Weltsynode in Rom Heftige Debatten rund um Reformpläne erwartet
Heute Morgen hat die Weltsynode in Rom mit einer Heiligen Messe auf dem Petersplatz begonnen – die Zeichen stehen dabei auf Sturm. Zumindest sind heftige Debatten bis Ende Oktober zu erwarten, denn nach wie vor hält die Mehrheit der deutschen Bischöfe an Reformwünschen in der römisch-katholischen Kirche fest, darunter vor allem mehr Rechte für Homosexuelle und Frauen und eine neue Sexualmoral.
Homosexuelle und Frauen
Bereits beschlossen wurde von den deutschen Bischöfen, bis 2026 Segnungen für Schwule und Lesben landesweit einzuführen – gegen den entschiedenen Willen einiger Hardliner aus den eigenen Reihen wie Kardinal Rainer Maria Woelki sowie dem Vatikan selbst. Der Ausgang des ersten Teils der Weltsynode in diesem Jahr ist indes völlig offen, im kommenden Jahr ist das zweite große Treffen ebenfalls für Oktober geplant.
Die Weltsynode gilt dabei nach wie vor als eines der wichtigsten Reformprojekte von Papst Franziskus. An der Konferenz nehmen 365 stimmberechtigte Mitglieder teil. Die große Mehrheit von ihnen sind Bischöfe, zudem gibt es aber auch Geistliche, Laien und erstmals in der Kirchengeschichte auch 54 Frauen, die ebenso stimmberechtigt sind.
Drängende Reformfragen
Der reformwillige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zeigte sich optimistisch und hofft auf eine offene Diskussion gerade auch bei den strittigen Themen. „Ich bin überzeugt, dass alle Themen auf den Tisch kommen“, so Bätzing gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Und in der Tat findet sich bereits im Vorbereitungsdokument Themen wie die Haltung zur Homosexualität und die künftige Rolle der Frauen in der Kirche.
Bätzing betont überdies, dass die Fragen rund um mögliche Reformen von vielen Ländern im Vorfeld eingebracht worden seien, es bestehe also definitiv Redebedarf. Ziel sei es, so Bätzing weiter, einen gemeinsamen Weg zu finden – ob der Vatikan das mit sich machen lässt, darf indes durchaus bezweifelt werden.
Papst verweigert klares Statement
Immer wieder stand auch der Zickzack-Kurs von Papst Franziskus in der Kritik, der an einem Tag sich vorsichtig für Homosexuelle aussprach, sie tags darauf aber erneut als Sünder definierte. Zuletzt kam es erneut Anfang dieser Woche zu einem solchen Vorfall, nachdem der Vatikan ein Antwortschreiben an fünf Kardinäle aus Europa, Asien, Afrika und Amerika veröffentlichte, die zuvor in einem kritischen Brief Zweifel geäußert hatten. Die fünf Kardinäle wünschten sich dabei ein klares Nein zu gleichgeschlechtlichen Segnungen, um unter den Gläubigen mit der „Verwirrung und dem Irrtum“ aufzuräumen – unter ihnen auch Kardinal Walter Brandmüller aus Deutschland.
Homosexuelle Segnungen – Ja oder Nein?
In dem sogenannten Dubia-Schreiben lehnt der Papst nun allerdings erstmals die Segnung von Homosexuellen nicht mehr grundsätzlich ab, wenngleich er erneut betonte, dass die Ehe eine Verbindung zwischen Mann und Frau bleibe. Man müsse aber künftig überlegen, ob es besondere Formen der Segnungen geben könne, ohne dabei aber ein falsches Bild von der Ehe zu vermitteln.
Doch wer um einen Segen bitte, tue dies im Vertrauen auf Gott, um besser leben zu können, so Franziskus weiter. Ähnlich vage blieb der Papst im Schreiben erneut, was die Rolle der Frau in der Kirche anbelangt – die Antwort dürfte weder Reformwillige noch Kritiker zufriedenstellen. Für Bätzing zeige sich indes aber, dass der angestoßene Erneuerungsprozess nicht mehr rückgängig gemacht werden könne – auch nicht mehr unter einem neuen Papst.