Direkt zum Inhalt
Finstere Zeiten
Rubrik

Finstere Zeiten Südafrikas ehemaliger Staatspräsident hetzt gegen Schwule

ms - 30.01.2024 - 12:00 Uhr

Südafrika gilt auf dem Kontinent als letzter Zufluchtsort für viele tausend schwule Männer, seitdem die Angriffe auf Homosexuelle in weiten Teilen des Landes immer stärker zunehmen – angefeuert durch das umgangssprachliche „Kill the Gays“-Gesetz in Uganda, welches die Todesstrafe für Schwule vorsieht, verschärfen gerade immer mehr Landesregierungen ihre Gesetze gegen Homosexuelle, darunter Kenia oder auch Nigeria.

Einstiges Vorbildland Südafrika

Nun könnte bald Südafrika auch zum Problemfall werden – das Land hatte einst eine Vorbildfunktion inne und öffnete bereits auf Druck des Verfassungsgerichts im Jahr 2006 die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Die Richter entschieden damals, dass niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden dürfe.

Auch innerhalb der Gesellschaft werden Schwule und Lesben zumindest teilweise und zudem mehr toleriert als in allen anderen Ländern Afrikas. Bis heute ist Südafrika außerdem das einzige Land auf dem Kontinent, das die Homo-Ehe überhaupt eingeführt hat – genau damit soll jetzt aber Schluss sein, zumindest wenn es nach Jacob Zuma geht.

Streichung der Homo-Ehe?

Der ehemalige Staatspräsident (2009-2018) war seit Anbeginn ein Gegner der Gleichstellung von Homosexuellen und hat jetzt erklärt, er werde das Gesetz rückgängig machen, wenn seine Partei uMkhonto weSizwe bei den Wahlen in diesem Sommer gewinnen werde. Zuma betonte weiter, dass Gesetz entspreche nicht der Mehrheitsmeinung in der Gesellschaft, wie die Sunday Times berichtet.  

Schock bei LGBTI*-Organisationen

Menschenrechtsgruppen zeigten sich schockiert über die eindeutigen Angriffe gegen die Rechte von Schwulen und Lesben. Dawie Nel, Geschäftsführer der LGBTI*-Organisation OUT LGBT Well-Being, erklärte: „Es ist wirklich beunruhigend, dass ein südafrikanischer Führer, der gegen die Unterdrückung durch den Apartheidstaat gekämpft hat, sich nun dafür einsetzt, die Rechte einiger seiner Bürger zu beseitigen!“ Wenn Zuma bei dieser Einstellung bleibe, so Nel weiter, dann lasse „sein Verständnis unserer Demokratie und Verfassung zu wünschen übriglässt.“

Zuma hatte zwar in der Vergangenheit beteuert, zu der Verfassung seines Landes zu stehen – inklusive des Schutzes von sexuellen Minderheiten –, aber an anderer Stelle immer wieder sich klar auch dagegen positioniert. So hatte er beispielsweise erklärt, gleichgeschlechtliche Ehen seien eine „Schande für die Nation und für Gott.“ Zu seiner Jugendzeit hätte man einen Schwulen noch niedergeschlagen. Später behauptete Zuma dann stets, man habe ihn falsch interpretiert.

Aufruf an alle Bürger

„OUT ruft die Partei uMkhonto weSizwe und alle politischen Parteien, die sich an den Wahlen 2024 beteiligen, dazu auf, die gleichen Rechte und die Würde aller Südafrikaner zu bekräftigen und davon abzusehen, verletzliche Minderheiten wie die LGBTI*-Community für billige politische Vorteile auszunutzen und ins Visier zu nehmen", so Nel weiter.

Und der Sprecher von Sonke Gender Justice, Bafana Khumalo, bekräftigte zudem mit Blick auf Zuma: „Das sind die Führer, die wir in diesem Land wirklich nicht verdient haben. Wir sind ein demokratisches Land, das jeden respektiert, und das sind die Werte, die in unserer Verfassung stehen. Es ist traurig, dass sie jetzt Themen verwenden wollen, die diejenigen betreffen, die am Rande unserer Gesellschaft stehen, wo wir noch immer ein hohes Maß an Gewalt gegen sexuelle Vielfalt in unserem Land haben, nur weil Menschen eine andere sexuelle Orientierung haben.“ Ein Sprecher von Zumas Partei erklärte inzwischen nun einmal mehr, der 81-Jährige habe das alles nicht gesagt und sei erneut falsch interpretiert worden.   

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Mahnung zur Migrationspolitik

Rechte von LGBTIQ+-Flüchtlingen

Amnesty International mahnt an, dass bei den schwarz-roten Koalitionsverhandlungen die Migrationspolitik überdacht werden muss, auch bei LGBTIQ+.
Grundgesetzänderung

Linke queer kritisiert Kai Wegner

Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD: Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hofft auf eine Grundgesetzänderung für LGBTIQ+.
Chemsex-Notlage in London

Ärzte-Alarm: Jeden Tag ein Notfall

Die Chemsex-Lage in London ist außer Kontrolle, jeden Tag kommt es zu lebensgefährlichen Notfällen, warnen jetzt Gesundheitsexperten.
Tiefe Risse in der US-Politik

Das Schweigen der US-Demokraten

Tiefe Risse in den USA: Queere US-Verbände zeigen sich empört über zu wenig Einsatz für LGBTIQ+ seitens der Demokraten und verlieren das Vertrauen.
Aufruf zu Protesten

Zusammenhalt in Ungarn

Ungarns Präsident Victor Orbán will den Budapest Pride unterbinden – dagegen regt sich jetzt international Widerstand.
Peggy Parnass ist tot

Ikone der Schwulenbewegung

Peggy Parnass ist tot. Die Ikone der Schwulenbewegung starb im Alter von 97 Jahren in Hamburg.
Diskriminierung in den USA

Studie enthüllt dramatische Lage

Ablehnung, Mobbing, Hass: Diskriminierung ist inzwischen für jeden dritten LGBTIQ+-Amerikaner Alltag, so neuste Studiendaten.
Eurovision Song Contest

Song-Überarbeitung und Absage

Die Fan-Kritik zeigte Wirkung: Das ESC-Team hat den deutschen Beitrag „Baller“ von Abor & Tynna überarbeitet. An anderer Stelle gab es eine Absage.
Todesfall Roman Mercury

Todesursache sorgt für Bestürzung

Bestürzung im Todesfall Roman Mercury: Fans gehen davon aus, dass der 45-jährige Adult-Darsteller an „gebrochenem Herzen“ gestorben ist.