Späte Reue Britische Aufsichtsbehörde entschuldigt sich für Berufsverbote bei schwulen Ärzten
Späte Entschuldigung: Der britische General Medical Council (GMC) entschuldigte sich jetzt offiziell bei allen schwulen Ärzten in England, Wales, Schottland und Nordirland, denen durch die unabhängige Aufsichtsbehörde in der Vergangenheit Schaden zugefügt worden war.
Berufsverbot wegen Homosexualität
Die 1858 gegründete GMC ist eine der ältesten medizinischen Einrichtungen der Welt und bis heute befugt dazu, Untersuchungen einzuleiten, die darüber entscheiden können, ob Mediziner weiterhin Patienten behandeln dürfen oder nicht. Zwischen 1899 und 1994 leitete die GMC gegen mindestens vierzig männliche Ärzte ein Verfahren wegen ihrer Homosexualität ein, wie aus einer kürzlich durchgeführten internen Untersuchung hervorgeht. Mindestens acht von ihnen wurden daraufhin aus dem Arztregister gestrichen – sie durften nie wieder als Ärzte praktizieren.
Späte Entschuldigung
Charlie Massey, der Generaldirektor der GMC, bezeichnete die Ergebnisse der Untersuchung als „schockierend“ und erklärte: „Als Aufsichtsbehörde haben wir Maßnahmen gegen männliche Ärzte ergriffen, die daraufhin verurteilt wurden, weil sie einvernehmliche sexuelle Handlungen mit anderen Männern vorgenommen oder versucht hatten, solche Handlungen vorzunehmen. Wir haben Karrieren beeinträchtigt und in einigen Fällen sogar beendet. Dafür möchten wir uns entschuldigen.“
Der GMC sorgte dabei in der Vergangenheit nicht nur dafür, dass einigen Ärzten ein Berufsverbot auferlegt worden war, sondern schaffte durch die Anklagen auch ein diskriminierendes und feindseliges Umfeld für alle schwulen Männer im britischen Medizinbereich. Für viele Schwule bedeutete das ein Leben im Geheimen. Prof. Dame Carrie MacEwen, die Vorsitzende der GMC, dazu weiter: „Homophobe Gesetze und Haltungen, die bis in die 1980er Jahre und darüber hinaus galten, haben persönlichen und beruflichen Schaden verursacht. Wir haben diesen Schaden noch vergrößert, als wir zusätzliche regulatorische Maßnahmen gegen diejenigen ergriffen, die im Arztregister eingetragen waren. Das tut uns aufrichtig leid.“
Jahrzehnte voll Homophobie
Mit dem Sexual Offences Act wurden 1967 in England und Wales private homosexuelle Handlungen zwischen Männern über 21 Jahren entkriminalisiert. In Schottland wurde das Gesetz erst 1980 und in Nordirland erst 1982 geändert. Wie viele Ärzte schlussendlich tatsächlich betroffen waren, lässt sich heute anhand des langen Zeitraums nicht mehr eindeutig feststellen, das letzte bestätige Berufsverbot stammt aus dem Jahr 1966, allerdings wurde noch Jahrzehnte später gegen Ärzte nur aufgrund ihrer Homosexualität ermittelt, viele von ihnen wurden von der Behörde verwarnt.
„Dass wir noch in den 1990er Jahren Fälle und Sanktionen gegen Ärzte in Betracht zogen, ist schockierend. Selbst wenn keine behördlichen Maßnahmen ergriffen wurden, war der Stress, einen Fall vor der GMC zu haben, und damit die Verurteilung der sexuellen Orientierung, sicher beträchtlich“, so Generaldirektor Massey weiter.
Vorurteile bestehen bis heute
Die Vereinigung der homosexuellen Ärzte in Großbritannien, Gladd, bedankte sich im Namen aller Ärzte für diese späte aber aufrichtige Entschuldigung. Dr. Duncan McGregor aus dem Vorstand von Gladd dazu: „Die tiefgreifenden Auswirkungen dieser Handlungen auf das Leben der Ärzte damals können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Diese Entschuldigung ist ein wichtiger Schritt, um das Unrecht der Vergangenheit wiedergutzumachen, und obwohl der Schmerz und der Schaden, der diesen Ärzten zugefügt wurde, nicht ungeschehen gemacht werden kann, ist es wichtig, die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit anzuerkennen.“
Dabei betonte McGregor abschließend, dass die Gefahr eines Berufsverbots zwar heute nicht mehr existiere, sehr wohl aber Vorurteilte im britischen Gesundheitswesen gegenüber Schwule und Lesben.