Direkt zum Inhalt
Das Schweigen der Bundesregierung
Rubrik

Warum schweigt die Ampel? Homosexuelle Menschen bangen in Uganda um ihr Leben – wann kommen die Not-Visa aus Deutschland?

ms - 14.07.2023 - 14:00 Uhr

Die Deutsche Aidshilfe hat jetzt zusammen mit dem Bündnis Queere Nothilfe Uganda noch einmal eindringlich die Bundesregierung dazu aufgerufen, endlich aktiv den homosexuellen Menschen in Uganda zu helfen. Seitdem das neue Anti-Homosexuellen-Gesetz vor kurzem in Kraft getreten ist, sind Schwule und Lesben zu Rechtlosen geworden, alle Gay-Organisationen mussten schließen und immer wieder kommt es zu regelrechten Hetzjagden auf Homosexuelle. Das neue Gesetz bestraft Homosexualität mit hohen Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe.

Schnelles Handeln gefordert!

Konkret fordert die Aidshilfe 177 Visa für besonders gefährdete LGBTI*-Menschenrechtsaktivisten aus Uganda. Eine entsprechende Liste und ein Unterstützungsschreiben von rund achtzig Prominenten liegt der Bundesregierung seit mehreren Wochen vor – bisher gibt es keine offizielle Reaktion seitens der Ampel-Koalition.

Es reiche nicht aus, dass Deutschland zusammen mit 31 weiteren Staaten aus der Equal Rights Coalition in einer Stellungnahme das Gesetz und auch seine gesellschaftlichen Folgen verbal scharf verurteilt habe. „Humanitäre Visa für gefährdete LGBTIQ*-Personen sind im Koalitionsvertrag vereinbart. Da hier der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle spielt, ist besonders in diesem Punkt Eile geboten“, so Dirk Hetzel von der DAH. Zudem bedarf es auch einer finanziellen Soforthilfe, um Homosexuellen vor Ort helfen zu können. Ähnliche Forderungen stellen auch britische LGBTI*-Aktivisten an die englische Regierung – auch hier bisher ohne Erfolg. Kanada indes hat bereits konkrete Hilfe und Visa angeboten.

Umfassende Maßnahmen gegen das Hass-Gesetz

Zudem stellt die Aidshilfe im Zusammenschluss mit dem Bündnis auch klar, dass die Bundesregierung Unterstützer der „menschenrechtswidrigen“ Politik in Uganda nicht weiter fördern dürfe. Überdies werden Sanktionen und die Rücknahme von Visa für alle Parlamentsmitglieder, Regierungsangehörige und religiöse Führer gefordert, die das Gesetz unterstützt haben. Auch Organisationen, die Lobbyarbeit für das „Anti-Homosexualitäts-Gesetz“ betrieben haben, insbesondere der Inter-Religious Council of Uganda (IRCU), dürften nicht weiter gefördert werden, so das Bündnis weiter.

Schwule werden zu Freiwild

Die Lage in Uganda scheint sich indes immer weiter zu verschärfen, Homosexuelle werden offenbar immer öfter zu einer Art von Freiwild. Wer kann, flüchtet in Nachbarländer wie Kenia, doch auch hier will die Regierung zeitnah harte Gesetze gegen Homosexualität verabschieden.

Zusätzlich Öl ins Feuer schüttete in diesen Tagen der iranische Präsident Ebrahim Raisi, der bei einem Staatsbesuch in Uganda jene Staaten scharf kritisierte, die für Gleichberechtigung und Akzeptanz von Homosexuellen eintreten: „Die westlichen Länder versuchen, Homosexualität als ein Zeichen von Zivilisation darzustellen, dabei ist diese eines der widerwärtigsten Dinge, die in der Menschheitsgeschichte geschehen sind!“ Er wünsche sich eine engere Zusammenarbeit mit Uganda, um sich gegen die Angriffe des Westens vereint besser wehren zu können. Der Iran geht ebenso bereits seit Jahren mit äußerster Brutalität gegen Schwule vor.   

Auch Interessant

Stinkefinger für EU und USA

Uganda schließt Pakt mit Russland

Der politische Druck auf Uganda nach dem „Kill the Gays“-Gesetz seitens USA und EU ist verpufft, das Parlament schloss jetzt einen Pakt mit Russland.
Krise bei LGBTI*-Influencern

Wohin flüchten nach dem TikTok-Aus?

Krise bei LGBTI*-Influencern in den USA: Wohin flüchten nach dem vermeintlich baldigen TikTok-Aus? ist RedNote die Alternative?
Milliarden gegen Missbrauch

US-Kirche zahlte fünf Milliarden

Neue Daten zu sexuellem Missbrauch in den USA: Die meisten Opfer waren Jungs. Die US-Kirche zahlte in den letzten 20 Jahren fünf Milliarden Dollar.
Kritik an der ePA

Offener Brief an Karl Lauterbach

Verbände und Gesundheitsexperten kritisierten jetzt die Sicherheitsprobleme bei der elektronischen Patientenakte- ein Problem gerade auch für LGBTI*.
LGBTI*-Jugendarmut

Alarmierende neue Studie

Eine neue Studie ist alarmierend: Rund 875.000 LGBTI*-Menschen unter 20 Jahren ist armutsgefährdet.
Digitale Gewalt

Angriffe auf politisch Engagierte

Die Mehrheit der politisch Engagierten und Politiker erlebt in Deutschland digitale Gewalt, besonders gerne auch mit dem Hintergrund von LGBTI*.
Hassverbrechen in Berlin

Beleidigungen und Körperverletzungen

Die Gewalt gegen LGBTI* nimmt an Brutalität und Quantität in Berlin weiter zu - das bestätigte jetzt die Queer-Beauftragte der Berliner Polizei.
Tony Slattery ist tot

Schwuler Komiker stirbt mit 65 Jahren

Er war Vorbild und Hoffnungsträger für die britische Gay-Community, nun ist Tony Slattery mit 65 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes verstorben.
Brisante Gästeliste

Amtseinführung von Donald Trump

Bei der Amtseinführung von Donald Trump werden einige Anti-LGBTI*-Staatschefs dabei sein - allen voran Georgia Meloni und Victor Orban.