Direkt zum Inhalt
´Wiedergutmachung
Rubrik

Wiedergutmachung Das Pentagon handelt endlich proaktiv und will alle „unehrenhaften“ Entlassungen von homosexuellen Soldanten überarbeiten

ms - 25.09.2023 - 11:00 Uhr

Es war ein dunkles Kapitel in der amerikanischen Militärgeschichte – die Richtlinie „Don't ask, Don't tell“ untersagte rund 17 Jahre lang homosexuellen Soldaten, über ihre sexuelle Orientierung zu sprechen oder offen dazu zu stehen. Vor 12 Jahren wurden die diskriminierende Maxime abgeschafft – zum Jahrestag zeigt sich das Pentagon nun bemüht, die Fehler der Vergangenheit wieder gutzumachen.

Korrektur der „unehrenhaften“ Entlassungen

So will das Pentagon konkret jetzt all jenen schwulen und lesbischen Veteranen helfen, die zwischen 1994 und 2011 aufgrund ihrer Homosexualität aus dem aktiven Dienst versetzt oder entlassen worden sind. Das damalige Verhalten sei dabei „weniger als ehrenhaft“ gewesen, wie das Pentagon jetzt zugab. Ziel ist es nun, alle relevanten Militärakten von Homosexuellen zusammenzutragen und eine Korrektur an den Unterlagen vorzunehmen, sodass der Ruf der Veteranen auch offiziell schriftlich wieder hergestellt wird. Schwule und Lesben können sich auch direkt auf einer eigens dafür eingerichteten Website melden, das Pentagon will aber auch unabhängig davon die Akten aller Betroffenen proaktiv aufarbeiten.

Die Würde der homosexuellen Soldaten

Der Schritt stellt für homosexuelle Veteranen eine massive Vereinfachung dar, bisher mussten sie Anträge und alle relevanten Dokumente selbst einreichen, um eine mögliche Richtigstellung in ihren Akten zu erzielen – was für manche banal klingen mag, sorgte bei vielen homosexuellen Veteranen dafür, dass sie sich teilweise bis heute als minderwertig fühlten, weil sie unehrenhaft aus dem Dienst entlassen worden waren. Nebst der schriftlichen Widergutmachung geht es so also auch darum, die Würde der ehemaligen schwulen und lesbischen US-Soldaten wieder herzustellen.  

Zudem geht es auch ganz direkt um finanzielle Leistungen, denn in vielen Fällen konnte eine unehrenhafte Entlassung auch dazu führen, dass bestimmte militärische Leistungen und Rentenansprüche bei Veteranen minimiert oder ganz gestrichen worden sind – das Themenfeld war vielfältig und konnte von fehlenden Gesundheitsversorgungen bis hin zu nicht erteilten Garantien für Hauskredite reichen.

13.000 homosexuelle Soldaten wurden entlassen

Die „Don't ask, Don't tell“-Politik wurde 1993 von Präsident Bill Clinton unterzeichnet und erst wieder von Präsident Barack Obama aufgehoben. Die damalige „liberale Idee“ hinter der Richtlinie war, dass es so Schwulen, Lesben und Bisexuellen ermöglicht werden sollte, im Militär zu dienen, solange sie ihre sexuelle Orientierung verbargen. Schätzungsweise 13.000 Soldaten wurden im Rahmen dieser Politik entlassen.

Insgesamt wird davon ausgegangen, dass seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs mindestens 100.000 amerikanische Soldaten aufgrund ihrer Homosexualität unehrenhaft aus dem Dienst entfernt worden waren. Wenn es um Menschen mit HIV geht, stellt sich das Pentagon allerdings bis heute quer, auch wenn zuletzt amerikanische LGBTI*-Verbände mehrere Siege vor Gericht erzielen konnten.

Auch Interessant

Outing im US-College-Football

Ein langer Weg zum eigenen Ich

Coming-Out im US-College-Football. Der gehypte Ex-Jungstar Jake Eldridge spricht erstmals über seinen Weg zum Coming-Out und sein neues Leben.
Erster schwuler Kandidat

Novum in Rumänien

Einzigartige Premiere: Erstmals tritt am kommenden Sonntag ein offen schwuler Mann bei den Parlamentswahlen in Rumänien an.
Hoffnungsschimmer in den USA

130 Städte kämpfen für LGBTI*

Hoffnungsschimmer in den USA: 500 Städte wurden unter die Lupe genommen – 130 von ihnen bekamen Top-Noten beim Einsatz für LGBTI*.
Definition einer Frau

Höhepunkt im britischen Rechtsstreit

Das Oberste Gericht in London verhandelt derzeit über die Frage, was genau eine Frau ist - zählen biologische Aspekte oder die Selbstdefinition?
Angriff auf JU-Politiker

Homophobe Attacke in Lüneburg

Eine Gruppe Migranten soll den JU-Politiker Simon Schmidt in Lüneburg brutal attackiert haben: „Wir stechen dich ab!“, riefen sie dabei laut Schmidt.
Denkmalpläne schreiten voran

"Für Capri und Roxi" in Hamburg

Auch das zweite Denkmal für die Community in Hamburg schreitet foran: "Für Capri und Roxi" soll an die Diskriminierung von Schwulen erinnern.
Homophober Hass in Nigeria

Ungestrafte Lynchjustiz gegen Schwule

Lebendig verbrannt oder begraben, zu Tode gefoltert: Die Mob-Gewalt gegen Homosexuelle in Nigeria nimmt massiv zu, die Polizei sieht weg.
Posse um Pride-Uhren

Malaysias Kampf gegen Homosexuelle

Die Posse um die beschlagnahmten Pride-Uhren von Swatch geht in Malaysia in die nächste Runde - die Uhren müssen zurückgegeben werden. Und nun?