Filmpreise in Cannes Zum ersten Mal wurde eine Trans-Frau als beste Schauspielerin beim Filmfestival ausgezeichnet
Große Freude in Cannes – beim französischen Filmfestival ging der Preis für die beste Schauspielerin in diesem Jahr an das Ensemble des „Trans-Gangster-Musicals Emilia Pérez“. Es ist das erste Mal, dass damit auch eine Trans-Frau in dieser Kategorie ausgezeichnet worden ist. Bei der Gala nahm die in Madrid geborene Trans-Preisträgerin Karla Sofía Gascón (52) den Preis stellvertretend auch für ihre drei Kolleginnen Selena Gomez, Zoe Saldana und Adriana Paz entgegen.
Standing Ovation
Das spanischsprachige queere Musical „Emilia Pérez“ war dank seiner dramatischen Geschichte das Gesprächsthema der Filmfestspiele von Cannes in diesem Jahr. Die Story kreist sowohl um die mexikanischen Drogenkriege als auch um den Kampf für Freiheit von Transsexuellen im Land. Im Mittelpunkt steht dabei Kartellboss Manitas (Karla Sofia Gascón), der sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterziehen will, um künftig als Frau mit Namen Emilia Pérez ein neues Leben zusammen mit seiner Familie beginnen zu können. Mehrfach wurde der Film bei Vorführungen in diesen Tagen mit minutenlangen stehenden Ovationen gefeiert. Auch Regisseur Jacques Audiard wurde ausgezeichnet, der Franzose erhielt den Preis der Jury.
Ein Preis für alle Trans-Personen
Gascón nahm den Preis für das Ensemble mit einer tränenreichen Rede entgegen und widmete ihn allen Trans-Personen. Dazu erklärte sie: „Dieser Sieg hat einen bittersüßen Beigeschmack, wir kommen voran, aber nur langsam. Ich habe genug von Egos, von Ängsten, von so vielen Menschen, die versuchen, meine Arbeit zu verunglimpfen, um ihre eigene Leere zu füllen. Sie irren sich, wenn Sie denken, dass mich das schwächt, im Gegenteil, es macht mich stärker, Sie sind der Treibstoff, um meinen nächsten Schritt zu erreichen. Ich habe beschlossen, mit niemandem mehr in eine Kontroverse einzutreten, ich habe zu lange an vorderster Front gekämpft, jetzt werde ich nur noch meine Arbeit sprechen lassen (…) Ich habe eine Botschaft der Hoffnung für all die Menschen, die in Dunkelheit und Hass leben, wie es in diesem wunderbaren Film geschieht: Es gibt immer eine Chance, sich zu ändern und ein besserer Mensch zu werden, denkt darüber nach. Eine Schlacht mehr ist gewonnen.“
Queer Palm an Gay-Bashing-Story
Der LGBTI*-Preis „Queer Palm“ ging in diesem Jahr an den Film „Three Kilometers to the End of the World“. Darin wird die Geschichte des 17-jährigen schwulen Adrian aus Rumänien erzählt, der Opfer von „Gay Bashing“ wird, nachdem er zuvor beim Flirten mit einem anderen Jungen erwischt worden war. Am nächsten Morgen ist die Welt für ihn eine andere, auch deswegen, weil sich seine Familie zusehends von ihm distanziert.