Direkt zum Inhalt
Gegenwind in Florida
Rubrik

Gegenwind in Florida Mehrere Bundesrichter stellen sich gegen die Zensur von LGBTI*-Büchern an US-Schulen

ms - 12.01.2024 - 10:00 Uhr

Floridas Gouverneur Ron DeSantis zeigt im US-Bundesstaat, wie er gerne das ganze Land umgestalten würde, wenn er tatsächlich Präsident werden sollte – aktuell arbeitet die Regierung an einem weiteren Gesetzesvorhaben, das Homosexuelle erneut diskriminiert und ihnen pauschal unterstellen soll, Kinder sexualisieren zu wollen. Bereits durchgesetzt wurde das berüchtigte „Don´t Say Gay“-Gesetz, das alle LGBTI*-Themen an Schulen verbietet und auch zahlreiche Bücher auf den Index setzen ließ.

Bundesrichter stärkt LGBTI*-Rechte

Genau hier gibt es jetzt aber verstärkt Gegenwind für den Gouverneur: Bereits im Mai letzten Jahres klagte die Autorenorganisation PEN America gegen die willkürlichen Verbote von Büchern mit LGBTI*-Inhalten, dem schlossen sich kurz darauf der Penguin Random House Verlag und eine Gruppe von Schriftstellern und Eltern an. Die Regierung Floridas versuchte seitdem mit diversen juristischen Winkelzügen, eine Abweisung des Verfahrens zu erzwingen – und genau damit sind sie jetzt schlussendlich gescheitert.

Bundesrichter T. Kent Wetherell erklärte, dass Schulbeamte zwar das Recht haben, den Zugang zu ordnungsgemäß angefochtenen Büchern einzuschränken, dass sie aber nicht einfach Bücher, mit denen sie nicht einverstanden sind oder die sie für anstößig halten, aus Schulen und Schulbibliotheken entfernen lassen können. Die Klage wird nicht abgewiesen, die beklagte Regierung hat jetzt einen Monat Zeit, um auf die Entscheidung des Gerichts zu reagieren.

„Wir sind erfreut, dass der Richter anerkannt hat, dass Bücher nicht einfach aufgrund ihrer Ansichten aus den Regalen der Schulbibliotheken entfernt werden dürfen. Wir freuen uns darauf, diesen Fall weiterzuverfolgen, um die verfassungsmäßigen Rechte der Kläger zu schützen“, so Anwältin Lynn Oberlander in ihrer Erklärung. Ein positives Urteil könnte in Florida dabei auch Auswirkungen auf weitere Gesetze haben, die beispielsweise den Schulbehörden bisher die absolute Entscheidungsgewalt über den Inhalt von Unterrichtsmaterialien zugestehen.

Comeback der verbotenen Bücher?

Für die klagenden Gruppen, allen voran die PEN America, ist klar, dass die radikalen Verbote von LGBTI*-Büchern gegen den ersten sowie den vierzehnten Verfassungszusatz – die Gleichheitsklausel der Verfassung – verstoßen, denn beinahe durchwegs werden Bücher verboten, die im Zusammenhang mit LGBTI* stehen. Ziel der Klage ist es, dass die verbotenen Bücher wieder ihren Weg zurück in die Schulbibliotheken finden. Landesweit haben sich auch einige andere Bundesstaaten dem Gebaren Floridas in den letzten Monaten angeschlossen, weit über 1.000 Buchtitel sind von den Verboten betroffen.

Ein positives Urteil im Sinne der Kläger dürfte so das Umdenken in anderen Bundesstaaten weiter verstärken. In Iowa entschied bereits vor wenigen Tagen Ende Dezember ein Bundesrichter ähnlich und blockierte zwei Gesetze, die ebenso zum Ziel hatten, alle Bücher rund um Sexualität und LGBTI* zu verbieten – geklagt hatte hier ebenso Penguin Random House. Ähnlich positive Beschlüsse ergingen in den letzten Monaten in Arkansas und Texas – die LGBTI*-feindlichen Gesetze dort sind aktuell auf Eis gelegt, eine Berufung der Gesetzgeber ist allerdings wahrscheinlich.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Comeback von Gus Kenworthy

Neustart des schwulen Olympioniken

Comeback: Der schwule Freestyle-Skisportler Gus Kenworthy will es noch einmal wissen und 2026 bei seinen vierten Olympischen Spielen antreten.
Bahnbrechender Erlass

Hassverbrechen in Österreich

Kehrtwende: Österreichs Justizministerin Sporrer setzt neue Richtlinien fest: Angriffe gegen LGBTIQ+ müssen ab sofort detailliert dokumentiert werden!
Angriffsserie in Australien

Festnahme von 35 Tatverdächtigen

Australien hat ein großes Problem mit Überfällen von Jugendgangs auf schwule Männer. Im Bundesstaat Victoria wurden 35 Tatverdächtige festgenommen.
Angriffe in Bayern

Neuer Höchststand bei Attacken

Die Fachstelle Strong! in München feiert fünfjähriges Jubiläum und zeigt auf, dass die Fälle von Hasskriminalität gegen LGBTIQ+ weiter zunehmen.
Pride ohne Politik

Aufstand gegen britische Regierung

Pride ohne Politik: Vier große CSDs in Großbritannien, darunter London, untersagen Parteien jetzt die Teilnahme. Ein Protest gegen jüngste Beschlüsse.
Lebensgefährliche Attacke

Polizei fahndet nach Jugendgang

Lebensgefährliche Attacke: Die Polizei fahndet nach drei Jugendlichen, die auf einen 41-jährigen Schwulen an der Fulda-Aue in Kassel einschlugen.
Sieg vor Gericht in Brasilien

Entscheidung für queere Menschen

Eine historische Entscheidung in Brasilien: Das Oberste Gericht erlaubt eine geschlechtsneutrale Bezeichnung in offiziellen Dokumenten.
Homophobe Attacken

Jugendbuchautor erlebt Hass-Welle

Einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Jugendbuchautoren Thomas Brezina erlebte homophobe Angriffe nach einem kurzen Video mit seinem Ehemann.
Cold Case in NRW

Mordfall wird neu aufgerollt

Hoffnung in NRW: Eine DNA-Reihenuntersuchung soll jetzt nach neuen DNA-Spuren den Mord an einem schwulen Kellner im Jahr 2003 aufklären.