Angriff in Schwulenbar Erneut kam es zu Gewalt gegenüber LGBTI*-Menschen in Frankfurt am Main
Erneut kam es in Frankfurt am Main zu einem Angriff auf die LGBTI*-Community, dabei wurden zwei Menschen verletzt – wie jetzt bekannt wurde, ereignete sich der Vorfall bereits letzte Woche. Gegen 23.15 Uhr betraten am Mittwochabend zwei unbekannte Männer das Lokal in der Schäfergasse im schwul-lesbischen Kiez der Stadt und versprühten ohne Vorwarnung Pfefferspray auf die fünfzehn Gäste. Zwei Personen erlitten dadurch Atemwegsreizungen und mussten vom Rettungsdienst erstversorgt werden.
Polizei sucht nach Zeugen
Anschließend flüchteten die beiden männlichen Täter unerkannt. Die Frankfurter Polizei prüft aktuell noch, ob es sich tatsächlich um eine homophob motivierte Tat handeln könnte, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Die Täterbeschreibung hält aktuell fest, dass die beiden Männer 1,80 Meter beziehungsweise 1,75 Meter groß waren und beide eine normale Statur haben. Beide waren mit schwarzen Jacken bekleidet und trugen eine auffällige neongrüne Plastiktüte mit sich. Die Frankfurter Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet Zeugen, die Hinweise zu den Tatverdächtigen oder zum Tathergang geben können, sich zu melden (Telefon: 069 / 755 10100).
Einsatz gegen Hasskriminalität
In Frankfurt am Main kam es in den letzten Jahren verstärkt zu Angriffen auf LGBTI*-Menschen, die zuletzt auch in puncto Gewaltbereitschaft immer weiter zugenommen haben. Mit einem Fünf-Punkte-Plan will die Stadt zusammen mit der Polizei gegen die Hasskriminalität vor Ort vorgehen. So sollen Lokale, die als „Safe Spaces“ für die Community fungieren, dies bereits außen sichtbar mit Aufklebern aufzeigen. Die Polizei will zudem mit mehr Präsenz vor Ort sein. Weitere Aufkleber mit QR-Codes verweisen auf Beratungsstellen und eine Online-Anlaufstelle der Polizei.
Kritik an der Polizei
Gerade die Polizei war seitens des Lesben- und Schwulenverbands Hessen (LSVD) immer wieder in die Kritik geraten, es fehle dabei an ausreichenden Schulungen, gezielten Präventionsprojekten und einer Überarbeitung der Erfassungssysteme von Hasskriminalität. Zudem müssten die Polizisten mehr für Angriffe dieser Art sensibilisiert werden. Bereits im letzten Jahr forderten LGBTI*-Aktivisten mit einem Protestmarsch durch die Innenstadt eine Verbesserung der gefährlichen Situation – die LGBTI*-Community erlebe eine „Gewalteruption“. Noch im Mai dieses Jahres hatte die Polizei erste Verbesserungen der Lage bekundet – langfristig scheint sich dies allerdings noch nicht durchgesetzt zu haben.
Warum es ausgerechnet im Frankfurter Szeneviertel zu so viel Gewalt gegenüber LGBTI*-Menschen kommt, ist umstritten. Zum einen ist die Ecke ein verkehrstechnischer Knotenpunkt mit viel Durchlauf, zum anderen sei das Viertel aber auch multikultureller geworden. Wieder andere geben der Gentrifizierung des Viertels eine Mitschuld, nachdem zuletzt mehrere schwul-lesbische Clubs für immer geschlossen hatten.