Alarm an britischen Schulen Neue Studie offenbart dramatische Lage vieler homosexueller Schüler
Die internationale Jugendhilfsorganisation Theirworld mit Hauptsitz in London schlägt jetzt Alarm – die neuste Studie bestätigt ähnlich wie andere Untersuchungen der letzten Monate national wie international, dass es an den Schulen ein massives Problem mit Mobbing von homosexuellen Schülern gibt.
Die Organisation ist in über einhundert Ländern weltweit aktiv und hat sich seit 2002 einen Namen im Einsatz für Kinder und Jugendliche gemacht. Die jüngste Umfrage in Zusammenarbeit mit YouGov legte den Fokus dabei auf die Situation in Großbritannien, die Autoren der Studie befürchten allerdings ähnliche Entwicklungen in vielen westlichen Ländern in Europa.
Jeder Zweite erlebt Schikane
Die Hälfte der homosexuellen Schüler (47%) wird inzwischen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung schikaniert und diskriminiert, erschreckenderweise auch von Lehrern oder dem Schulpersonal. Die Hälfte derjenigen, die Mobbing erfahren haben (49%), haben dies dann auch nie gemeldet. Von denjenigen, die es dem Personal meldeten, sagten 72 Prozent, dass dieses schlecht darauf reagierte. Rund 13 Prozent von ihnen wurden bereits von Lehrkräften oder Verwaltungsangestellten gemobbt. Jeder zweite Schüler (49%) fühlt sich folgerichtig von Lehrern auch nicht akzeptiert, 38 Prozent sind der Auffassung, dass Schulen keine sichere Umgebung für LGBTI*-Jugendliche sind.
Für immer mehr junge Menschen sei ihre Schule zu einem „Ort des Schreckens und nicht des Lernens“ geworden. Die befragten jungen homosexuellen Schüler berichteten dabei überdies von erschütternden Erfahrungen – sie wurden in Toiletten eingesperrt, regelmäßig geschlagen, getreten, verbal und sexuell missbraucht und sogar zu Selbstmordgedanken getrieben.
64 Prozent berichteten von verbalen Beschimpfungen, 33 Prozent von Online-Attacken, 26 Prozent von Gewaltandrohungen, 12 Prozent von körperlicher Gewalt und weitere 12 Prozent von sexuellen Übergriffen. 35 Prozent haben bereits mehrfach aus Angst vor Mobbing den Unterricht geschwänzt.
Eine Krise – auch für homosexuelle Lehrer
Nirvana Yarger (26), eine lesbische Grundschullehrerin aus London und globale Jugendbotschafterin für Theirworld, spricht von einem „besorgniserregenden Rückschritt“ in der Haltung gegenüber LGBTI*-Jugendlichen: „Ich war von 2020 bis 2022 Klassenlehrerin und hatte das Gefühl, dass es in den Schulen eine integrativere Atmosphäre gegenüber LGBTI*-Mitgliedern gibt. Ich bin jetzt mit einer Frau verheiratet, und wenn ich noch an einer Schule unterrichten würde, hätte ich mich nicht wohl dabei gefühlt, es den Kindern zu sagen, während ich es damals noch getan hätte. Wenn bereits ein erwachsener Lehrer im Jahr 2024 das Gefühl hat, dass es unsicher ist, seine sexuelle Orientierung zu offenbaren, will ich mir gar nicht vorstellen müssen, wie viel schlimmer es für unsere jungen Menschen sein muss!“
Ein sicherer Ort für alle?
Justin van Fleet, Präsident von Theirworld, erklärte dazu: „Bildung ist die stärkste Waffe, die wir haben, um tolerantere, sicherere und gleichberechtigtere Gesellschaften zu schaffen, in denen jeder teilnehmen und sein volles Potenzial ausschöpfen kann. Alle jungen Menschen verdienen einen sicheren Ort zum Lernen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung. Allerdings sind LGBTI*-Jugendliche in Schulen auf der ganzen Welt häufiger von Mobbing und Diskriminierung betroffen als ihre Altersgenossen.“
Um diese Probleme zu bekämpfen, hat Theirworld eine globale Task Force für sichere Schulen für LGBTI*-Jugendliche ins Leben gerufen. Die Task Force soll jungen LGBTI*-Menschen eine Plattform und ein Netzwerk bieten, um sich für eine integrativere Bildungspolitik in Gemeinden auf der ganzen Welt einzusetzen.