Direkt zum Inhalt
Homo-Heilung in Italien

Homo-Heilung in Italien Italien soll endlich die Konversionstherapien verbieten, so die klare Forderung des landesweiten LGBTI*-Bündnisses

ms - 21.06.2024 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Italien macht mobil gegen Konversionstherapien! Rund 30 LGBTI*-Verbände fordern jetzt das Ende der unseriösen Homo-Heilungen, die zumeist bis heute von kirchlichen Trägern und Verbänden angeboten und durchgeführt werden. 

Heilungsangebote sind Alltag

Das Bündnis der LGBTI*-Verbände betont dabei, dass bereits seit rund dreißig Jahren die Wissenschaft Homosexualität als „natürliche Variante des menschlichen Verhaltens“ anerkennt, es handele sich also keineswegs um eine Krankheit, die es zu „heilen“ gilt. Dennoch: Laut den jüngsten Daten der Europäischen Grundrechteagentur hat jeder fünfte homosexuelle Italiener (18%) bereits Erfahrungen mit den unseriösen Praktiken gemacht. Für Schwule und Lesben sind Heilungsangebote noch immer Alltag.

Die Forderung an die italienische Regierung ist klar: Jedwede Form dieser „Therapien“ soll schnellstmöglich verboten werden. Zudem müsse das italienische Parlament die „Freiheit, Gleichheit und Gesundheit jedes Einzelnen unabhängig von seiner sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität anerkennen und schützen.“

Schlusslicht in Europa

Zu den Unterzeichnern gehören sowohl schwule wie auch schwul-lesbische, queere und Trans-Verbände in Italien. Direkt an die aktuelle Regierung von Ministerpräsidentin Georgia Meloni gewandt betont das Bündnis überdies, dass „Italien in Bezug auf die Gleichstellung der Rechte für LGBTQIA*-Personen zu den Schlusslichtern unter den europäischen Ländern gehört und einen zunehmenden Gebrauch von Hassreden verzeichnet, die diese Personen delegitimieren, indem sie sie als Abweichungen betrachten, die umerzogen oder, noch schlimmer, ´geheilt´ werden können.“ 

Homo-Heilung ist Folter

Und weiter: „Diese illegitimen und gefährlichen Praktiken reichen von psychologischem Missbrauch bis hin zu physischer Gewalt und wurden von den Vereinten Nationen im Jahr 2020 als echte Folter definiert. Diese Praktiken sind nur die Spitze eines Eisbergs, der Vorurteile, Stereotype und Diskriminierungen verbirgt, die immer noch weit verbreitet sind, zusammen mit einer spezifischen Sichtweise der Gesellschaft, in der es Menschen erster und zweiter Klasse gibt. Wir wollen den Kurs ändern, die Diskriminierung beenden, Suizide und die Verfolgung unserer Identitäten verhindern und dafür sorgen, dass Italien bald für jede Person und jede Familie ein einladenderer Ort wird.“

Verhallen die Forderungen ungehört?

Ferner betonen die Verbände, dass sowohl das Europäische Parlament wie auch der Europarat und die EU-Kommission sich klar gegen Konventionstherapien ausgesprochen haben. Das Klima des Hasses gegenüber LGBTI*-Personen müsse daher endlich ein Ende haben. Ob Meloni selbst die begründeten Forderungen bedenkt, darf zumindest angezweifelt werden – seit ihrem Amtsantritt im vergangenen Jahr führt die 47-Jährige einen fortwährenden Kampf gegen Homosexuelle und insbesondere gegen Regenbogenfamilien

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Kritik an türkischer Willkür

Empörung im Fall Hocaoğulları

Die Kritik am Vorgehen der Türkei wächst, die im August den Jugenddelegierten des Europarats Hocaoğulları nach kritischen Äußerungen festgenommen hat.
Gesetz gegen Diskriminierung

Besserer Schutz für LGBTIQ+

2022 führte die Ukraine ein Anti-Diskriminierungsgesetz ein, nun sollen die Strafen für Intoleranz deutlich verschärft werden zum Schutz von LGBTIQ+.
Neuregelung bei Vaterschaften

Kritik an erstem Gesetzentwurf

Das BMJV hat einen Gesetzentwurf zur Neuregelung der Rechte leiblicher Väter vorgelegt. Der LSVD+ sieht darin ein „großes Risiko für queere Familien“.
Trauriger Jahrestag

Vier Jahre Taliban-Herrschaft

Seit vier Jahren herrscht die Taliban in Afghanistan - das Leben für LGBTIQ+-Menschen wurde in dieser Zeit immer mehr zur Hölle.
Widerstand in Uganda

Mütter im Einsatz gegen Homophobie

Seit zwei Jahren macht das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Uganda das Leben für LGBTIQ+-Menschen zur Hölle. Nun begehren immer mehr Eltern dagegen auf.
Missbrauchsskandal in den USA

Homophober Republikaner verhaftet

Der US-Republikaner RJ May hetzte stetig zum „Schutz der Kinder“ gegen LGBTIQ+. Nun steht er wegen der Verbreitung von Kinderpornografie vor Gericht.
Dunkle Wolken über der Kirche

Streit über homosexuelle Segnungen

Schwarze Wolken über der katholischen Kirche: Die Hälfte der deutschen Bistümer sehen Segnungen von Homosexuellen kritisch oder lehnen sie direkt ab.
Eklat um Barbie-Film

Absage nach Gewaltdrohungen

In Frankreich wurde eine Open-Air-Vorführung von "Barbie" gecancelt, nachdem Jugendliche mit Gewalt drohten. Der Film "befürworte Homosexualität".
Gefängnis dank Facebook-Profil

Drei Männer in Indonesien in Haft

Drei schwule Männer in Indonesien sollen ein Facebook-Profil für LGBTIQ+-Menschen online gestellt haben – dafür drohen ihnen jetzt 12 Jahre Haft.