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Gewalteruption in Berlin

Gewalteruption in Berlin Anti-Gewaltprojekt Maneo veröffentlicht neuste Zahlen

ms - 08.05.2024 - 13:00 Uhr
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Die Berliner Beratungsstelle Maneo hat heute ihre neuste Statistik für das Jahr 2023 veröffentlicht – die Zahl der festgestellten gewalttätigen Übergriffe auf LGBTI*-Menschen ist erneut massiv angestiegen, binnen eines Jahres nun um insgesamt 29 Prozent. 

Mehr Schutz für LGBTI* gefordert

Alles zusammen wurden Maneo im Jahr 2023 so 1.014 Fälle und Hinweise zugetragen, von diesen waren 978 gänzlich neu. Unterm Strich haben sich 892 betroffene Personen im Jahr 2023 an Maneo gewandt. In den meisten Fällen handelt es sich bei der Hasskriminalität um Körperverletzungen, Beleidigungen, Nötigung und Gewalt. 

Maneo-Leiter Bastian Finke betonte: „Wir sind über das Ausmaß der Gewalt beunruhigt, weil Übergriffe teils langanhaltende Spuren und Verletzungen bei Betroffenen hinterlassen. Betroffene brauche alle erdenkliche Unterstützung – keine Bagatellisierung und Schönrederei (…) Wir fordern den Senat in Berlin dazu auf, den Schutz unserer Einrichtungen und Events sicherzustellen.“ 

Hohes Dunkelfeld

Die hohen Meldezahlen seien auch ein Anzeichen für die Akzeptanz der Arbeit des Anti-Gewaltprojektes und machten darüber hinaus auch Hoffnung, dass immer mehr Menschen bereit sind, Vorfälle und Angriffe auch publik zu machen. Trotzdem stellt Finke erneut fest: „Nach wie vor schätzen wir den Anteil nicht angezeigter Delikte gegen LGBTIQ in Berlin als sehr hoch ein. Das Dunkelfeld liegt unserer Einschätzung nach bei 80-90 Prozent.“

Mehr Sichtbarkeit, mehr Angriffe

Zudem betonte Finke die steigende Sichtbarkeit von LGBTI*-Szenekulturen in Berlin, die die Stadt zwar einerseits als Ort der Vielfalt auszeichnen, andererseits aber dadurch auch verstärkt für potenzielle Täter sichtbar werden: „Mit der Sichtbarkeit geht Angriffsfläche einher.“

Neben Angriffen auf Menschen registrierte das Anti-Gewaltprojekt so auch 85 Übergriffe gegen LGBTI*-Einrichtungen oder Gedenkstätten. Die Attacken reichen von Schüssen bis hin zu Anschlägen mit Buttersäure oder Brandsätze. Mitarbeiter wurden mehrfach bedroht, mit Reizgas angegriffen, beleidigt und bespuckt. Auch Besucher solcher Treffpunkte erlebten immer wieder Körperverletzungen und Einschüchterungsversuche. 

Vorurteilskriminalität ist ein deutschlandweites Problem

Regional mit Abstand am stärksten betroffen  ist der Bezirk Schöneberg, erst danach folgen weit dahinter Berlin Mitte, Kreuzberg und Tiergarten. Einmal mehr betonte Maneo auch kritisch, dass seit 2020 ein anonymer Austausch und zahlenmäßiger Abgleich mit der Berliner Polizei nach 25 Jahren guter Zusammenarbeit vormerklich aus Datenschutzgründen nicht mehr erfolgt.

Trotzdem betont Finke abschließend: „Berlin ist hier für Deutschland ein Leuchtturm. Dass es in den übrigen Bundesländern an einem ´rechtspolitischen Willen´ fehlt, ist offensichtlich darauf zurückzuführen, dass hier Erkenntnisse ignoriert werden. Das wurde letztes Jahr im Juni auch auf der Bundesinnenministerkonferenz deutlich (…) Vorurteilskriminalität gegen LSBTIQ+ ist ein deutschlandweites Problem, ein Problem, dass viele Menschen in Europa und weltweit beschäftigt.“

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