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Warnung vor Affenpocken

Warnung vor Affenpocken! Gesundheitsbehörden raten Schwulen zu dringender Impfung!

ms - 05.06.2023 - 10:00 Uhr

Nachdem bereits im Mai dieses Jahres neue Fälle von Affenpocken vermehrt in Chicago aufgetreten waren und die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC vor einem erneuten Virus-Ausbruch im Sommer gewarnt hatte, meldete sich nun auch die britische Gesundheitseinrichtung UK Health Security Agency (UKHSA) zu Wort – auch in London steigen die Zahlen von Mpox-Fällen wieder an. Vor einem Jahr war die britische Hauptstadt einer der zentralen Ausgangspunkte für die Verbreitung des Virus in ganz Europa.

Zweifache Impfung ist wichtig!

Dr. Katy Sinka, Leiterin der Abteilung für sexuell übertragbare Infektionen bei der UKHSA, erklärte jetzt gegenüber der Presse: „Aus diesen jüngsten Statistiken geht eindeutig hervor, dass Mpox nicht verschwunden ist. Die Impfung ist der Schlüssel, um den Schweregrad der Symptome zu verringern und eine weitere Übertragung zu verhindern. Die ersten Dosen wurden gut angenommen, aber nur etwa ein Drittel derjenigen, die ihre erste Dosis erhalten haben, haben bisher ihre zweite Dosis erhalten.“ Nur mit einer zweiten Dosis allerdings bestehe ein effektiver bestmöglicher Schutz gegen das Virus. In diesem Zusammenhang mahnte auch die Deutsche Aidshilfe mehrfach in den vergangenen Monaten an, sich zeitnah zweifach impfen zu lassen – Impfdosen sind in Deutschland derzeit ausreichend vorhanden.

CSD- und Pride-Paraden als mögliche Verbreitungsquellen

Sowohl die Experten aus den USA wie auch aus Großbritannien geben dabei zu bedenken, dass es sich keineswegs um eine Art von Panikmache handele. Die kürzlich gemeldeten Cluster geben jedoch großen Anlass zur Sorge, dass Mpox in diesem Sommer zurückkehren könnte, wenn die Impfraten niedrig bleiben. Dabei wurden Sommerfestivals und Pride- und CSD-Paraden sowie sexpositive Großevents als mögliche Verbreitungsmöglichkeiten genannt.

Auch das Robert Koch-Institut hält für Deutschland dabei fest: „Trotz der aktuell in weiten Teilen der Welt ruhigen epidemiologischen Lage kann es zu einem erneuten Anstieg der Fallzahlen auch in Deutschland kommen, insbesondere im Rahmen der im Frühjahr beginnenden „Pride Season“ – Veranstaltungen, die sich auch stark an Männer, die Sex mit Männern haben, richten. Um Ansteckungen zu verhindern, müssen weiterhin angemessene Präventionsmaßnahmen umgesetzt und Infektionen frühzeitig erkannt werden.“

Zuletzt häuften sich auch in Frankreich wieder die Neu-Infektionen bei Mpox, sie liegen dort ähnlich wie in Großbritannien aktuell im zweistellen Bereich, auch in Berlin gab es bereits erste neue Fälle. Sowohl in den USA wie auch in Großbritannien und auch in Frankreich sind aktuell abermals wie im vergangenen Jahr auch zum allergrößten Teil vor allem schwule Männer von den Neu-Infektionen betroffen, so die britische Gesundheitsbehörde weiter.

Eine gefährliche Symbiose – Affenpocken und HIV

Fraglich ist dabei allerdings auch, wie lange die Impfung wirkt, da viele der jetzt aufgetretenen neuen Fälle mindestens eine Dosis des Impfstoffes bereits erhalten hatten. Trotzdem wird der Wirkschutz nach wie vor generell als hoch eingestuft, allerdings nur bei zwei Impfeinheiten. Zudem haben jüngste Studien nahegelegt, dass bei Menschen mit HIV der Impfschutz auch bei vollständig erfolgter, zweifacher Impfung deutlich vermindert sein kann – außerdem sind HIV-Positive einem deutlich höheren Sterberisiko bei einer Infektion ausgesetzt, wie im Februar dieses Jahres nachgewiesen werden konnte.  

Offene Fragen bei den jüngsten Clustern

Die Impfungen werden aber nach wie vor nebst einer generellen zeitweisen Verhaltensänderung bei den sexuellen Kontakten von schwulen Männern und einer natürlichen Immunität als eines von drei wesentlichen Aspekten festgehalten, weswegen ab August letzten Jahres die Fallzahlen nach und nach wieder gesunken sind. Es ist derzeit noch nicht klar, ob Menschen, die sich nach der Impfung in den jüngsten Clustern infiziert haben, nie einen vollständigen Schutz erreicht haben oder ob der Schutz im Laufe der Zeit nachgelassen hat. Alternative Erklärungen könnten eine Mutation des Mpox-Virus oder eine unsachgemäße Verabreichung des Impfstoffs sein, wie auch Dr. Demetre Daskalakis, stellvertretender Koordinator der nationalen Mpox-Bekämpfung in den USA bestärkte.

90.000 Mpox-Fälle bis heute

In Deutschland haben sich bisher rund 3.700 Menschen seit Mai letzten Jahres mit dem Virus infiziert, zum allergrößten Teil schwule Männer. Weltweit wurden offiziell rund 90.000 Fälle festgehalten, obwohl die Behörden davon ausgehen, dass die tatsächlichen Zahlen deutlich höher liegen und viele betroffene Menschen die Infektionen aus Scham oder Angst vor anderweitigen Konsequenzen gar nicht erst gemeldet haben. Insgesamt rund 140 Todesfälle wurden der Weltgesundheitsorganisation im Zusammenhang mit Mpox gemeldet. Die WHO hat Mitte Mai dieses Jahr zwar den internationalen Notstand für Affenpocken vorerst aufgehoben, betonte aber ebenso weiterhin die Wichtigkeit von Surveillance- und Präventionsmaßnahmen sowie intensiver Forschung.

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