Angst unter Senioren Schottische Studie belegt Furcht vor Homophobie und Versteckspiel im Alter
Eben noch gedachte man am vergangenen Wochenende beim Welttag der Senioren auch der Lebensrealität von schwulen Menschen 65plus, nun zeigt eine neue Studie aus Schottland auf, wie viele schwule Senioren nach wie vor Angst davor haben, überhaupt Pflegeleistungen in Anspruch zu nehmen. Warum? Sie befürchten homophobe Anfeindungen, die viele von ihnen bereits in ihrer Jugend erfahren haben, oder auch die schlichte Gefahr, dass sie vielleicht erneut im Alter ihre Sexualität verbregen müssen.
Reale Befürchtungen von Senioren
Der Bericht der Wohltätigkeitsorganisation LGBT Health and Wellbeing fordert daher jetzt verstärkt Pflegeheime und Einrichtungen für betreutes Wohnen speziell für homosexuelle Menschen – aktuell gibt es in Schottland keine einzige solche Einrichtung; in Deutschland existieren ein paar wenige Unterbringungen dieser Art.
Die Befürchtungen der Senioren haben sich dabei in vielen Fällen auch als traurige Realität herausgestellt, oftmals müssen sie zumindest in Schottland erneut ein Versteck-Spiel gegenüber anderen Senioren oder dem Pflegepersonal spielen. Der Bericht enthält anonyme persönliche Aussagen, darunter beispielsweise die eines Mannes, der den Besuch eines Pflegepersonals beschrieb, das ihn verließ, nachdem es Fotos von seiner schwulen Hochzeit und Zeichnungen von ihm durch seinen Partner in intimer Umarmung gesehen hatte. Ein anderer Mann, ein pensionierter Lehrer, lebte als offen schwuler Mann, bis er in ein Pflegeheim umziehen musste und deswegen beschloss, sich gar nicht mehr erst in irgendeiner Weise als sexuell zu definieren.
Was passiert mit mir im Alter?
Der SNP-Abgeordnete Kevin Stewart erklärte gegenüber der BBC: „Wir müssen sicherstellen, dass wir dem Ziel gerecht werden, den schottischen Pflegedienst personenzentriert zu gestalten, und das bedeutet, dass wir die Dinge anders angehen und auf Menschen aus der LGBT-Gemeinschaft hören müssen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Menschen nicht sie selbst sein können. Wenn man das Bedürfnis hat, sich an dem Ort, an dem man lebt, zu verstecken, dann ist das schockierend. Als alternder schwuler Mann habe ich mich gefragt, was mit mir passieren wird, wenn ich älter werde und Pflege brauche. Wir müssen das für alle richtig machen!“
Pflegekräfte dürfen nicht diskriminieren
Auch Donald MacAskill, Geschäftsführer von Care Scotland, teilt diese Meinung und bekräftigte zudem, dass es nicht hinnehmbar sein dürfe, dass Pflegekräfte Überzeugungen, Einstellungen oder Verhaltensweisen an den Tag legen, die Menschen diskriminieren. „Wenn man persönliche Einstellungen und Verhaltensweisen hat, die nicht mit dem Umfeld, in dem man arbeitet, übereinstimmen, dann sollte man diese vor der Tür lassen. Alle Arbeitgeber im Pflegesektor sollten dafür sorgen, dass die Pflegeerfahrung positiv ist, vor allem, weil so viele Menschen am Ende ihres Lebens in einem Pflegeheim sind.“