Direkt zum Inhalt
Kehrtwende in Kanada?
Rubrik

Kehrtwende in Kanada? Kanada streitet über die Frage rund um Eltern- und Selbstbestimmungsrechte

ms - 25.10.2023 - 10:00 Uhr

In den USA haben seit vergangenem Jahr mehrere Bundesstaaten bereits Gesetze erlassen, die Lehrer und Schulen dazu verpflichten, den Eltern zu melden, wenn ihre Kinder sich in der Bildungseinrichtung als LGBTI* outen oder beispielsweise mit neuen Pronomen angesprochen werden wollen. Die Gesetze entfachten heftige Diskussionen rund um Eltern- und Selbstbestimmungsrechte und sorgen nun auch im liberalen Kanada offenbar für eine Kehrtwende.

Meldepflicht gegenüber den Eltern

Die ersten Provinzen des Landes haben nun Gesetzentwürfe verabschiedet oder planen diese, die ähnlich wie in den USA für einen gewünschten Pronomen-Wechsel die Zustimmung der Eltern zwingend voraussetzen. Saskatchewan hat das Gesetz per Verfassungsbeschluss jetzt verabschiedet, nachdem zuvor das Gesetzesvorhaben kurzzeitig vorab per einstweiliger Verfügung gestoppt worden war, initiiert von der kanadischen LGBTI*-Organisation UR Pride Centre for Sexuality and Gender Diversity.

Nach einer 40-stündigen Marathondebatte wurde das Gesetz final verabschiedet. Der Premierminister von Saskatchewan, Scott Moe, erklärte gegenüber der Presse, dass es bei dem Gesetzentwurf darum gehe, „Eltern das Recht - nicht die Möglichkeit - zu geben, ihre Kinder in den prägenden Jahren ihres Lebens zu unterstützen.“ Die Eltern sollen auch weiterhin die „Hauptentscheidungsträger“ in puncto Erziehung ihres Kindes sein.

Heftige Kontroversen

Das Gesetz löste bereits kurz nach der Verabschiedung erneut Kontroversen aus. Trans-Verbände kritisierten das Vorhaben scharf, Eltern-Vereine indes begrüßten das Vorhaben. Die Menschenrechtsbeauftragte von Saskatchewan trat von ihrem Amt mit der Begründung zurück, sie habe ein transsexuelles Kind und verstehe das Gesetz als „Angriff auf die Rechte von transsexuellen, nicht-binären und geschlechtsspezifischen Kindern.“ Zu Beginn dieses Jahres hatte bereits die kanadische Provinz New Brunswick ähnliche Regelungen eingeführt, die schrittweise nun in weiteren Teilen des Landes Schule machen könnten.

Die Art und Weise, wie Schulen mit sexueller Orientierung und Geschlecht umgehen, ist in Kanada nun erneut zu einem Brennpunkt geworden; bereits im vergangenen Monat fanden in mehreren großen Städten Kundgebungen von Menschen statt, die gegen eine LGBTI*-inklusive Bildungspolitik protestierten, anderenorts kam es auch vereinzelt zu Gegenprotesten.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Die Kraft der Communitys

CSD München beschwört Einheit

Zusammenhalt und ein gemeinsamer Kampf gegen Hass seien notwendiger denn je, so der CSD München. Am 17. Mai ruft der Verein zur Demo auf.
Clinch der Milliardäre

Bill Gates poltert gegen Elon Musk

Harte Kritik von Bill Gates an Milliardärs-Kollege Elon Musk: Mit seiner Sparpolitik im Bereich HIV-Prävention für die US-Regierung "töte er Kinder".
Geldstrafe für Aktivistin

Russlands „LGBTIQ+-Propaganda“

Eine russische Künstlerin wurde jetzt zu einer hohen Haftstrafe verurteilt. Sie habe mit einem Regenbogen-Emoji online "Werbung" für LGBTIQ+ gemacht.
Bitteres Ultimatum

Rauswurf aus dem US-Militär

Nach der Zustimmung des Obersten Gerichtshofs setzt US-Verteidigungsminister Hegseth allen trans* Armee-Mitarbeitern ein Ultimatum bis zum Rauswurf.
Ein neuer Papst in Rom

Erste Reaktionen aus der Community

Die Welt hat einen neuen Papst: Viele queere Organisationen hoffen auf eine Hinwendung von Leo XIV. zu LGBTIQ+. Erste Reaktionen aus der Community.
Habemus Papam

Der neue Papst heißt Leo XIV.

Große Überraschung in Rom: Der 69-jährige Kardinal Robert Prevost wird der erste Pontifex aus den USA. Wie steht Leo XIV. zur LGBTIQ+-Community?
Neue Angst in den USA

Haushaltskürzungen bei LGBTIQ+

Neue US-Krise: Ab 2026 soll es nach dem Willen der US-Regierung kein Geld mehr geben für LGBTIQ+ und HIV-Projekte, Milliarden werden gestrichen.
Forderungen in Hamburg

LSVD+ nimmt Rot-Grün in die Pflicht

"Der Senat muss liefern" im Bereich LGBTIQ+ fordert der LSVD+ Hamburg von der neu gewählten rot-grünen Regierung in der Hansestadt.