Cybermobbing bei Jugendlichen Studie zeigt erstmals auf, wie wichtig für homosexuelle Jugendliche Unterstützer sind!
Die Lebenssituation von jungen LGBTI*-Jugendlichen ist seit Jahren bis heute eine besonders schwierige – Fälle von Depressionen, Angstzuständen bis hin zu suizidalen Gedanken haben bedingt durch Corona und einer neuen Welle von Hass gegenüber LGBTI*-Menschen weiter zugenommen, wie mehrere Studien in den letzten Jahren aufzeigten. Eine neue und bisher in dieser Form einzigartige Studie untersuchte nun allerdings, wie wichtig heterosexuelle Unterstützer, sogenannte Gay-Straight-Alliances, für homosexuelle und queere Jugendliche sind.
Breite Studienlage mit vielen Jugendlichen
In einer einjährigen Längsschnittstudie wurde nun konkret untersucht, wie sich die Lebenssituation von jungen LGBTI*-Menschen verbessern kann, die Opfer von homophoben Cybermobbing geworden sind und unter depressiven Angstzuständen leiden. Dazu befragten die vier Studienleiter Dr. Sebastian Wachs und Norman Krause vom Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Potsdam, Manuel Gámez-Guadix vom Fachbereich für Psychologie an der DePaul-Universität in Chicago sowie Michelle F. Wright vom Nationalen Forschungs- und Ressourcenzentrum gegen Mobbing der Dublin City University insgesamt 466 homosexuelle und queere Jugendliche. Zuvor wurden auch Ergebnisse weiterer Studien weltweit mit eingearbeitet, darunter zwei Untersuchungen über Hassreden im Internet mit über 6.000 jugendlichen Teilnehmern aus acht europäischen Ländern.
Ehrliche Unterstützung von Heterosexuellen
Sehr schnell deutlich wurde dabei, dass sich Depressionen und Angstzustände abmildern lassen, wenn Jugendliche auch von heterosexuellen Menschen positive Unterstützung erfahren – tritt das Gegenteil ein, kann sich die Lage indes weiter zuspitzen. Dabei muss die wahrgenommene Unterstützung stark ausgeprägt sein, um tatsächlich etwas bewirken zu können – salopp gesagt: ein paar aufmunternde Worte reichen nicht aus.
Druck auf die Politik
Wachs von der Universität Potsdam legt einen Schwerpunkt gerade auch auf die Ausgangslage in Schulen und hält fest: „Wir brauchen mehr Gay-Straight Alliances (GSA) in Schulen! Unsere Längsschnittstudie hat gezeigt, dass soziale Unterstützung durch GSA die negativen Auswirkungen von homophobem Mobbing auf die mentale Gesundheit von LGBTQIA-Schülern abfedern kann.“ Was anfangs banal klingt, ist die erste Studie dieser Art und kann wissenschaftlich fundiert nun den Druck auf Schulen und die Politik erhöhen, um stärker aktiv zu werden.
Hassreden und Fake News
Dabei ist eines allerdings auch klar, wie Wachs zudem festhält: „Angesichts des weltweiten Anstiegs von Populismus und Extremismus sind neue Online-Risiken wie Hassreden und Fake News entstanden, und aktuelle Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie oder der Krieg Russlands gegen die Ukraine haben diese Phänomene noch verstärkt.“ Dieser Hass im Internet befeuere dabei auch Diskriminierung, Vorurteile und Intoleranz sowie Angst, Stress und Furcht. „Eine Gesellschaft, die von Hassreden und Fake News geplagt wird, ist weniger in der Lage, auf gemeinsame Ziele hinzuarbeiten und gemeinsame Herausforderungen anzugehen.“
Neue Richtlinien für die Online-Welt
Die Bewältigung dieser Probleme bedürfe dabei laut den Experten eines vielschichtigen Ansatzes, dazu gehört die Stärkung von Wissenschaft, eine Medienkompetenzerziehung sowie ein verantwortungsvoller Journalismus. Außerdem brauche es mehr Faktenüberprüfungen, eine Förderung unterschiedlicher Perspektiven sowie eines integrativen Dialogs und eine neue Rechenschaftspflicht von digitalen Medienplattformen für die von ihnen bereitgestellten Inhalte.