Einsamkeit in der Community Etwa die Hälfte der jungen Menschen ist vertraut mit dem Gefühl
Mit einer Aktionswoche will das Bundesfamilienministerium in dieser Woche das Thema Einsamkeit stärker in den Fokus der Öffentlichkeit bringen – eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt indes jetzt auf, dass vor allem junge Menschen im Alter zwischen 19 und 22 Jahren davon betroffen sind. Das dürfte sich auch weiterhin besonders prägnant auf junge LGBTI*-Menschen auswirken – in keiner anderen Generation definieren sich so viele Personen als homo- oder bisexuell beziehungsweise queer.
Die Hälfte kennt Einsamkeit
Mehr als jeder fünfte junge Mensch in diesem Alter (22%, Ipsos-Studie) ist LGBTI*. Fast die Hälfte der 19-bis-22-Jährigen ist von Einsamkeit betroffen. Rund 35 Prozent fühlen sich dabei „moderat einsam“, elf Prozent sind „stark einsam“. Dazu kommt in der gesamten Altersgruppe von 16 bis 30 Jahren eine mäßige Lebenszufriedenheit.
Die jüngsten Daten decken sich mit Erhebungen von LGBTI*-Beratungsvereinen wie dem Coming Out Day Verein oder anyway in Köln. Während der Corona-Zeit sind gerade unter LGBTI*-Jugendlichen die Gefühle von Einsamkeit massiv noch einmal angestiegen, damit einhergehend depressive Verstimmungen bis hin zu Gedanken rund um einen möglichen Suizid. Das große Problem: Die bisherigen Entwicklungen deuten stark darauf hin, dass sich die Situation in der jungen LGBTI*-Generation auch mit Ende der Pandemie nicht wieder verbessert hat.
Feststecken im Krisenmodus
Ähnliches halten auch die Forscher der Bertelsmann-Stiftung fest: „Die Zunahme der Einsamkeit scheint in dieser Altersgruppe somit nachhaltig zu sein.“ Warum diese Entwicklung allerdings weiter fortschreitet, ist bis heute nicht abschließend geklärt, allein durch die Kontaktbeschränkungen der Pandemie könne sich die Sachlage allerdings nicht erklären, so die Autoren der Studie weiter.
Wahrscheinlich spielen auch „sich wandelnde Kommunikations- und Umgangsformen“ eine Rolle. Am Ende bedarf es so offenbar dringend mehr Ursachenforschung, warum die Generation Z und damit auch viele LGBTI*-Jugendliche im „allgemeinen Krisenmodus“ feststecken. Für die Forscher ist klar: Junge Menschen gehörten zur „neuen Risikogruppe“ für Einsamkeit.
Blick in andere Länder
Abschließend betonen die Autoren, die jungen Menschen brauchen dringend Lösungen, die „wirklich ihren Bedürfnissen entsprechen und ihnen helfen, sich weniger isoliert zu fühlen.“ Dabei könne man durchaus aus den positiven Erfahrungen anderer Länder lernen und müsse vor allem jungen Leuten selbst stärker zuhören. Bundesfamilienministerin Lisa Paus betonte in dieser Woche zudem, man müsse das Thema Einsamkeit auch gesamtgesellschaftlich aus der Tabuzone holen.
Hier gibt es Hilfe
Die Berichterstattung über Depressionen und Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.
Mit Beratung steht dir auch der Coming Out Verein via Messenger oder E-Mail unter www.coming-out-day.de zur Seite. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de