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Würdigung für Ulrich Matthes

Würdigung für Ulrich Matthes Hommage der Adenauer-Stiftung für schwulen Schauspieler

ms - 29.05.2024 - 12:00 Uhr
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Die Konrad Adenauer-Stiftung ehrte gestern Abend den schwulen Berliner Schauspieler Ulrich Matthes mit einer besonderen Hommage, die Laudatio dazu hielt Alt-Kanzlerin Angela Merkel, die mit Matthes seit Jahren gut befreundet ist. 

Ein Leben für die Kunst

Zum 23. Mal ehrte die CDU-nahe Stiftung damit eine „herausragende Persönlichkeit“ der deutschen Kulturlandschaft. Matthes ist seit vielen Jahren auf den deutschen Theaterbühnen zu Hause, seit 2004 festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin und war drei Jahre lang auch Präsident der Deutschen Filmakademie. Die Stiftung betonte, Matthes sei einer der „großen Mimen unserer Zeit, der nicht zuletzt das junge Publikum für die Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Problemen gewinnt.“ 

Matthes wirkte in zahlreichen TV-Produktionen mit, einer seiner markantesten Rollen war die Darstellung von Joseph Goebbels im Kinofilm „Der Untergang“. Der gebürtige Berliner ist auch als Synchronsprecher sehr aktiv, er ist die deutsche Stimme unter anderem von Kenneth Branagh, Charlie Sheen, Ralph Fiennes und Sean Penn. Zudem setzt sich der 65-jährige schwule Schauspieler auch immer wieder für die Gay-Community ein – im Jahr 2021 gehörte er so zu den rund 180 Schauspielern, die bei der Act-Out-Kampagne Präsenz zeigten. 

Persönliche Laudatio von Merkel

Die Ehrung stand auch deswegen im besonderen Fokus der Presse, weil Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel zu Besuch in der Stiftung war – das ist insofern bemerkenswert, weil sich die 69-Jährige eigentlich weitestgehend von der CDU zurückgezogen hat und sogar die Ernennung zur Ehrenvorsitzenden der Partei abgelehnt hatte. Die Berliner Presse ist sich indes sicher, dass dies nicht das „Ende der Eiszeit“ sei, sondern vielmehr nur ein Zeichen dafür, wie besonders Merkel den befreundeten Schauspieler persönlich schätzt. 

Merkel betonte zu Beginn ihrer Laudatio so auch, dass sie nur laienhaft über die Arbeit von Matthes sprechen könne, denn Schauspielerei sei nun einmal nicht ihr Metier. Es gebe allerdings doch auch Anknüpfungspunkte mit der Politik – so habe sie zu ihrer aktiven Zeit wohl des Öfteren auch gesagt und noch viel öfter gedacht: „Mach doch nicht so ein Theater.“ 

Von dort ging Merkel inhaltlich zum Thema Toleranz über und betonte mit Blick auf den „Menschenfreund“ Matthes: „Gleichzeitig verweigert Ulrich Matthes konsequent jede Toleranz, wo Intoleranz und Menschenverachtung vorkommen. Diese Auseinandersetzung scheut er nie.“ Er gebe auf der anderen Seite jedem eine Chance, bevor er sich eine Meinung bilde und lebe damit tatsächlich Toleranz: „Das finde ich bedeutsam, denn Toleranz ist eine Mangelware in der heutigen Zeit.“

Warnung vor Rassismus und Antisemitismus

Matthes wiederum warnte in seiner Dankesrede vor Rassismus und Antisemitismus: „Von rechts außen war er immer da, von muslimischer Seite, zunehmend auch von links.“ Er komme öfters an einer kleinen Synagoge vorbei, die inzwischen von Polizisten und Sicherheitsleuten bewacht werden müsse, erzählt der Schauspieler sichtlich bewegt: „Es braucht heute in Deutschland sieben Menschen, um den Besuch in einem Gotteshaus von Menschen wie Ihnen und mir zu schützen. Das ist der helle Wahnsinn. Das darf nicht wahr sein!“ 

Dass die ehemalige Bundeskanzlerin eine Laudatio auf ihn halte, sei für Matthes einfach „crazy“. Zu ihrer Rede sagte der Schauspieler: „Es war sozusagen gleichermaßen naturwissenschaftlich, es war empathisch, es war warmherzig. Es war genau, es war lustig. Also lauter Eigenschaften, die Du ja hast, die ich an Dir kenne und die ich an Dir mag.“

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