Vatikan will keine Reformen Vatikan ermahnt deutsche Reformer zu Gehorsam
Einmal mehr zeigt die römisch-katholische Kirche, dass sie weder bereit ist, auf homosexuelle oder queere Menschen zuzugehen, noch anderweitig Reformen wie beispielsweise eine Beteiligung von Frauen in führenden Positionen auch nur ernsthaft anzudenken. In den letzten Monaten versuchten einzelne Kirchenvertreter in Deutschland, beispielsweise Kardinal Marx, eine Erneuerung der starren Richtlinien der Kirche einzuleiten. Beim sogenannten Synodalen Weg berieten Kirchenvertreter, Gläubige, Bischöfe und Priester über mögliche Reformvorhaben – ganz oben auf der Liste stand beispielsweise auch die angedachte Segnung von homosexuellen Paaren. Zuvor hatte sich Kardinal Marx bei einem queeren Gottesdienst im Frühjahr dieses Jahres in München für das Leid entschuldigt, das die Kirche bei homosexuellen Menschen verursacht habe. Nun kommt die klare Anweisung vom Vatikan in Rom: Die Reformer sollten künftig gehorsam sein und schweigen.
Es handelt sich dabei um eine offizielle Erklärung des Heiligen Stuhls. In italienischer und in deutscher Sprache wird deutlich gemacht, dass der Synodale Weg und seine Vertreter in Deutschland nicht dazu befugt seien, Priester, Bischöfe oder Gläubige dazu zu ermuntern, die Leitung der Kirche oder die Lehre und die Moral der Institution in irgendeiner Weise auch nur in Frage zu stellen. Auch jedes Gespräch über eine Neu-Ausrichtung der Kirche selbst oder der Machtstrukturen innerhalb würden sich verbieten. Die Rolle der Frau sehe auch weiterhin kein Priestertum vor. Scharf warnte der Vatikan davor, diesen Weg weiter zu beschreiten, dies könne zu einer Spaltung der Kirche selbst führen. Die Anweisungen wurden dabei von oberster Stelle selbst, Papst Franziskus, abgesegnet.
In einer ersten Reaktion auf die Rüge aus Rom erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, dass sie keinen deutschen Sonderweg anstreben würden, aber es dennoch als ihre Pflicht ansehen, dringend notwendige Änderungen zu benennen. Die zentralen Themen des Synodalen Wegs sind das Priestertum, die Position der Frauen und die Sexualmoral, allesamt entstanden als Reaktion auf die massiven und fortlaufenden Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche. Stetter-Karp und Bätzing bestätigten dabei auch, dass sich der Vatikan bis heute einer direkten Kommunikation mit dem Synodalen Weg verweigere. Dies sei irritierend. Eine große Mehrheit der deutschen Bischofskonferenz steht hinter dem Synodalen Weg, sodass Kirchenexperten inzwischen die Möglichkeit äußern, dass sich ähnlich wie mit Martin Luther vor rund 500 Jahren die katholische Kirche abermals spaltet und so eine deutsche Nationalkirche entstehen könnte. Eines ist seit dieser Woche aber klar: Die Kirchenleitung in Rom wird und will keine Schritte auf Homosexuelle oder Frauen zugehen.