Direkt zum Inhalt
Siegeszug der Syphilis
Rubrik

Siegeszug der Syphilis Nebst Großbritannien beklagen auch Deutschland und die USA extrem viele Fälle

ms - 14.09.2023 - 14:00 Uhr

In England sind die aktuellen Syphilis-Diagnosen so hoch wie seit 1948 nicht mehr – die Londoner Kliniken für sexuelle Gesundheit wollen jetzt die Bevölkerung konkreter zum Thema Geschlechtskrankheiten aufklären. Zuletzt wurde allein in England binnen eines Jahres ein Anstieg von rund 15 Prozent auf knapp 8.700 Fälle im Jahr 2022 verzeichnet, so die britische Gesundheitsbehörde (UKHSA). In Deutschland sieht die Lage ähnlich dramatisch aus, binnen von zwei Jahrzehnten haben sich die offiziellen Fälle vervierfacht auf rund 8.300 im Jahr 2022. Im ersten Halbjahr 2023 wurden bisher rund 3.500 Fälle verzeichnet.

Zahlreiche Tücken bei Syphilis

Die britischen Fachärzte erklären dabei einmal mehr, dass die meisten sexuell übertragbare Infektionen (STI) in der Regel mit Antibiotika behandelt werden können, trotzdem sollte man eine Erkrankung wie Syphilis nicht leichtfertig abtun. Zum einen bereiten Antibiotika-Resistenzen immer wieder Probleme bei der STI-Behandlung, zum anderen kann es gerade bei Syphilis zu schweren, irreversiblen und möglicherweise lebensbedrohlichen Problemen mit dem Gehirn, dem Herzen oder den Nerven kommen, gerade dann, wenn die Krankheit über einen längeren Zeitraum unentdeckt bleibt. Es kann längere Zeit dauern, bis erste Geschwüre oder Ausschläge sichtbar werden.

In England wird die bakterielle Infektion umgangssprachlich auch „The Great Pretender“ (der große Betrüger) genannt, weil die Anzeichen oft unspezifisch und vielfältig sein können; beispielsweise gehört auch Müdigkeit oder Unwohlsein zu den Symptomen. Eine weitere Problematik, gerade für sexuell sehr aktive Menschen, ist die Dauer, bis die Infektion nachgewiesen werden kann – oftmals können bis zu drei Monate vergehen, bevor ein Syphilis-Fall im Test belegt werden kann.  

Syphilis-Fälle nehmen weltweit weiter zu

Der massive Anstieg von Syphilis-Fällen, gerade auch in der schwulen Community, ist kein singuläres Phänomen in Mitteleuropa, auch in den USA schlugen die Gesundheitsbehörden bereits im vergangenen Jahr Alarm – binnen kürzester Zeit explodierte auch hier die Zahl der Krankheitsfälle. Im Jahr 2021 erreichte die Rate der Syphilisfälle in den USA den höchsten Stand seit 1991 und die Gesamtzahl der Fälle den höchsten Stand seit 1948.

„Es ist zwingend erforderlich, dass wir die Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten in den USA neu aufbauen, erneuern und ausweiten", so Dr. Leandro Mena von den U.S. Centers for Disease Control and Prevention. David Harvey, der geschäftsführende Direktor der National Coalition of STD Directors, erklärte, die Situation sei inzwischen gänzlich „außer Kontrolle.“ In Deutschland treten die meisten Fälle von Syphilis in Berlin, Köln und München auf.

Auch Interessant

Outing im US-College-Football

Ein langer Weg zum eigenen Ich

Coming-Out im US-College-Football. Der gehypte Ex-Jungstar Jake Eldridge spricht erstmals über seinen Weg zum Coming-Out und sein neues Leben.
Erster schwuler Kandidat

Novum in Rumänien

Einzigartige Premiere: Erstmals tritt am kommenden Sonntag ein offen schwuler Mann bei den Parlamentswahlen in Rumänien an.
Hoffnungsschimmer in den USA

130 Städte kämpfen für LGBTI*

Hoffnungsschimmer in den USA: 500 Städte wurden unter die Lupe genommen – 130 von ihnen bekamen Top-Noten beim Einsatz für LGBTI*.
Definition einer Frau

Höhepunkt im britischen Rechtsstreit

Das Oberste Gericht in London verhandelt derzeit über die Frage, was genau eine Frau ist - zählen biologische Aspekte oder die Selbstdefinition?
Angriff auf JU-Politiker

Homophobe Attacke in Lüneburg

Eine Gruppe Migranten soll den JU-Politiker Simon Schmidt in Lüneburg brutal attackiert haben: „Wir stechen dich ab!“, riefen sie dabei laut Schmidt.
Denkmalpläne schreiten voran

"Für Capri und Roxi" in Hamburg

Auch das zweite Denkmal für die Community in Hamburg schreitet foran: "Für Capri und Roxi" soll an die Diskriminierung von Schwulen erinnern.
Homophober Hass in Nigeria

Ungestrafte Lynchjustiz gegen Schwule

Lebendig verbrannt oder begraben, zu Tode gefoltert: Die Mob-Gewalt gegen Homosexuelle in Nigeria nimmt massiv zu, die Polizei sieht weg.