Voller Erfolg für Heartstopper Heartstopper-Regisseur Newbery hätte sich als Teenager eine solche Serie gewünscht, während Darsteller Locke dem „woken Zeitgeist“ widerspricht
Erst vor wenigen Tagen startete beim Streamingdienst Netflix die dritte Staffel der Erfolgsserie „Heartstopper“ über die schwule Liebesbeziehung zweier britischer Schüler. Binnen kürzester Zeit schafften es die zehn neuen Folgen bereits jetzt ganz nach oben in den Netflix-Charts, genaue Zahlen werden erst später veröffentlicht. Vorab meldete sich nun der schwule Regisseur Andy Newbery (43) zu Wort.
Neuer Regisseur bei Heartstopper 3
Die ersten beiden Staffeln wurden mit dem walisischen Regisseurs Euros Lyn inszeniert, Newbery ist neu zum Team dazugestoßen und freut sich darüber: „Die Tatsache, dass ich jetzt hier bin und die Zügel bei der dritten Staffel in die Hand nehmen konnte, bei einer Serie, die er so wunderbar etabliert hat, ist für mich etwas ganz Besonderes“, so der Regisseur gegenüber der BBC. Seit rund 15 Jahren arbeitet der schwule Mann als TV-Runner, bisher hat er vor allem für die BBC Dramen und Filme umgesetzt.
Schwierige Themen und viel Hoffnung
Heartstopper nach den Graphic Novels von Alice Oseman scheint dem schwulen Regisseur dabei allerdings besonders am Herzen zu liegen: „Die Serie schreckt nicht vor den dunklen Seiten des Teenagerlebens und den Problemen mit der psychischen Gesundheit und solchen Dingen zurück und hat auch keine Angst davor, diese anzusprechen. Aber das Tolle ist, dass die Serie, egal wie tief man drinsteckt, immer das Gefühl vermittelt, dass es einen Ausweg gibt, dass sie immer auf Hoffnung und das Positive hinweist und zeigt, dass man aus diesen Dingen herauskommen kann, wenn man es muss.“
Die neue Staffel thematisiert viele schwierige Themen, vom ersten Sex über Essstörungen und psychische Probleme bis hin zu Transfeindlichkeit. „Es fühlt sich also definitiv so an, als würde in dieser Serie eine Art Erwachsenwerden und eine etwas reifere Sache stattfinden, und es wird alles ein bisschen tiefer und dunkler für die Gang“, so Newbery weiter.
Große Verantwortung gegenüber den Fans
Dabei spürt der schwule Regisseur auch die immense Verantwortung, die er gegenüber der großen jungen LGBTI*-Fancommunity hat: „Wenn man bei der dritten Staffel einer Serie einsteigt, möchte man all die Elemente beibehalten, die die Leute lieben. Aber man will ihr auch seinen eigenen Stempel aufdrücken. Und ich wollte sicherstellen, dass die Serie ihre eigene Identität hat und sich so anfühlt, als würde sie mit den Charakteren und den Geschichten erwachsen und reifer werden.“
Eine längst überfällige Serie
Dabei hätte sich der heute 43-jährige Newbery außerdem gewünscht, dass es eine solche Serie bereits gegeben hätte, als er noch ein junger schwuler Teenager war. „Als ich Heartstopper zum ersten Mal sah, dachte ich, dass ich eine Serie wie diese gerne gehabt hätte, als ich aufwuchs, und das habe ich seitdem sehr oft gehört, vor allem von Leuten in meinem Alter. Es geht darum, einfach zu wissen, dass es andere Menschen da draußen gibt, dass queere Menschen existieren und dass queere Liebe möglich ist, und dass ein Familienleben innerhalb dieser Art von Beziehungen möglich ist.“
Der schwule Regisseur ist heute glücklich mit seinem Mann verheiratet, im November erwartet das Paar sein zweites Kind mit einer Leihmutter. Abschließend betont Newbery, er verstehe die Herausforderungen, mit denen junge Menschen heute konfrontiert sein können, wenn sie sich mit ihrer Sexualität und Identität auseinandersetzen. „Hoffentlich machen es Shows wie diese der nächsten Generation einfacher, sich selbst ein bisschen leichter und schneller zu akzeptieren, und vielleicht gibt es dann nicht mehr so viel Scham, wie es für viele von uns der Fall war.“
Absage an „woke“ Filmregeln
Ebenso zu Wort meldete sich diese Woche Heartstopper-Hauptdarsteller Joe Locke, der sich gegen den sogenannten „woken Zeitgeist“ im Filmgeschäft stellte und erklärte, er finde es unfair, wenn heterosexuelle Schauspieler daran gehindert werden, queere Rollen zu spielen. Streamingdienste wie Amazon Prime sowie einige Filmstudios haben seit 2022 die Idee verbreitet, dass nur noch jene Schauspieler queere Rollen spielen dürften, die auch selbst homosexuell oder queer sind.
Es solle darum gehen, die Rollen „authentisch“ und mit den „besten Absichten“ zu spielen. Noch dazu sei es in der Realität schlicht sehr schwierig für die Studios, die Sexualität eines Schauspielers zu erfahren, wenn er sich für eine Rolle bewirbt. „Es gibt keine Möglichkeit, einem 16-Jährigen zu sagen: 'Bist du schwul, sonst kannst du nicht für diese Rolle vorsprechen?'“, so Locke abschließend.