Chiles neuer Präsident José Antonio Kast als Gefahr für LGBTIQ+
Der ultrarechte Politiker José Antonio Kast (59) hat die Präsidentschaftswahl in Chile deutlich gewonnen. Mit rund 58 Prozent der Stimmen setzte sich der 59-Jährige in der Stichwahl gegen die linke Kandidatin Jeannette Jara durch, die lediglich knapp 42 Prozent der Wählerstimmen erzielte – ein Ergebnis, das unter den Erwartungen der Umfragen lag. Jara, die in der ersten Wahlrunde noch vorne gelegen hatte, räumte ihre Niederlage ein. Für die LGBTIQ+-Community im Land ist der Sieg von Kast kein gutes Omen.
Gegner von Homo-Ehen
In seiner Siegesansprache vor Tausenden Anhängern in Santiago de Chile erklärte Kast: „Chile möchte einen Wandel, und ich sage Ihnen, ja, Chile wird einen echten Wandel erleben.“ Der Wahlsieger vertritt in vielen sozial- und gesellschaftspolitischen Fragen äußerst konservative Positionen. So lehnt er unter anderem Abtreibungen, Scheidungen und gleichgeschlechtliche Ehen ab.
Im Wahlkampf legte Kast besonderen Fokus auf die Bekämpfung von Kriminalität und versprach, alle Migranten ohne gültige Papiere aus dem Land abzuschieben. Auf seiner Wahlparty kündigte der Vorsitzende der Republikanischen Partei zudem an: „Wir werden den Respekt vor dem Gesetz wiederherstellen.“ Für die Wirtschaft plant Kast Steuererleichterungen für Unternehmen, um das Wachstum zu fördern.
Herkunft und Familie von Kast
Kast, der als Vater von neun Kindern und strenggläubiger Katholik bekannt ist, stammt aus einer einflussreichen Familie. Mehrere seiner Geschwister waren ebenfalls politisch aktiv, unter anderem als Abgeordnete oder Senatoren. Ein Bruder leitete während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet die Zentralbank. Kasts Vater, ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier aus Bayern, war nach dem Zweiten Weltkrieg nach Chile ausgewandert und hatte dort eine Fleisch- und Wurstwarenfabrik gegründet.
Im März 2026 wird Kast sein Amt als Präsident antreten und den derzeit amtierenden Staatschef Gabriel Boric ablösen. Boric, der aus der linken politischen Richtung stammt, durfte nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren. Kast tritt sein Amt in einer politischen Landschaft an, in der in den letzten Jahren auch in anderen Ländern der Region wie Argentinien, Bolivien, Honduras, El Salvador und Ecuador rechte und konservative Politiker an die Macht gekommen sind.
Internationale Reaktionen
Die US-Regierung gratulierte Kast und signalisierte eine enge Zusammenarbeit: Außenminister Marco Rubio erklärte, dass die Vereinigten Staaten mit Kasts Regierung kooperieren möchten, um die regionale Sicherheit zu stärken und die Handelsbeziehungen zu revitalisieren. Der ultraliberale Präsident Argentiniens, Javier Milei, bezeichnete Chile als einen „neuen Leuchtturm der Freiheit“ und begrüßte den Wahlsieg. Demgegenüber äußerte sich der linke Präsident Kolumbiens, Gustavo Petro, empört: „Der Faschismus schreitet voran. Ich werde niemals einem Nazi die Hand reichen, und einem Sohn eines Nazis auch nicht; sie sind der Tod in Menschengestalt“, sagte Petro.
Kasts Haltung zu LGBTIQ+
In sozialpolitischen Fragen steht Kast weiter rechts als die Mehrheit der chilenischen Bevölkerung und ist ein Gegner der Homo-Ehe – Chile hat erst 2022 die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet. Kast setzt sich für ein konservatives Familienbild ein und unterstützt „klassische“ Familienmodelle, die von staatlichen Vorteilen für heterosexuelle Ehepaare profitieren sollen. Ob Kast als Präsident ein Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen anstrebt, bleibt abzuwarten.
Laut Umfragen würde dieser Schritt nur von einem Fünftel der Bevölkerung unterstützt werden. Während seiner 16 Jahre als Abgeordneter setzte sich Kast wiederholt außerdem gegen weitere progressive Gesetze ein, unter anderem stimmte er 2012 gegen ein Gesetz zur Bekämpfung von Homophobie und Transphobie sowie 2018 gegen ein Gesetz zur Geschlechtsidentität, das trans* Personen rechtlichen Schutz gewährte.