PrEP in Deutschland LGBTI*-Community fordert leichteren Zugang zur PrEP und einfachere Zulassungsrichtlinien für Ärzte
Seit September 2019 gibt es die HIV-Präexpositionsprophylaxe PrEP auch für gesetzliche Krankenversicherte – wissenschaftlich begleitet wurde die Einführung von einer Studie und einem noch laufenden Folgeprojekt zur Evaluation des Robert-Koch-Instituts. Grundsätzlich bestätigte das RKI bereits in einer ersten Vorabeinschätzung, dass die PrEP effektiv dazu beiträgt, Neu-Infektionen mit HIV in Deutschland zu verhindern, eine finale Bewertung soll erst nach Projektabschluss (Surveillance der Versorgung mit der HIV-Präexpositionsprophylaxe innerhalb der GKV in Deutschland, kurz PrEP-Surv). erfolgen. Zur besseren Bewertung wurden dabei auch Vertreter der LGBTI*-Community in einem sogenannten Community-Beirat mit einbezogen.
PrEP Versorgung in Deutschland ist mangelhaft
Ein Schwerpunkt sollte der Beirat gerade auch auf mögliche Zugangsbarrieren bei der PrEP legen – nun bestätigte das LGBTI*-Team die aktuellen Probleme, die in den letzten Monaten auch anderweitig immer klarer hervorgetreten sind. Nach wie vor gibt es viele „blinde Flecken“ gerade im ländlichen Raum Deutschlands, wo die PrEP bis heute gar nicht von Ärzten angeboten wird. Für viele Ärzte sind die Zulassungsrichtlinien, bevor sie überhaupt die PrEP verschreiben dürfen, zu kosten- und zeitintensiv, um einen wirklichen Nutzen zu haben. Anderenorts gibt es noch immer grundsätzlich Bedenken zum Einsatz.
Das Fazit: Bis heute wird die PrEP fast ausschließlich von schwulen und bisexuellen Männern verwendet, obwohl die HIV-Präexpositionsprophylaxe auch heterosexuelle Menschen mit wechselnden Sexualpartnern vor der Viruserkrankung effektiv schützen könnte. Oftmals bestehen aber auch hier noch ganz klassische Vorurteile wie jene, dass die PrEP eben nur Präparat für schwule Männer sei. Doch auch unter Homosexuellen ist nach wie vor jeder Dritte der Auffassung, einen „Imageverlust“ zu erleiden, wenn er die PrEP einnimmt. Der Community-Beirat wünscht sich einen deutlich breiteren Einsatz auch bei anderen marginalisierten Gruppen, beispielsweise bei Sexarbeitern, Drogenkonsumenten sowie trans- oder nicht-binären Menschen.
Informationslage deutlich verbessern!
Das RKI setzt darauf, die Informationslage sowie die Digitalisierung zu stärken, um den Einsatz der PrEP in Deutschland deutlich zu erhöhen. Der Community-Beirat im Projekt PrEP-Surv fordert zudem mehr finanzielle und personelle Ressourcen für Community-Organisationen, um zielgruppenspezifisch über die PrEP informieren zu können, auch in landesweiten Kampagnen.
Grundsätzlich müsse zudem dafür gesorgt werden, dass mehr Ärzte auch abseits der größeren Städte sowie der HIV-Schwerpunktpraxen ohne große Hürden die Chance bekommen, das Präparat ihren Patienten anbieten zu können. Dazu bedarf es einer deutlich niedrigeren Zulassungsvoraussetzung. Außerdem sollte in einem nächsten Schritt auch Menschen ohne eine gesetzliche Krankenversicherung oder einen gültigen Aufenthaltstitel der Zugang zur PrEP möglichgemacht werden.