Schottlands neue Wege Hoffnung auf ein anderes Drogenkonsumverhalten auch in der Gay-Community
Schottland geht neue Wege – einmal mehr versucht das Land zum Vorreiter zu werden und will gerade auch für die Belange von LGBTI*-Menschen und anderen Minderheiten mehr Rechte erstreiten. Beim angedachten Selbstbestimmungsgesetz scheiterte das Land noch am Veto aus London, nun wird in Glasgow der erste sichere sogenannte Drogenkonsumraum ins Leben gerufen.
Leben retten durch Konsumräume
Seit Jahren versuchen auch in Deutschland Suchtvereine und Experten, ein ähnliches Unterfangen zu etablieren. Die grundsätzliche Idee dahinter ist einfach: In einem sicheren Raum können Drogenkonsumenten zum einen ihre Substanzen auf lebensgefährliche Beimischungen oder vermeintliche Überdosierungen hin kontrollieren lassen, zum anderen ist Hilfe sehr schnell vor Ort, wenn die Situation dem Konsumenten entgleitet – das Mittel Naloxon kommt dann beispielsweise bei einer Heroinüberdosis zum Einsatz. Außerdem können durch saubere Nadeln Neu-Infektionen wie mit HIV vermieden werden.
Tatsächlich gehen in Schottland ähnlich wie in Deutschland die Mehrzahl der Drogentoten auf jene Aspekte zurück – die Hoffnung ist schlicht, so die jährlichen Todesfälle zu minimieren. In Ländern wie Dänemark, den Niederlanden und Kanada gibt es bereits Hunderte von solchen Einrichtungen, die nachweisbar inzwischen auch viele hundert Leben gerettet haben.
Umdenken im Vereinigten Königreich
In Deutschland mehren sich ebenso die Stimmen, eine neue Drogenpolitik anzugehen, selbst vereinzelt aus konservativen Kreisen wie der Union hört man ein erstes Umdenken. In Glasgow wird nun gehofft, dass das neue Vorzeigeprojekt die Drogenpolitik im gesamten Vereinigten Königreich ändern könnte.
Schottland versucht dabei auch, einem möglichen Veto aus England zu entgehen, indem es die Drogenpolitik als eine Angelegenheit der öffentlichen Gesundheit und nicht als eine Frage der Strafjustiz behandelt wissen will, sodass die Befugnisse aus Großbritannien eingeschränkt sind – ob das tatsächlich gelingt, ist noch offen.
Stoppt England das Vorzeige-Projekt?
Ähnlich die Frage, wie die konservative britische Regierung grundsätzlich nun langfristig auf das Vorzeigeprojekt reagieren wird. Viele Mitglieder der regierenden Tory-Partei sind bis heute Anhänger einer harten und strikten Drogenpolitik. Allerdings erklärte der zuständige schottische Staatssekretär Alister Jack aus London aktuell, dass die Konservativen das Pilotprojekt zwar immer noch grundsätzlich ablehnen, es aber nicht blockieren wollen – ein Hoffnungsschimmer. Auch in Schottland selbst ist das Vorhaben dabei nicht unumstritten.
Hoffnung auch für die Gay-Community
LGBTI*-Aktivisten hoffen zudem, dass ein angestrebtes mögliches Umdenken auf der Insel auch zu einem anderen und besser reflektierten Umgang mit Drogen gerade in der Gay-Community führen kann. Ähnlich wie in Deutschland gibt es auch im Vereinigten Königreich diverse unschöne Symbiose-Effekte zwischen der schwulen Party-Szene und dem Drogenkonsum im Land.