Nach Jesus-Darstellung Philippinische Drag-Queen Pura Luka Vega festgenommen
Weil eine philippinische Drag-Queen Jesus darstellte, wurde sie letzte Woche verhaftet. Zu den Anklagepunkten zählen Unzüchtigkeit und Blasphemie. Bereits im Sommer hatten christliche Gruppen Strafanzeige erstattet wegen eines Videos, in dem Drag-Queen Pura Luka Vega (mit bürgerlichem Namen Amadeus Fernando Pagente), im Jesus-Outfit eine rockige Version des Vaterunsers auf Tagalog vortrug. Das Video wurde inzwischen gelöscht.
Religiöse Vereinigungen empört
Auf den Philippinen, die als ehemalige spanische Kolonie zu 80 Prozent römisch-katholisch geprägt sind, sorgte Pagentes Auftritt für weitreichende Empörung. Im Juli reichte die Bewegung Philippinen für Jesus, der protestantische Kirchenführer angehören, die erste Strafanzeige gegen Pagente ein. Die Performance habe laut der Organisation „ihren religiösen Glauben und ihren Schutzpatron entweiht“. Im August folgte eine zweite Strafanzeige von der katholischen Nazarener-Bruderschaft.
Pfarrer Jerome Secillano erklärte der BBC stellvertretend für die Bischofskonferenz der Philippinen, dass ein Ausdruck des Glaubens immer Ehrfurcht beinhalten sollte. „Ich weiß, dass Pura Luka Vega sagte, es sei Kunst … Es war eine Verhöhnung unseres Glaubens. Wir bezeichnen die Handlung an sich als beleidigend, egal ob sie von einem Mann, einer Frau oder einem Mitglied der LGBTI*-Community stammt.“
Mehrere philippinische Städte, unter anderem die Hauptstadt Manila, erklärten Pagente außerdem zur Persona non grata, also zu einer unerwünschten Person. Das hält Pagente nicht davon ab, diese Städte zu besuchen – führte aber zu einigen Absagen bereits geplanter Shows.
Was darf Kunst?
Seit Jahrzehnten ist Drag auf den Philippinen als Unterhaltung beliebt. Pagente gehört jedoch zu einer neuen Generation von Drag-Artists, die ihre Auftritte dazu nutzen, für ihre Anliegen einzutreten und die Grenzen der Redefreiheit zu ergründen. Gegenüber AFP erklärte Pagente, dass die Verhaftung das „Ausmaß der Homophobie“ auf den Philippinen zeige. „Ich verstehe, wenn Leute meinen Auftritt als blasphemisch, beleidigend oder bedauerlich bezeichnen“, so Pagente, dier sich seither bei allen entschuldigte, die sich von der Performance beleidigt fühlten. „Aber sie sollten mir nicht vorschreiben, wie ich meinen Glauben oder Drag praktiziere.“
Auch Fotografin Dulcinea Zulueta, die mit Luka zusammenarbeitet, erklärte: „Was die Leute nicht verstehen, ist, dass Luka mit einem religiösen Hintergrund aufgewachsen ist [und] den Glauben immer noch auf eigene Weise praktiziert.“ Sowohl Zulueta als auch Pagente erhielten wegen des Videos Morddrohungen: „Ich wurde als Komplizin eines Verbrechens bezeichnet, nur weil ich Luka unterstützt habe. Wir bekamen Nachrichten von Pastoren, die uns sagten, wir kämen in die Hölle.“
Pagente drohen bis zu zwölf Jahre Haft. Unter dem Hashtag #FreePuraLukaVega fordern nun viele die Freilassung, denn Drag sei „kein Verbrechen“. Ryan Thoreson von der Human Rights Watch ist einer von ihnen. „Das Recht auf freie Meinungsäußerung schließt künstlerische Äußerungen ein, die religiöse Überzeugungen beleidigen, persiflieren oder in Frage stellen“, erklärte er.