Regenbogen-Kita Nach anfänglichen Protesten läuft das Vorzeige-Projekt offiziell an
Mit leichter Verzögerung öffnete im Mai dieses Jahres die erste Regenbogen-Kita in Berlin unter der Trägerschaft der Berliner Schwulenberatung; inzwischen ist die Einrichtung in den Regelbetrieb übergegangen, heute nun wird das Projekt „Lebensort Vielfalt am Südkreuz“ feierlich eröffnet, am Samstag ist ein Tag der offenen Tür geplant.
Große Freude bei Schwulenberatung
In der Regenbogen-Kita werden 93 Kinder betreut, rund ein Drittel davon kommen aus Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern. Die Freude beim Team der Schwulenberatung Berlin ist groß, dass es jetzt auch offiziell losgehen kann. Gegenüber der Augsburger Allgemeinen erklärte Jörg Duden, Abteilungsleiter der Berliner Schwulenberatung: „Jetzt, also jetzt läuft es. Und ob das im Ergebnis dann so funktioniert und ob die Kinder, die hier in der Kita gewesen sind, später ein oder zwei oder dreimal weniger schwule Sau auf dem Schulhof rufen, als sie es sonst vielleicht getan hätten, das wird sich erst noch rausstellen, aber ich hoffe damit, dass wir alle zusammen damit so einen Beitrag leisten können.“
Medialer Wirbel um „Pädo-Kita“
Zuvor stand die Einrichtung immer wieder medial im Mittelpunkt und wurde als „Pädo-Kita“ bezeichnet. Der Streit entbrannte dabei vor allem an dem Soziologen und Autoren Rüdiger Lautmann, der zu dieser Zeit noch im Vorstand des übergeordneten Trägervereins (Psychosoziales Zentrum für Schwule) gewesen war. Lautmann sah sich aufgrund mehrerer Publikationen („Die Lust am Kind. Portrait des Pädophilen“) immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, Pädophilie zu verharmlosen. Er selbst bestritt die Vorwürfe, trat aber schlussendlich zurück.
Großprojekt Lebensort Vielfalt
Die zwei Kindergruppen am Südkreuz in Berlin-Schöneberg laufen inzwischen problemlos, es ist deutschlandweit das erste Projekt dieser Art, die Kita ist dabei Teil der Aktion „Lebensort Vielfalt am Südkreuz“ – die Idee dazu kam erstmals bereits im Jahr 2014 auf. In den letzten Jahren entstand so ein Großprojekt, das neben der Kita mit zwei Kindergruppen auch 69 Wohnungen für LGBTI*-Menschen vorsieht, je nach Bedarf auch mit Betreuung. Zudem ist eine Tagesstätte für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen vorgesehen. Ziel sei es dabei, einen Ort ohne Angst vor Ausgrenzung aufgrund der sexuellen oder geschlechtlichen Identität zu schaffen, so die Schwulenberatung Berlin weiter. Der Lebensort Vielfalt soll dabei ein sichtbares Zeichen für Toleranz, Akzeptanz und Integration sein.
LGBTI*-Personal und alte Vorurteile
Ein Großteil des Personals kommt so auch aus der LGBTI*-Community. Bei der Auswahl des pädagogischen Materials wird zudem darauf geachtet, dass auch LGBTI*-Leben präsent ist. Gegen die Kritik der Frühsexualisierung verwehrte sich Geschäftsführer Marcel de Groot, der in diesem Kontext darauf verwies, dass, wie jede andere Einrichtung auch, die Regenbogen-Kita inklusive ihres Konzepts vor Inbetriebnahme vom Land Berlin kontrolliert und abgesegnet worden ist. Allerdings, so de Groot weiter, gebe es immer noch alte Vorurteile in der Gesellschaft, in denen Homosexualität noch mit Pädophilie gleichgesetzt werden würde.