im australischen Gesundheitswesen Barrieren für den Zugang schaffen.“ 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.