Nach Habenschadens Rücktritt Grünen-Politiker Dominik Krause wird Zweiter Bürgermeister von München
Münchens bisherige Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaben (46) hatte ihr Amt niedergelegt, weil sie eine Stelle in der freien Wirtschaft annehmen will – genauer gesagt bei der Deutschen Bahn. Am Mittwoch wählte die Vollversammlung des Stadtrats mit 40 von 78 abgegebenen Stimmen ihren Parteikollegen Dominik Krause (33) zum neuen Zweiten Bürgermeister der Stadt München. 21 Stimmzettel waren ungültig, 17 Stimmen gingen an andere Personen. Vereidigt wird der neue Bürgermeister erst bei der nächsten Vollversammlung am 29. November.
Ein Partner für alle
Vor seiner Ernennung zum Zweiten Bürgermeister stand Krause der Fraktion Die Grünen/Rosa Liste vor. Für ihn ist die Wahl „eine sehr große Ehre“. In seiner neuen Funktion sehe er sich nicht nur als Interessenvertreter seiner Partei, sondern als Ansprechperson für alle Menschen in München. Denn „Menschen zusammenzubringen und sich für gegenseitiges Verständnis einzusetzen“ sei in der heutigen Zeit der Polarisierung besonders wichtig.
Krause ist weiterhin davon überzeugt, dass München sich verändern muss, um auch in Zukunft bestehen zu können: „Wir brauchen die Energiewende – es gibt keine Option, das weiter laufen zu lassen.“ Ein entsprechendes Modell für München hatte er bereits für die Abschlussarbeit seines Physikstudiums entworfen. Als Bürgermeister sei es nun nicht nur seine Aufgabe, die Wende zu implementieren, sondern auch die Menschen, die diesbezüglich „Sorgen haben, mitzunehmen“. Daher wolle er „nicht nur für die Mehrheitsfraktionen“ stets ein offenes Ohr haben.
Unmut in der Opposition
Schon vor der Wahl erklärte CSU-Fraktionsvorsitzender Manuel Pretzl, dass man niemanden wählen wolle, der für die Ziele des bestehenden Koalitionsvertrags stehe. Die ÖDP brachte mit ihrem Fraktionschef Tobias Ruff einen Gegenkandidaten ein, der immerhin sechs Stimmen für sich verbuchen konnte. Jörg Hoffmann, der Fraktionsvorsitzende der FDP/Bayernpartei, hegt ganz offen Zweifel an Krauses Eignung: An seiner bisherigen politischen Arbeit sei keinerlei Kompromissfähigkeit erkennbar. Hoffmann bedauere, dass die SPD Habenschabens Rückzug nicht dazu genutzt habe, die Koalition zu beenden. Lieber hätte er womöglich eine Koalition aus SPD, CSU und FDP gesehen.
Mit 40 von 43 möglichen Stimmen aus der Koalition scheint jedoch eine deutliche Mehrheit Krause die Aufgabe zuzutrauen. Er ist der jüngste Münchner Bürgermeister in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Er ist auch der erste, der offen schwul ist.
Über Krause
Seit 2014 ist Krause im Münchner Stadtrat. Gleichzeitig mit ihm zog auch Habenschaben in den Stadtrat ein. Seit anderthalb Jahren teilt er sich den Vorsitz über seine Fraktion mit Mona Fuchs. Diese interessiert sich selbst nicht für das Bürgermeisteramt, somit war Krause automatisch ein Kandidat für Habenschabens Nachfolge. Da die beiden politisch lange denselben Weg gingen, fühlte es sich für ihn „passend an, gegebenenfalls in ihre Fußstapfen zu treten“.
Auch Habenschaben findet es gut, dass ihr Kollege ihr nachfolgen wird: Sie lobte ihn als „wahnsinnig aktiven Stadtrat, der jede Vorlage bis zum letzten Satz durchgearbeitet hat“. Er habe sich schon während ihrer ersten Amtsperiode im Stadtrat „Respekt verschafft“, als noch viele ältere Kolleginnen und Kollegen im Amt waren. Auch Fuchs lobte ihren Mit-Vorsitzenden: Er werde das Amt „mit Leidenschaft und Überzeugung annehmen“ und „die Politik sozialer Gerechtigkeit und ökologischen Wandels konsequent … fortsetzen“.