Direkt zum Inhalt
Verbot von Homosexualität
Rubrik

Verbot von Homosexualität Wird das irakische Parlament noch in diesem Jahr Homosexualität verbieten?

ms - 06.07.2023 - 11:00 Uhr

Nachdem erst kürzlich Uganda eines der schlimmsten Anti-Homosexuellen-Gesetze weltweit eingeführt hat, scheint nun der Irak nachziehen zu wollen. Seit Jahren ist die Lage vor Ort gerade für schwule Männer dramatisch, immer wieder kam es  zu Entführungen, Folter und Totschlag – die Polizei des Landes sieht meistens weg, wie bereits 2022 Human Rights Watch dokumentiert hatte. Nun soll Homosexualität weiter kriminalisiert und komplett verboten werden. Im Irak sind gleichgeschlechtliche Handlungen derzeit nicht ausdrücklich verboten, obwohl bestimmte Punkte (Analsex) im Strafgesetzbuch von 1969 dazu dienen, Mitglieder der Gay-Community zu kriminalisieren.

Kommt das Verbot schon im Herbst?

Erste Bestrebungen dazu gab es bereits im vergangenen Jahr, jetzt wurde dem irakischen Parlament der erste konkrete Gesetzentwurf vorgelegt, eingebracht von Mortada Al-Saadi, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Rechtsausschusses im Bundesparlament in Bagdad. Auch dem Präsidenten Abdul Latif Raschid wurde das Vorhaben bereits übermittelt. Darüber entschieden werden soll ab September dieses Jahres. Mehrere nationalistische Bewegungen im Land machen dabei seit einigen Wochen offenbar gezielt Stimmung gegen Homosexuelle, damit ein solches Gesetz noch in diesem Jahr umgesetzt wird.

Legale Morde an Homosexuellen?

Im Irak gibt es bis heute auch keinen Schutz vor Diskriminierung, ebenso wurden strenge „Sodomiegesetze“ noch aus der Zeit der britischen Besetzung bis heute beibehalten. Eine der wenigen Organisationen, die sich vor Ort für LGBTI*-Menschen einsetzen, ist IraQueer, deren Sprecher Amir Ashour erklärte: „Die irakische Regierung benutzt ihren Hass auf LGBT-Menschen, um die Öffentlichkeit von ihrem Versagen abzulenken, eine Regierung zu bilden, grundlegende Dienstleistungen bereitzustellen und die Täter für verschiedene Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft zu ziehen. Während homosexuelle Iraker bereits jetzt das Ziel systematischer Tötungskampagnen sind und die Lage so schlimm ist, wie sie nur sein kann, wird dieses Gesetz es der Regierung jetzt sogar ermöglichen, ´legal´ mit Mord davonzukommen.“

Hilferuf nach Deutschland

Kommt das neue Gesetz tatsächlich in diesem Jahr, wäre es das Todesurteil für die Gay-Community und die LGBTI*-Bewegung im Irak, so Ashour weiter. Er fordert zusammen mit Human Rights Watch bereits seit über einem Jahr all jene Länder, die mit dem Irak wirtschaftlich zusammenarbeiten, auf, sich stärker für die Menschenrechte von LGBTI*-Personen vor Ort einzusetzen – darunter zählen Länder wie die USA, Großbritannien, Deutschland oder auch Frankreich. Bisher ohne Erfolg.  

Auch Interessant

Sparkurs Berlin

Diversität besonders betroffen?

Berlin muss sparen - überproportional betroffen seien nun aber von den Einsparungen Diversitäts-Projekte, kritisieren Berliner Kulturanbieter.
Eklat beim Klimagipfel

Keine Frauenrechte wegen Homophobie

Eklat beim Klimagipfel: Der Vatikan verbündete sich offenbar mit homophoben Staaten, damit homosexuelle Frauen nicht geschützt werden.
Differenzen bei der Akzeptanz

Schweizer und die LGBTI*-Community

Mehr Zuspruch für Homo- und Bisexuelle, eher Ablehnung bei Trans- und nicht-binären Menschen - so die Ergebnisse einer neue Befragung der Schweizer.
Augen zu bei US-Hassverbrechen

Warum werden Theaterstücke zensiert?

Zensur an US-Schulen: Immer öfter wird offenbar versucht, das Theaterstück über den Mord an dem schwulen Studenten Matthew Shepard zu verhindern.
E-Zigaretten bei LGB

Trend bei Schwulen und Bisexuellen

Homo- und Bisexuelle in den USA greifen überdurchschnittlich oft zur E-Zigarette, warnen jetzt US-Experten. Die Frage ist, warum?
Rotstift bei Lambda Berlin

Queere Organisation schlägt Alarm

Das Jugendnetzwerk Lambda in Berlin schlägt Alarm: Die geplanten Kürzungen der Stadt bedrohen demnach die Existenz des Vereins für LGBTI*-Jugendliche.
Skandalfall P. Diddy

Neue Vergewaltigungsvorwürfe

Der Skandal um US-Rapper P.Diddy weitet sich aus, immer mehr Männer und Frauen berichten von äußerst brutalen Vergewaltigungen.