Verbot von Schülerzeitung Meinungsfreiheit endet in den USA an der Schultür
Ein Schulbezirk im amerikanischen Bundesstaat Nebraska hat jetzt eine der renommiertesten Schülerzeitungen der USA inklusive dem angegliederten Journalismus-Programm zur Förderung von jungen, talentierten Schülern aufgelöst, weil das Redaktionsteam in der letzten Ausgabe vor den Sommerferien eine Story über die Geschichte des Pride-Monats veröffentlicht hatte.
In dem Artikel mit dem Titel "Stolz und Vorurteil: LGBTQIA+" der Jahresendausgabe der Schülerzeitung "Viking Saga" der Northwest High School wurde sachlich und fundiert auf die Entstehung der Pride- und CSD-Bewegung eingegangen und auch die Ursprünge der Homophobie erörtert. Das war offensichtlich zu viel des Guten: Drei Tage nach der Verteilung der "Viking Saga" wurden die Mitarbeiter und Schüler kurzerhand über die Einstellung der Zeitung und des gesamten Förder-Programms informiert. Kurz darauf wurden dann auch der Druckservice der Zeitung und die Werbeverträge mit dem nahegelegenen Grand Island Independent gekündigt. Die “Saga“, wie die Schülerzeitung umgangssprachlich genannt wird, ist dabei nicht irgendein Printerzeugnis, sondern gewann mehrere Preise bei nationalen und landesweiten Journalismus-Ausschreibungen für Schülerzeitungen; mehrere Schüler, die Artikel veröffentlicht hatten, erhielten sogar Einzelauszeichnungen.
Eine offizielle Erklärung von Seiten der Schule oder des Schulbezirks gab es nicht, auf Rückfrage der Grand Island Independent erklärte allerdings Zach Mader, Vizepräsident des Vorstands der Northwest Public Schools: "Die allerletzte Ausgabe, die in diesem Jahr herauskam, war ein bisschen feindselig. Es gab Leitartikel, die im Wesentlichen, so würde ich sagen, LGBTQ waren. Es gab da einige Dinge, die… also, wenn die Steuerzahler diese Ausgabe gelesen hätten, hätten sie gedacht: 'Heiliger Strohsack. Was ist an unserer Schule los?' Es gab auch bereits vorab Gespräche darüber, unsere Zeitung abzuschaffen, wenn wir nicht in der Lage wären, Inhalte zu kontrollieren, die wir als unangemessen ansehen." Maders Kollege, der Vorstandsvorsitzende San Leiser, behauptete zudem, dass "die meisten Leute darüber verärgert waren, dass der LGBTQ-Artikel geschrieben wurde." Bereits im Frühjahr hatte es Streit um die Schülerzeitung gegeben, weil die Mitarbeiter sich der Anweisung widersetzt hatten, einen trans-Schüler mit seinem alten Namen (Deadnaming) abzudrucken, was die Schulleitung ausdrücklich verlangt hatte.
Kritik über diese Entscheidung und das Aus der Schülerzeitung kommt von verschiedenen Stellen, beispielsweise auch von dem Student Press Law Center. Geschäftsführer und Journalist Hadar Harris erklärte: „Der Oberste Gerichtshof hat bereits 1969 festgestellt, dass Schüler und Lehrer ihre Rechte auf den Ersten Verfassungszusatz und die freie Meinungsäußerung nicht an den Schultoren verlieren. Wir glauben, dass dies auch für Schülerjournalisten gelten sollte!“ Und sein Kollege, der leitende Rechtsberater des studentischen Pressezentrums, Mike Hiestand, bekräftigte: „Bei weitem die häufigste Ursache für die Zensur von Schülermedien ist eine Geschichte, die die Schule kritisiert oder von der die Schulleitung glaubt, dass sie sie in ein schlechtes Licht rückt." Harris wiederum räumte jedoch auch ein, dass die spezifische Rechtsprechung den Schulbezirk in diesem Fall leider begünstigt. "Der Oberste Gerichtshof hat auch eine Ausnahmeregelung für die Rechte des Ersten Verfassungszusatzes geschaffen, die speziell für Schülerjournalisten gilt und es den Schulverwaltungen erlaubt, die Arbeit von Schülern zu zensieren, wenn dies aus 'legitimen pädagogischen Gründen' geschieht." So scheint ein sachlicher Text über die Geschichte der Gay-Rights-Bewegung in den USA nicht nur ein legitimer Grund für Zensur zu sein, sondern auch eine Information darstellen, die anderen Schülern aus pädagogischer Sichtweise offensichtlich nicht zuzumuten ist.