Direkt zum Inhalt
PrEP in Deutschland
Rubrik

PrEP in Deutschland LGBTI*-Community fordert leichteren Zugang zur PrEP und einfachere Zulassungsrichtlinien für Ärzte

ms - 22.09.2023 - 14:00 Uhr

Seit September 2019 gibt es die HIV-Präexpositionsprophylaxe PrEP auch für gesetzliche Krankenversicherte – wissenschaftlich begleitet wurde die Einführung von einer Studie und einem noch laufenden Folgeprojekt zur Evaluation des Robert-Koch-Instituts. Grundsätzlich bestätigte das RKI bereits in einer ersten Vorabeinschätzung, dass die PrEP effektiv dazu beiträgt, Neu-Infektionen mit HIV in Deutschland zu verhindern, eine finale Bewertung soll erst nach Projektabschluss (Surveillance der Versorgung mit der HIV-Präexpositionsprophylaxe innerhalb der GKV in Deutschland, kurz PrEP-Surv). erfolgen. Zur besseren Bewertung wurden dabei auch Vertreter der LGBTI*-Community in einem sogenannten Community-Beirat mit einbezogen.

PrEP Versorgung in Deutschland ist mangelhaft

Ein Schwerpunkt sollte der Beirat gerade auch auf mögliche Zugangsbarrieren bei der PrEP legen – nun bestätigte das LGBTI*-Team die aktuellen Probleme, die in den letzten Monaten auch anderweitig immer klarer hervorgetreten sind. Nach wie vor gibt es viele „blinde Flecken“ gerade im ländlichen Raum Deutschlands, wo die PrEP bis heute gar nicht von Ärzten angeboten wird. Für viele Ärzte sind die Zulassungsrichtlinien, bevor sie überhaupt die PrEP verschreiben dürfen, zu kosten- und zeitintensiv, um einen wirklichen Nutzen zu haben. Anderenorts gibt es noch immer grundsätzlich Bedenken zum Einsatz.

Das Fazit: Bis heute wird die PrEP fast ausschließlich von schwulen und bisexuellen Männern verwendet, obwohl die HIV-Präexpositionsprophylaxe auch heterosexuelle Menschen mit wechselnden Sexualpartnern vor der Viruserkrankung effektiv schützen könnte. Oftmals bestehen aber auch hier noch ganz klassische Vorurteile wie jene, dass die PrEP eben nur Präparat für schwule Männer sei. Doch auch unter Homosexuellen ist nach wie vor jeder Dritte der Auffassung, einen „Imageverlust“ zu erleiden, wenn er die PrEP einnimmt. Der Community-Beirat wünscht sich einen deutlich breiteren Einsatz auch bei anderen marginalisierten Gruppen, beispielsweise bei Sexarbeitern, Drogenkonsumenten sowie trans- oder nicht-binären Menschen. 

Informationslage deutlich verbessern!

Das RKI setzt darauf, die Informationslage sowie die Digitalisierung zu stärken, um den Einsatz der PrEP in Deutschland deutlich zu erhöhen. Der Community-Beirat im Projekt PrEP-Surv fordert zudem mehr finanzielle und personelle Ressourcen für Community-Organisationen, um zielgruppenspezifisch über die PrEP informieren zu können, auch in landesweiten Kampagnen.

Grundsätzlich müsse zudem dafür gesorgt werden, dass mehr Ärzte auch abseits der größeren Städte sowie der HIV-Schwerpunktpraxen ohne große Hürden die Chance bekommen, das Präparat ihren Patienten anbieten zu können. Dazu bedarf es einer deutlich niedrigeren Zulassungsvoraussetzung. Außerdem sollte in einem nächsten Schritt auch Menschen ohne eine gesetzliche Krankenversicherung oder einen gültigen Aufenthaltstitel der Zugang zur PrEP möglichgemacht werden.

Auch Interessant

Outing im US-College-Football

Ein langer Weg zum eigenen Ich

Coming-Out im US-College-Football. Der gehypte Ex-Jungstar Jake Eldridge spricht erstmals über seinen Weg zum Coming-Out und sein neues Leben.
Erster schwuler Kandidat

Novum in Rumänien

Einzigartige Premiere: Erstmals tritt am kommenden Sonntag ein offen schwuler Mann bei den Parlamentswahlen in Rumänien an.
Hoffnungsschimmer in den USA

130 Städte kämpfen für LGBTI*

Hoffnungsschimmer in den USA: 500 Städte wurden unter die Lupe genommen – 130 von ihnen bekamen Top-Noten beim Einsatz für LGBTI*.
Definition einer Frau

Höhepunkt im britischen Rechtsstreit

Das Oberste Gericht in London verhandelt derzeit über die Frage, was genau eine Frau ist - zählen biologische Aspekte oder die Selbstdefinition?
Angriff auf JU-Politiker

Homophobe Attacke in Lüneburg

Eine Gruppe Migranten soll den JU-Politiker Simon Schmidt in Lüneburg brutal attackiert haben: „Wir stechen dich ab!“, riefen sie dabei laut Schmidt.
Denkmalpläne schreiten voran

"Für Capri und Roxi" in Hamburg

Auch das zweite Denkmal für die Community in Hamburg schreitet foran: "Für Capri und Roxi" soll an die Diskriminierung von Schwulen erinnern.
Homophober Hass in Nigeria

Ungestrafte Lynchjustiz gegen Schwule

Lebendig verbrannt oder begraben, zu Tode gefoltert: Die Mob-Gewalt gegen Homosexuelle in Nigeria nimmt massiv zu, die Polizei sieht weg.
Posse um Pride-Uhren

Malaysias Kampf gegen Homosexuelle

Die Posse um die beschlagnahmten Pride-Uhren von Swatch geht in Malaysia in die nächste Runde - die Uhren müssen zurückgegeben werden. Und nun?