Originalität nicht erwünscht Rosa Sitzbank vor Dirk Bachs Grab soll entfernt werden
Im Jahr 2012 starb TV-Star Dirk Bach (†51). Sein Verlust geht seiner engen Freundin Hella von Sinnen (64) noch immer nahe. Im Jahr nach Bachs Tod spendete sie seinem Grab auf dem Melaten-Friedhof in Köln eine rosa Sitzbank mit der Aufschrift „Audienz beim Mäusekönig“. Jetzt soll die Bank zusammen mit allen anderen privat aufgestellten Bänken des Friedhofs entfernt werden.
Zu viele Privatbänke
Auf dem Melaten-Friedhof stehen über 100 „wilde Bänke“, die von Privatpersonen aufgestellt wurden. Diese stören laut der Stadt Köln „das Erscheinungsbild“ des Friedhofs und „erschweren die erforderlichen Pflegearbeiten“. Und noch viel schlimmer: „Es besteht zum Teil auch die Gefahr, dass die Verkehrssicherheit gefährdet ist.“ Deshalb sollen die Privatbänke nun von denjenigen entfernt werden, die sie aufstellten. Geschehen soll das bis zum 8. September. Bänke, die dann noch stehen, wird die Friedhofsverwaltung entfernen.
Statt den privaten Bänken sollen anschließend 22 neue Friedhofsbänke installiert werden, die zusammen mit 216 anderen eigens für die Kölner Friedhöfe angeschafft wurden. Gegen eine Spende von 950 Euro an die Kölner Grün Stiftung können Interessierte den Standort einer Bank bestimmen. Das soll „ein würdevolles und einheitliches Erscheinungsbild“ des denkmalgeschützten Melaten-Friedhofs sicherstellen.
Unlogisches Vorgehen
Die Ankündigung der Stadtverwaltung löste Empörung und Unverständnis aus – auch beim Förderverein Melaten e.V.: „Man will 100 Bänke auf Melaten wegschaffen und 22 neu installieren. Das ergibt keine Logik“, so Vereinsmitglied Bernd Woidtke in einer Pressemitteilung. Außerdem seien die sogenannten „wilden“ Banken „überwiegend durchaus ansehnlich, stehen in den allermeisten Fällen auf der Grabstätte, stellen in keiner Weise die Verkehrssicherheit in Fragen“. Viele von ihnen trügen tatsächlich „zum angenehmen Erscheinungsbild des Friedhofes bei“ und seien so im Interesse der Bevölkerung.
Prominente Bänke
Besonders „unsinnig“ sei die Verwaltungsidee bei prominenten Gräbern wie dem von Dirk Bach. Dieses sei neben dem von Schauspieler Willy Millowitsch die beliebteste Ruhestätte in Köln. Das sei nicht nur Bachs Bekanntheit geschuldet, sondern vor allem der „Originalität der Grabgestaltung“, der „die Friedhofsverwaltung nun den Kampf angesagt“ habe.
Die „Alternative“ der Stadtverwaltung sei keine wirkliche – denn die genormten Friedhofsbänke seien mit 1,80 Metern viel zu breit, um auf die meisten Grabstätten zu passen. Originalität und Individualität hätten somit auch keine Chance. Stattdessen schlägt der Verein vor, „die wirklich maroden Bänke“ zu kennzeichnen und nur einzugreifen, wenn dort „in einer angemessenen Zeit nichts geschieht“.
Das denkt Hella von Sinnen
„Meiner Meinung nach handelt die Stadt überstürzt“, sagte auch von Sinnen. „Ich verstehe die Sicherheitsbedenken, wenn zum Beispiel ältere Menschen stürzen können. Aber die meisten Bänke stehen doch so nahe an Gräbern, dass nichts passieren kann – auch die von meinem Freund Dirk Bach.“ Die Bänke seien außerdem nicht einfach nur Sitzmöbel. Sie könnten auch „Teil der Trauerarbeit“ sein: „Wenn man sich bei einem Verstorbenen hinsetzt und in eine Art Gespräch kommt, hat das kontemplative Wirkung.“
Dass kaputte Bänke ersetzt werden sollen, findet von Sinnen gut. „Aber alle Privatbänke zu entfernen, ist unsensibel. Nicht nur uns, sondern allen Hinterbliebenen gegenüber. Wir haben in dieser Stadt so viele andere Baustellen, um die sich gekümmert werden sollte. Vielleicht wäre eine Einzelfallprüfung eine gute Idee.“ Mittlerweile fordert auch eine Petition, dass die „Orte des stillen Gedenkens“ erhalten bleiben – nicht nur auf dem Melaten-Friedhof, sondern überall in Köln.