Paukenschlag in England Bleiben "Homo-Heilungen" auf der Insel weiterhin erlaubt?
Die Anzeichen scheinen sich zu verdichten, dass es ein Verbot von Konversionstherapien in Großbritannien gar nicht mehr geben wird – nach fünfjährigem Kampf wäre dies ein herber Rückschlag für die britische LGBTI*-Community.
Detailfrage lässt Verbot vielleicht ganz scheitern
Die Bemühungen um ein Verbot der unseriösen Heilungsangebote liefen bereits durch die Hände mehrerer Premierminister, politisch folgte das Vorhaben dabei einem Zick-Zack-Kurs zwischen Zu- und Absagen. Der aktuell amtierende Premierminister Rishi Sunak hatte noch in diesem Jahr bekräftigt, sich grundsätzlich für ein Verbot der Therapieangebote einsetzen zu wollen. Bereits im Sommer lag ein Gesetzentwurf auch auf dem Schreibtisch von Sunak, offensichtlich wurde aber intern politisch eifrig darüber gestritten, auch deswegen, weil es in anderen Ländern zu Problemen gekommen sein soll.
Ein Aspekt dabei ist die Frage, ob Trans-Menschen in die angedachte Schutzregelung miteinbezogen werden sollen oder nicht – würden sie mit unter den Verbotsschirm kommen, könnte das medizinische Beratungen und Behandlungsangebote über die Abklärung einer Geschlechtsdysphorie künftig strafbar machen, so die seit Jahren immer wieder erklärten Befürchtungen. Auch Ex-Premier Boris Johnson scheiterte an dieser Frage.
Leitfaden anstatt klare Gesetze?
Berichten zufolge soll das Vorhaben nun ganz gestoppt worden sein und Regierungsbeamte arbeiten nun stattdessen an einem „Entwurf für einen Leitfaden“, der „bestehende Gesetze hervorhebt, die nach Ansicht der Regierung bereits mehrere Aspekte der Konversionstherapie kriminalisieren.“ Die Formulierungen sind vage und hinterlassen erneut mehr Fragezeichen als Antworten.
Anneliese Dodds von der oppositionellen Labour-Partei erklärt dazu: „Das Verbot der sogenannten Konversionstherapie fallen zu lassen, wäre ein weiteres gebrochenes Versprechen der Konservativen und ein Verrat an denjenigen, die von diesen missbräuchlichen Praktiken bedroht sind.“ Ähnlich harte Kritik kam daraufhin von weiteren Labour-Abgeordneten, mehrfach war die Rede davon, dass die Regierung LGBTI*-Menschen im Stich lassen würde. Die Tories würden zudem schutzbedürftige Menschen nicht vor Schaden bewahren und zulassen, dass die „barbarische Praxis“ weiter fortgesetzt wird.
Die Regierung schweigt, die LGBTI*-Community ist wütend
Seitens der Regierung wird zu dem Thema noch immer geschwiegen. Ein Regierungssprecher erklärte nur auf Rückfrage: „Niemand in diesem Land sollte wegen seines Wesens verletzt oder belästigt werden, und Versuche der sogenannten 'Konversionstherapie' sind abscheulich. Deshalb werden wir dieses sehr komplexe Thema sorgfältig prüfen.“
Die LGBTI*-Community zeigt sich indes bestürzt über das mögliche Aus für das Verbot. Jayne Ozanne, Vorsitzende der Ban Conversion Therapy Coalition, sagte: „Sunaks Regierung wird als die LGBT-feindlichste Regierung seit einer Generation in die Geschichte eingehen. Es wird sehr lange dauern, bis LGBT-Menschen und unsere Verbündeten ihnen wieder vertrauen können – gebrochene Versprechen führen immer zu gebrochenem Vertrauen, was leider dazu führt, dass Leben gefährdet werden und sogar tragisch verloren gehen.“