Frust über LGBTI* SPD-nahe Studie bestätigt den Rollback mit Blick auf die Rechte von LGBTI*-Menschen
Der Frust über die LGBTI*-Community nimmt in Teilen der deutschen Gesellschaft immer mehr zu – das bestätigen jetzt zumindest die jüngsten Daten der sogenannten Mitte-Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Demnach habe sich die Anzahl der Menschen, die beispielsweise küssenden Homosexuellen in der Öffentlichkeit ablehnend gegenüberstehen, binnen von zwei Jahren verdoppelt.
Mitte-Studie bestätigte Rollback-Trend
Die grundsätzliche Entwicklung, dass die Akzeptanz in der Gesellschaft gegenüber der LGBTI*-Community wieder abnimmt, bestätigte zuletzt im Sommer bereits die Ipsos Studie – hier sanken die Zustimmungswerte zur gleichgeschlechtlichen Ehe innerhalb von nur zwei Jahren um sechs Prozentpunkte (aktuell liegen sie bei 62 %).
Etwa jeder vierte Deutsche vertrat dabei die Auffassung, dass es für Homosexuelle entweder gar keine (13 %) oder nur bestimmte partnerschaftliche Vereinbarungen (12 %) ohne die gleichgeschlechtliche Ehe geben sollte. Auch beim Recht auf Adoption sanken für Homosexuelle die Zustimmungswerte. Dieser Rollback ist auch in anderen westlichen Ländern zu verzeichnen, beispielsweise in den USA, und wurde kurz darauf auch durch eine zweite Studie des Meinungsforschungsinstituts Gallup bestätigt.
„Ekelhafte“ Küsse unter Homosexuellen
Die Mitte-Studie folgt nun inhaltlich diesem Negativ-Trend, demnach es inzwischen 16 Prozent der Deutschen wieder „ekelhaft“ finden, wenn sich Schwule oder Lesben in der Öffentlichkeit küssen. Zwei Jahre zuvor stimmten dem nur neun Prozent der Bundesbürger zu. Gleichzeitig bestätigte aber eine deutliche Mehrheit von rund 90 Prozent teilweise, eher oder sogar voll und ganz, dass die Deutschen sich stärker für eine vielfältige und offene Gesellschaft engagieren müssen.
Spekulationen bei der Frage nach dem Warum
Wie dieser Rollback in der Gesellschaft mit Blick auf die LGBTI*-Community entstehen konnte, darüber darf spekuliert werden – eine These ist, dass Druck von außen wie ein Ukraine-Krieg oder eine Corona-Pandemie zumeist dazu führen kann, dass die Angriffe auf Minderheiten zunehmen.
Andererseits mehren sich laut der Mitte-Studie auch die Stimmen in der Gesellschaft, die der Auffassung sind, es werde in Deutschland inzwischen „zu viel Rücksicht“ auf Minderheiten genommen – eine Mehrheit von 54 Prozent stimmt dieser Aussage ganz oder zumindest teilweise zu.
Minderheiten „übertreiben“ es mit ihren Forderungen?
Rund jeder dritte Befragte sagt zudem, Minderheiten würden es in der Bundesrepublik „mittlerweile mit ihren Forderungen übertreiben“ (34 %) oder seien „zu empfindlich, wenn es um Diskriminierung geht“ (31 %). Beide Aussagen drücken nach Angaben der Mitte-Studie dabei eine illiberale oder antipluralistische Einstellung aus, wobei Menschen mit solchen Statements eher auch zu rassistischen, antisemitischen oder sexistischen Abwertungen neigen würden. Laut der Mitte-Studie habe so auch inzwischen jeder zwölfte Deutsche ein rechtsextremes Weltbild, die Quote habe sich binnen von zwei Jahren verdreifacht.
Vertrauen in Regierung und Medien sinkt
Eines zeigt die Studie dabei allerdings auch klar – das Vertrauen in den Staat, die Demokratie und auch die Medien ist in den letzten zwei Jahren seit Beginn der Ampel-Regierung 2021 rapide gesunken. Das Vertrauen in staatliche Institutionen sank dabei um rund zehn Prozentpunkte auf aktuell gerade noch 51,5 Prozent. Vertrauen in die Medien haben derzeit noch 66,3 Prozent, über acht Prozentpunkte weniger. Zugenommen hat im gleichen Zeitraum indes das Gefühl der politischen Machtlosigkeit, die derzeit rund 39,1 Prozent der Deutschen wahrnehmen. In der letzten Studie lag diese Quote gerade einmal bei rund 26 Prozent.