Neue Studie zu Cyberstalking Täter greifen insbesondere Schwule, Lesben, junge Menschen und Frauen an
Stalking im Internet nimmt rapide zu, besonders betroffen davon sind Frauen sowie junge Menschen und zuallererst LGBTIQ+-Personen. Zu diesem beunruhigenden Ergebnis kommt eine neue Studie des University College in London (UCL), die jetzt im renommierten British Journal of Criminology veröffentlicht wurde. Der Bericht erfasst die generelle Sachlage online jenseits der Grenzen des Vereinigten Königreichs.
Permanente Verfolgung und Belästigung
Insgesamt wurden Daten von mehr als 147.000 Menschen zwischen 16 und 59 Jahren untersucht. Binnen kurzer Zeit habe sich dabei die Anzahl der Opfer von Cyberstalking beinahe verdoppelt. Anders als Hass und Hetze im digitalen Raum wird unter Cyberstalking die wiederholte und beharrliche Verfolgung, Belästigung oder Bedrohung einer Person verstanden mit dem Ziel, diese zu kontrollieren und ihr Angst einzujagen. Die Täter wollen dabei möglichst viel Kontrolle über ihre Opfer erlangen und kontaktieren sie über alle digitalen Wege, also sowohl in den sozialen Medien als auch über E-Mails und App-Nachrichten bis hin zum Tracking von Smartphones oder dem Hacken von Konten aller Art.
Besonders betroffen: LGBTIQ+-Menschen
Am meisten davon betroffen sind Lesben, Schwule und Bisexuelle – sie werden fast doppelt so oft zu Opfern wie heterosexuelle Personen, so die Untersuchungsergebnisse. Danach folgen Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 24 Jahren sowie Frauen. „Obwohl Cyberstalking in absoluten Zahlen immer noch seltener vorkommt, ist es die einzige Form, die im Laufe der untersuchten Jahre einen statistisch signifikanten Anstieg verzeichnete“, so die Autoren der Studie. Im Gesamtdurchschnitt aller Bürger sind inzwischen fast zwei Prozent der Menschen von Cyberstalking betroffen – bei LGBTIQ+-Personen sind die Werte doppelt so hoch.
Die Lust am Stalking
Eine weitere Besonderheit des Cyberstalkings, auf die die Studie hinweist, ist die Tatsache, dass der Großteil der Opfer die Täter vorher nicht kannte, gerade einmal 32 Prozent hatten zuvor Kontakt. In der Mehrheit der Fälle werden Menschen also von Fremden angegriffen, die darin offenbar einen besonderen Lustgewinn verspüren.
Erschreckend ist überdies die Selbsteinschätzung der Betroffenen: Gerade einmal knapp 27 Prozent der Opfer würden die Angriffe auf ihre Person als Straftat bezeichnen, nur die Hälfte von ihnen (rund 49%) hält Cyberstalking generell für falsch. Die Autoren der Studie betonen, dass viele Opfer in gefährlicher Weise die psychischen, sozialen und rechtlichen Folgen von Angriffen unterschätzen.
„Es ist besorgniserregend, dass junge Menschen, obwohl sie besonders stark betroffen sind, Cyberstalking am wenigsten als Straftat wahrnehmen. Dieses Szenario macht deutlich, wie dringend es ist, Sensibilisierungskampagnen und öffentliche Maßnahmen auszuweiten, die insbesondere diese gefährdeten Gruppen schützen, die Bekämpfung von Cyberstalking verstärken und ein sichereres digitales Umfeld für alle Menschen, insbesondere für die LGBTIQ+-Community, fördern“, so das zentrale Fazit.