Warnung vor Rollback Der Chef der größten queeren Organisation in Großbritannien wendet sich an die Community
Der Chef der größten britischen LGBTIQ+-Organisation Stonewall wendete sich jetzt an die Community mit einer eindringlichen Warnung. CEO Simon Blake erklärte so: „Wir können nicht länger davon ausgehen, dass der Fortschritt unvermeidlich ist.“
Wirkliche Gleichstellung
Es sei dabei wichtiger denn je, dass die Stimmen der Community in der Politik und den Vorstandsetagen der britischen Firmen Gehör finden. „Wir müssen dafür sorgen, dass alle Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Queer-Personen die gleichen Rechte haben wie andere, dass sie vor dem Gesetz wirklich gleichgestellt sind, dass es soziale Gerechtigkeit gibt, dass der Zugang zur Gesundheitsversorgung gleichberechtigt ist und dass unsere gemeinsamen Orte integrativ sind.“
Die Hasskriminalität sowie die Diskriminierung innerhalb der Gesellschaft gegenüber queeren Menschen nehme dabei im Vereinigten Königreich wieder zu, Angst breite sich in der Community aus und insgesamt seien LGBTIQ+-Personen noch „weit davon entfernt“, dass die Gleichstellung tatsächlich Realität sei. „Zu viele LGBTIQ+-Personen werden immer noch in der Schule schikaniert, sehen sich gezwungen, ihre Identität am Arbeitsplatz zu verbergen, erhalten nicht die notwendige medizinische Versorgung und sind einem höheren Risiko für ihre psychische Gesundheit ausgesetzt. Selbst im späteren Leben werden einige ältere LGBTIQ+-Menschen in das Schweigen zurückgedrängt – sie verstecken ihre Identität immer wieder.“
Appell an die Community
Als Appell an die eigene Community hält Blake dazu fest: „Mit Blick auf die Zukunft müssen wir sicherstellen, dass wir über einen umfassenden Rechtsrahmen verfügen, der gewährleistet, dass jedes einzelne Mitglied der LGBTIQ+-Gemeinschaft den gleichen Schutz und die gleiche Behandlung durch das Gesetz erfährt. Das Vereinigte Königreich war früher weltweit führend in Sachen LGBTIQ+-Rechte, aber das ist nicht mehr der Fall. Wir hoffen, dass es eines Tages wieder so sein wird.“
Die Organisation Stonewall wurde 1989 gegründet, um gegen das berüchtigte Section 28-Gesetz vorzugehen, dass die „Werbung für Homosexualität“ in Großbritannien verbot. Zu den Gründungsvätern gehört auch Schauspieler Sir Ian McKellen (Gandalf aus „Der Herr der Ringe“). Seit 2022 distanzierten sich immer mehr Unternehmen und Fernsehanstalten wie BBC oder Channel 4 von dem Verein, zudem stellten das Justiz-, Arbeits-, Wirtschafts- sowie das Gesundheitsministerium Zahlungen ein – der Vorwurf: Stonewall betreibe eine „radikale Lobbyarbeit“. Zudem biete der Verein kein „angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis“ mehr.