Homophobie nach Überschwemmung Nach der Naturkatastrophe in Brasilien sind tausende LGBTI*-Menschen mittellos – und werden von den Hilfsverbänden erneut im Stich gelassen
Im Frühjahr dieses Jahres wurde Brasilien von einer Naturkatastrophe heimgesucht – über Wochen regnete es ununterbrochen durch und sorgte im Süden des Landes im Bundesstaat Rio Grande Sul für massive Überschwemmungen.
Davon betroffen sind bis heute rund 2,3 Millionen Menschen, über eine halbe Million wurden obdachlos. Fast 500 Städte standen unter Wasser – Straßen, Schulen und Krankenhäuser wurden vollständig zerstört. Das Wasser stieg teilweise über drei Meter hoch und zahlreiche Menschen mussten von Dächern gerettet werden.
Gewalt gegen LGBTI*-Menschen
Die LGBTI*-Organisation All-Out schlägt jetzt Alarm, denn vor allem homosexuelle Menschen erleben dabei seit damals in mehrfacher Hinsicht Ausgrenzung und Diskriminierung. „Die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen leiden am meisten, darunter Tausende von LGBTI*-Personen, die nicht nur weiterhin Lebensmittel, Unterkünfte, Kleidung und medizinische Versorgung benötigen, sondern auch mit Gewalt konfrontiert sind, wenn sie Hilfe suchen.“
Die Hasskriminalität sowie das Gewaltpotenzial im Land haben zuletzt stark zugenommen, allein Hassverbrechen stiegen binnen eines Jahres um 42 Prozent an. Gerade in ländlichen Regionen ist offene Homophobie noch weit verbreitet, dazu kommt aktuell eine brutale Mordserie an schwulen Männern. Dem nicht genug, erleben aktuell gerade auch LGBTI*-Personen, die ihr Hab und Gut durch die Überschwemmungen verloren haben, dass ihnen immer wieder Hilfe aufgrund ihrer Sexualität verweigert wird.
Keine Hilfe aus homophoben Gründen
Ana Clara von der LGBTI*-Organisation berichtet: „Die Überschwemmungen, die Anfang des Jahres im Süden Brasiliens Millionen von Menschenleben auslöschten, waren von historischer Tragweite. Aber die Tragödie ist noch nicht zu Ende. Jetzt hören wir von Gewalt in Notunterkünften und von queeren Personen, denen Hilfe verweigert wird. Klimakatastrophen treffen marginalisierte Gruppen immer am härtesten. Kannst du dir vorstellen, dass man dir medizinische Versorgung verweigert oder dich in Notunterkünften diskriminiert, nachdem du dein ganzes Haus verloren hast? Das ist das, was LGBTI*-Opfer nach einer der schlimmsten Überschwemmungen in der Geschichte Brasiliens aktuell immer wieder erleben.“
Bündnis mit LGBTI*-Verbänden
All-Out versucht dabei zusammen mit LGBTI*-Verbänden vor Ort, homosexuellen und queeren Menschen zu helfen, die nach der Naturkatastrophe jetzt erneut einen Schicksalsschlag hinnehmen müssen, indem ihnen jedwede Hilfe versagt bleibt. Derzeit sammelt die Organisation Spenden, um LGBTI*-Menschen im Süden Brasiliens mit Lebensmitteln, Kleidung und medizinischer Hilfe zu versorgen und ihnen Unterkünfte bereitzustellen.