Proteste in Polen Größte Demonstration in der Geschichte Warschaus für mehr Menschenrechte
Rund eine Million Menschen sind gestern in der polnischen Hauptstadt Warschau auf die Straßen gegangen, um gegen die nationale, konservative und homophobe Regierung der PIS-Partei zu demonstrieren. Sie wünschen sich einen Regierungswechsel, angeführt vom Vorsitzenden der Opposition, der Bürgerplattform PO (Platforma Obywatelska), der erst vor wenigen Tagen versprach, dass er ein Partnerschaftsgesetz für Homosexuelle einführen will, sollte er bei den Wahlen in der kommenden Woche gewinnen.
Tief gespaltenes Land
Das Land zeigt sich nach wie vor tief gespalten zwischen den zumeist traditionell-konservativen und stark gläubigen Menschen im ländlichen Bereich und den eher liberal-offenen Polen in den Städten. Noch immer erklären sich rund ein Drittel der polnischen Regionen und Gemeinden als „LGBT-freie Zonen“, der zumeist eher inhaltsleere Druck der EU verhallte hier bisher oftmals ergebnislos.
Größte Demonstration der Geschichte
Beim gestrigen „Marsch der Million Herzen“ zeigte der moderne Teil der Bevölkerung, dass sie einen Wechsel will und genug hat von parteipolitischer Homophobie. Nach Angaben der Stadtverwaltung handelte es sich um die größte Demonstration in der Geschichte Warschaus. Die Menschen zogen mit Transparenten und Bannern durch das Zentrum Warschaus und riefen zur Abwahl der Regierung bei den Parlamentswahlen am 15. Oktober auf.
Neue Gesetze für LGBTI*-Menschen?
Angeführt wurden die Protest vom ehemaligen polnischen Premierminister und Präsidenten des Europäischen Rats, Donald Tusk. Er hatte kürzlich bei einer Fragestunde erklärt, zwei neue Gesetze für LGBTI*-Menschen auf den Weg bringen zu wollen, nebst der gesetzlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften seien dies auch neue Richtlinien, die es Trans-Menschen einfacher machen sollen, sich in ihrem Geschlecht registrieren zu lassen. Ein Ausgang der Wahl indes ist derzeit völlig offen, erwartet wird ein Kopf-an Kopf-Rennen.