„Wir sind unsichtbar“ Stillstand für LGBTI*-Rechte in Rumänien
2001 wurde Homosexualität in Rumänien entkriminalisiert. Zuvor ahndete Artikel 200 gleichgeschlechtliche Handlungen mit bis zu fünf Jahren Haft. Das Land wollte sich damit auf eine Mitgliedschaft in der EU vorbereiten. Das Jubiläum war auch Thema der Bukarest Pride vom 17. August.
Stillstand und Polarisierung
Noch vor einer Generation wäre eine Pride undenkbar gewesen. Dennoch überwog bei den meisten Teilnehmenden der Frust – denn nach der Abschaffung der Strafe stagniert der Kampf um LGBTI*-Rechte. Viele fürchten sich dank dem starken Einfluss der orthodoxen Kirche außerdem vor einem Rückschritt. „Wir leben in einer Gesellschaft, die zunehmend stärker polarisiert ist, in der die Möglichkeiten für echten Dialog, für Bildung oder Lernen sehr schwer zu erschaffen sind“, so Teodora Ion-Rotaru, die Leiterin der LGBTI*-Menschenrechtsguppe Accept Association, laut der Bild. Der „schreckliche Kulturkrieg“, der die westlichen Gesellschaften dominiere, zeige sich auch in Rumänien.
Schwierigkeiten bei der Pride-Organisation
Zuerst wollte die Verwaltung den traditionellen Veranstaltungsort der Pride, die alte Hauptstraße Calea Victoriei, nicht genehmigen. Die Teilnehmerzahl war wegen Corona zudem auf 500 Personen begrenzt – ähnliche Grenzen gelten nicht für religiöse Veranstaltungen. Und dann tauchte vor der Parade auch noch eine Gegendemonstration aus etwa 100 Menschen auf, die Heiligenfiguren hochhielten und den „Orthodoxie und Nationalismus“-Slogan der Partei „Neue Rechte“ verbreiteten.