Homophobe Angriffe Polizei zeigt starke Präsenz bei Pride-Parade in Stuttgart
Wenige Tage vor der Pride-Parade in Stuttgart kam es jetzt zu einer Reihe von homophoben Angriffen in der Stadt – unbekannte Täter setzten Plakate zum CSD in Flammen. Die Polizei zeigt sich alarmiert.
Alarmbereitschaft vor CSD
Für die Ermittler ist klar, dass es sich sehr eindeutig um eine homophobe Tat gehandelt haben muss – dabei hat der oder die Täter offenbar auch nicht in einem Affekt heraus ein einzelnes Plakat in Flammen gesetzt, sondern sie sind anscheinend geplant vorgegangen und zündeten nacheinander mehrere Stuttgart-Pride-Plakate in der Bolzstraße sowie auch in der Konrad-Adenauer-Straße an. Die Polizei löschte alle Feuer.
Der homophobe Vandalismus kann als Warnung verstanden werden, die Polizei wird bei der Pride-Parade am kommenden Samstag verstärkt im Einsatz sein. Erwartet werden bis zu 500.000 Besucher und rund 40.000 Teilnehmer, der Pride in Stuttgart gehört zu den besucherstärksten CSDs in Süddeutschland. Mit über 150 Formationen in diesem Jahr dürfte die Demonstration die größte in der CSD-Geschichte der Stadt werden. Die Angriffe auf Pride-Teilnehmer während der CSD-Parade wolle man auch daher unbedingt vermeiden.
Gegenüber SCHWULISSIMO hatte Andre Lehmann aus dem LSVD-Bundesvorstand zur diesjährigen Gefahrenlage erklärt: „Die Sicherheitslage rund um die Prides und CSDs in Deutschland ist leider so angespannt wie lange nicht mehr. Sowohl die großen als auch die kleinen CSDs können ein potenzielles Ziel sein – sei es von rechtsradikalen oder religiös motivierten Tätern.“
Zeichen gegen Hasskriminalität
Ähnlich wie anderenorts in diesem Jahr ist die Stimmung offenbar auch in Stuttgart aufgeheizt, gerade von rechtsextremen Agitatoren kamen in diesem Sommer bereits mehrfach Angriffe auf Pride-Paraden. Dazu passend will der Stuttgarter Pride mit dem Motto „Vielfalt leben. Jetzt erst recht!“ auch ein Zeichen gegen rechte Gewalt und Hasskriminalität gegen LGBTI*-Menschen setzen, die zuletzt binnen eines Jahres um 65 Prozent angestiegen ist.
„Die Geschehnisse der vergangenen Jahre und nicht zuletzt der vergangenen Monate machen uns große Sorgen. Gleichzeitig rütteln sie uns alle wach. Wir dürfen uns nicht auf den Zugeständnissen ausruhen, die wir uns als queere Menschen in den letzten Jahren und Jahrzehnten hart erkämpft haben. Wir dürfen es nicht riskieren, dass unsere Rechte und unsere Art frei zu leben und zu lieben wieder eingeschränkt werden und uns unsere Rechte wieder genommen werden“, so die Veranstalter.
Widerstand gegen homophoben Hass
Inzwischen hat auch der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen. CSD-Sprecher Detlef Raasch betonte, dass ein solcher Angriff zeige, wie „wichtig der CSD immer noch ist.“ Auf den Plakaten war das Pride-Motto sowie ein Regenbogen zu sehen. Das diese angezündet werden, sei dabei eine „neue Dimension“ von homophoben Angriffen.
„Was da passiert ist, ist einfach sehr traurig“, so Raasch gegenüber der Stuttgarter Zeitung. „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, betonte er anschließend weiter – er und sein Team haben inzwischen überall neue Plakate ausgehängt. Wer Hass gegen die Rainbow-Community säe, müssen mit Widerstand rechnen, betont der CSD-Sprecher.